REUTLINGEN. Wer sich nach den schönen Seiten des Lebens sehnt, sollte auf den Reutlinger Wochenmarkt gehen. Aktuell prophezeit Marktmeister Martin Frech nach Ostern leckere beerige Aussichten. Denn dann dürften seiner Meinung nach viele Schalen voller prächtiger Erdbeeren aus deutschem Freilandanbau zu erschwinglichen Preisen an den Obstständen um die Gunst der Leckermäuler buhlen.
Noch stammt das Angebot an roten Früchten aus eher kostspieligen Quellen. »Derzeit im Verkauf sind entweder italienische Freilandware oder Beeren aus deutschen Gewächshäusern«, sagt Frech. Was sich unweigerlich im Geldbeutel bemerkbar macht: »Das Pfund kann bis zu sieben Euro kosten«. Ist die Saison erst voll im Gange, werden die Preise fallen.
»Eine reife Erdbeere sollte voll gefärbt sein«
»Letztes Jahr hatten wir zu Ostern die ersten deutschen Freilanderdbeeren. In diesem Jahr schaffen wir das nicht«, sagt der Betreiber des Sickenhäuser Obsthofes Frech, der neben seinem Hofladen plus Stand auf dem Wochenmarkt demnächst auch von Mittwoch bis Samstag in der Rommelsbacher Ortsmitte vertreten sein wird.
»Ich denke, wir werden noch etwas brauchen, bis eine normale Menge an Erdbeeren kommt«, prophezeit er. Tendenziell erwartet er ein »etwas knapperes« Warenangebot. Die »politischen Rahmenbedingungen« hätten einige Erzeuger zur Aufgabe des Beerenanbaues gebracht. »Das ganz große Thema ist der Mindestlohn für Erntehelfer«, erklärt Frech. Manche Bauern hätten diese Mitarbeiter im Akkordlohn bezahlt – niedriges Grundgehalt, aber Prämien je nach Pflück-Menge. »Jetzt ist der Leistungsanreiz etwas kleiner«, vermutet der Marktbeschicker.
Das Rezept: Erdbeer-Carpaccio
Zutaten (4 Portionen):
500 Gramm Erdbeeren
Eine Orange
Ein kleines Ingwerstück
Etwas Honig
Minzblättchen zum Garnieren.
Zubereitung:
Orangensaft mit feingehackten Ingwerstücken und Honig verrühren, aufkochen. Abgeriebene Orangenschale
einrühren und bei starker Hitze sirupartig einkochen
Erdbeeren in feine Scheiben schneiden. Erdbeeren auf Tellern überlappend anordnen. Leicht abgekühlten Sirup darüber träufeln. Mit Minze garnieren.
Quelle: Michaela Peschl in der Rezeptesammlung der Unix-AG der Technischen Universität Kaiserslautern.
Preislich könnten Verbraucher in Kürze realistisch mit vier Euro pro Schale kalkulieren. »Vielleicht können wir auch 3,50 Euro erreichen. Schnäppchenpreise von zwei Euro wie etwa vor drei Jahren halte ich für unrealistisch«, meint er. Dazu passend hat er einige Tipps, wie sich wirklich lohnende Früchtchen erkennen lassen.
»Eine reife Erdbeere sollte voll gefärbt sein«, erklärt der Marktbeschicker. Der Rot-Ton selbst sei dabei je nach Pflanze unterschiedlich, »es gibt hellere und dunklere Sorten«, daher kein Kriterium für die Geschmacksqualität. Allerdings ist schon diese Prüfung ein klares Zeichen dafür, wie unreif viele der in Supermärkten ganzjährig offerierten Erdbeeren aus fernen Gewächshäusern sind: Oben rot, unten blass. Mit viel Chemie aufgepumpte Kunstprodukte von zweifelhafter geschmacklicher Qualität. Da lässt sich eine Menge dadurch sparen, solche extrem teuren Früchte links liegen zu lassen. Gute Ware vom Wochenmarkt ist dagegen ihr Geld wert, bedarf allerdings auch einer sachkundigen Behandlung.
»Die Erdbeere ist nicht zum Einlagern gedacht«
Ganz grundsätzlich sind die süßen Früchtchen zum zeitnahen Vernaschen da. »Die Erdbeere ist nicht zum Einlagern gedacht«, betont Frech. Die Ware, die er selbst früh morgens auf dem Stuttgarter Großmarkt vom Erzeuger Kilburger aus dem Remstal kauft, ist am Vortrag gepflückt worden, »und die muss ich am gleichen Tag verkaufen«. Wärme mögen die roten Prachtstücke weniger, weswegen die Kundschaft möglichst in der Morgenfrische kommen sollte – um danach die erworbenen Schalen im Kühlschrank aufzuheben und schnell zu genießen. »Eine halbe Stunde vor dem Verzehr wegen des Aromas rausnehmen«, rät Frech. Er selbst verspeist die Frucht »am liebsten pur oder als Kuchen«. Wer die köstlichen Früchte etwas länger aufheben möchte, sollte auf Sorten mit eher festem Fruchtfleisch achten, die seien länger haltbar. Für die Erdbeersaison wünscht sich der Marktmeister vor allem passendes Wetter.
Maximal 25 Grad mögen die Pflanze und ihre Früchte. Maßvoll regnen sollte es möglichst in der Nacht. Andauernde Niederschläge wären ebenso unpassend wie längere Trockenphasen. »Das Schlimmste für die Erdbeere sind Gewitter an einem heißen Sonnentag – sprich Regen auf aufgeheizte Früchte«. Deshalb gleich mal bei Frau Holle Bescheid sagen. (GEA)