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Bar auf Reutlinger Kaufhof: Vergabe sorgt für Unmut

Die Stadt Reutlingen bestätigt: Aufs Parkdeck des Kaufhof-Gebäudes soll eine Bar kommen, allerdings nur für diesen Sommer. Eigentlich eine gute Nachricht. Doch bei manchen Reutlinger Gastronomen herrscht Unmut.

Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben.
Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben. Foto: Frank Pieth
Stadtbildprägend: Das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof von oben.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Was passiert mit dem Kaufhof-Gebäude? Das fragen sich viele Reutlinger, vor allem seitdem das Kaufhaus Mitte Januar endgültig seine Türen geschlossen hat. Klar ist: Eine mittel- oder langfristige Nachnutzung zu finden, ist nicht einfach. Die Stadt muss erst die komplizierten Eigentumsverhältnisse klären. Für Arbeits- oder Wohnräume ist das Gebäude im jetzigen Zustand nicht tauglich, da es im Inneren viel zu dunkel ist. Ein Teil-Abriss und Umbau wäre nötig. Einzelhandel oder Gastronomie ansiedeln? Auch hinter dieser Idee stehen viele Fragezeichen. Haben in den vergangenen Wochen und Monaten ja sogar in besserer Innenstadt-Lage viele Geschäfte geschlossen. Doch es gibt einen Lichtblick.

Die Stadt plant, auf dem Parkdeck über die warmen Monate hinweg eine Bar zu verwirklichen. Dies wurde finanziell erst durch eine Förderung des Bundes möglich: 750.000 Euro fließen aus dem Programm »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« (ZIZ) nach Reutlingen. Da der Mietvertrag für die Zwischennutzung mit dem Eigentümer aber noch nicht unterzeichnet ist, hält sich die Stadt mit weiteren Infos zur Bar zurück.

Info über Bar nicht weitergeleitet

Die Pläne dürften für Freude unter vielen jungen Reutlingern sorgen. Bei einigen städtischen Gastronomen ist der Enthusiasmus jedoch gedämpft. Für sie hat das Ganze ein »G'schmäckle«. Es herrscht der Eindruck, dass sich die Chefs ihres Interessenverbandes, der Reutlinger Gastro-Initiative (RGI), den Betrieb der Bar klammheimlich sichern wollten. Der RGI-Vorsitzende Harald Stoll wurde von der Stadt per E-Mail informiert, »dass nun alle Weichen seitens der Stadt Reutlingen und dem Eigentümer gestellt seien und man sich auf das Objekt bewerben kann«, bestätigt er dem GEA. Diese Nachricht hat er aber nie an die anderen RGI-Gastronomen weitergeleitet. Sie wurden somit nicht informiert – und konnten sich also auch nicht als potenzielle Betreiber dieser Bar bewerben. Einziger Bewerber nun also: die »Färberei 4 GmbH«, deren Hauptgesellschafter Stoll ist. Der RGI-Co-Vorsitzende Andrea Pinna ist Geschäftsführer dieser Firma. Auch der Club »P&K« gehört zur »Färberei 4 GmbH«.

Auf GEA-Anfrage berichten einige Reutlinger Gastronomen, sie hätten gar nichts von der Bar gewusst. Andere haben es durch »Tratsch und Klatsch« erfahren. Ja, man habe »bisher immer sämtliche Anfragen und Veranstaltungen innerhalb des Netzwerkes der RGI kommuniziert beziehungsweise ausgeschrieben«, teilt Stoll dem GEA mit. Wieso ist das also im Fall der Bar nicht geschehen?

Viel Zeit und Geld in Vorplanungen investiert

Stoll erklärt: Die »Färberei 4 GmbH« stehe schon seit März 2023 in »intensivem Kontakt mit der Stadt Reutlingen«. Die Stadt sei schon damals auf ihn und Pinna zugekommen mit der Idee, im Obergeschoss, in den einstigen Galeria-Restaurant-Räumen, einen Clubbetrieb zu etablieren. Man habe seit mehr als einem Jahr offensiv Interesse bekundet, diese Räume zu übernehmen. »Dieses natürlich in Verbindung mit der Idee, Außenbewirtschaftung auf dem obersten Parkdeck zu betreiben.« Hierzu habe schon im Mai 2023 eine Besichtigung des Objekts mit der Hausverwaltung und Vertretern der Stadt Reutlingen stattgefunden. Man habe schon damals »sehr konkret besprochen, welche Rahmenbedingungen im Gebäude für eine Skylounge, gegebenenfalls sogar mit Clubbetrieb, geschaffen werden müssten«.

Sein Betrieb habe viel Zeit und Geld in diese Vorplanungen investiert, so Stoll. »Aus der Brille des Gesellschafters stellt sich da natürlich die Frage: Warum nochmals ausschreiben?« Aus der Brille der RGI-Chefs betrachte er die Sache so: Es gebe keinen Interessenskonflikt. Schließlich habe es schon andere Projekte gegeben, bei denen die Stadt mitgewirkt hat, für die aber keine Ausschreibung innerhalb der RGI angestoßen worden war, behauptet Stoll. »Dieses meist, da im Vorfeld bereits bilaterale Gespräche mit einzelnen Gastronomen stattfanden.« Zudem findet er: Andere Gastronomen hätten - wie sein Betrieb ja auch - ebenso proaktiv Kontakt mit der Stadt aufnehmen können.

Workshops bezüglich der Zwischennutzung

Doch es werden nicht nur Pläne fürs Obergeschoss geschmiedet. Auch im Erdgeschoss soll es in diesem Jahr eine Zwischennutzung geben, die durch die ZiZ-Mittel gefördert wird. Vor rund einem Monat gab es Workshops mit Reutlinger Akteuren aus verschiedenen Bereichen, teilt die Stadtverwaltung mit. Diese Workshops wurden durch die Stadtmanufaktur GmbH, eine Beratungsfirma aus Hamburg geleitet. Zu konkreten Ergebnissen der Workshops schweigt die Stadt bislang. (GEA)