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Bande soll in Reutlingen im großen Stil mit Drogen gedealt haben

Sechs Männer aus Reutlingen und Pfullingen sollen mit großen Mengen Haschisch, Marihuana und Kokain gedealt haben. Die Angeklagten schweigen bisher vor Gericht. Das könnte sich ändern, wenn es zu einer Verständigung kommt.

Vor dem Tübinger Landgericht sind derzeit sechs Männer aus Reutlingen und Pfullingen wegen Drogenhandels angeklagt.
Vor dem Tübinger Landgericht sind derzeit sechs Männer aus Reutlingen und Pfullingen wegen Drogenhandels angeklagt. Foto: Tom Weller/dpa/dpa
Vor dem Tübinger Landgericht sind derzeit sechs Männer aus Reutlingen und Pfullingen wegen Drogenhandels angeklagt.
Foto: Tom Weller/dpa/dpa

REUTLINGEN. Mit großen Mengen an Haschisch, Marihuana und Kokain sollen sechs Männer aus Reutlingen und Pfullingen zwischen Februar 2024 und Januar 2025 gedealt haben. Am 4. Februar dieses Jahres wurden sie von der Polizei verhaftet. Seit Montag müssen sie sich nun vor der 2. Großen Strafkammer des Tübinger Landgerichts verantworten. Zu den Vorwürfen wollten sie sich bisher noch nicht äußern.

Laut Staatsanwaltschaft soll sich das Dealer-Sextett im Frühjahr 2024 zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Ihre Drogen bezogen sie offenbar aus ganz Deutschland. Im Dezember vergangenen Jahres fuhr beispielsweise einer der Angeklagten nach Hamburg, um sich dort rund sieben Kilo Kokain zu besorgen. Auch Drogen in Frankfurt und Stuttgart standen auf der Einkaufsliste. Das Rauschgift verkauften die Dealer meist gleich weiter an Süchtige im Raum Reutlingen, Pfullingen oder Stuttgart. Als Bunker dienten verschiedene Wohnungen oder auch Gartengrundstücke.

Einem verdeckten Ermittler aufgesessen

Allerdings gerieten sie bei ihren einträglichen Geschäften bald ins Visier der Ermittler. Unter die Kunden mischte sich nämlich ein verdeckter Ermittler des Landeskriminalamts. Deshalb konnten letztendlich auch einige der Drogen und vor allem Bargeld von der Polizei später sichergestellt werden.

Am Montag wurden die Angeklagten unter großen Sicherheitsvorkehrungen in den Schwurgerichtssaal geführt. Jeden der an Händen und Füßen gefesselten Männer begleiteten zwei Justizbeamte. Als der Prozess mit dreiviertelstündiger Verspätung begann, versperrten die Beamten alle Ausgänge des Saales.

Die Angeklagten wirkten sehr gefasst. Manche grinsten ins Publikum, wo vermutlich Freunde oder Familienmitglieder saßen. Fünf der Angeklagten im Alter zwischen 23 und 30 Jahren sitzen in U-Haft, einer von ihnen, ein 23-jähriger Pfullinger, der nach Aussage des Vorsitzenden Richters Dr. Christoph Kalkschmid »eine absolute Randfigur« des Geschehens ist, ist derzeit in Freiheit.

Verständigung soll Prozess abkürzen

Der Prozess wurde auf 14 Verhandlungstage angesetzt, »weil wir viele Details zu klären haben«, so Kalkschmid. Allerdings hofft er, den Prozess abkürzen zu können. Eine Absprache zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung soll dabei helfen. So einfach wird dies wohl nicht, wie am Montag aus den Erklärungen einiger Verteidiger herauszuhören war.

Im Gerichtssaal

Gericht: Dr. Christoph Kalkschmid (Vorsitz), Michelle Mayer. Schöffen: Eser Turgut, Thomas Braun, Staatsanwaltschaft: Nicole Luther. Verteidiger: Christos Psaltiras, Mona Hammerschmid, Harald Stehr, Önsel Ipek, Horst Epple, Dr. Markus Bessler. (vit)

Bis zum nächsten Verhandlungstag will die Strafkammer einen Verständigungsvorschlag vorlegen. Danach soll der Ermittlungsführer der Polizei gehört werden. Erst danach werden die Prozessbeteiligten über den Vorschlag diskutieren und dann entscheiden, »an welchen Punkten wir uns verständigen können«, meinte Kalkschmid.

Bis dahin wollen die Angeklagten auch keine Angaben zu den Vorwürfen machen. Einige erklärten sich aber bereit, wenigstens zu ihrer Person etwas zu erzählen. Ein Gutachter soll zudem klären, inwieweit bei den Drogengeschäften eine mögliche Rauschmittelabhängigkeit der Angeklagten eine Rolle gespielt haben könnte. Der Prozess wird am 11. November fortgesetzt. (GEA)