REUTLINGEN. Zum Weltflüchtlingstag hat das seit zwei Jahren bestehende Bündnis für Menschenrechte Reutlingen, dem mittlerweile mehr als 80 Verbände, Institutionen, Kirchen, Unternehmen und Einzelpersonen angehören, am Freitag, 20. Juni, spätnachmittags auf dem Reutlinger Marktplatz Geschichten von Geflüchteten hör- und sichtbar gemacht. Die Idee zu dieser Kunstaktion mit dem Titel »Mein Name ist: Mensch« hatte der AK Flucht und Asyl.
Den Anlass gab laut Sigrid Kulik von der Caritas die aktuelle rechtspopulistische Diskussion um den Abbau des Asylrechts. Beteiligt an der aufsehenerregenden Aktion war auch Asyldiakonin Anna Sonnemann vom Diakonieverband. Bei der Umsetzung half das Spendenparlament. »Uns ist wichtig klarzustellen, dass die Menschenrechte nicht verhandelbar sind«, erklärte Christian Lawan vom Sprecherteam des Bündnisses.
Zu Kurzberichten etwa von Rima aus Syrien und Aleyna aus der Türkei mit teilweise dramatischen Stationen ihres Lebens hat die in Damaskus geborene und lange in Palästina lebende Wafaa Salwan (56) lebensgroße Figuren in Acryl und Draht auf Sperrholz geschaffen. Als einziger lebt der »Pianist aus den Trümmern«, den eine Fernsehdoku bekanntmachte, heute nicht in Reutlingen. Er gebe hier aber im Herbst ein Konzert, erläuterte Sigrid Kulik.
Zur Eröffnung der am 18. September startenden Interkulturellen Wochen soll auch die Ausstellung »Mein Name ist: Mensch« erneut zu sehen sein. Der Titel bezieht sich Kulik zufolge auf die jüngst verstorbene Holocaustüberlebende Margot Friedländer, die immer wieder betonte: »Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen!« Es gebe kein jüdisches, kein muslimisches und kein christliches Blut, sondern nur menschliches Blut. Einfach Mensch sein und andere wie Menschen behandeln, das klinge so einfach, sagte Kulik und lud die interessiert stehen Gebliebenen ein: »Lassen Sie sich darauf ein, Menschen zu begegnen.«
Es sei keineswegs sicher, dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, ihre Flucht gesund überstehen, erklärte Lawan: »Umso schlimmer, wenn ihre Integration behindert wird und sie als Schuldige für unsere sozialen Probleme verantwortlich gemacht werden!« Wafaa Salwans Mann etwa ist 2019 auf der Flucht vor Krieg und »höchster Lebensgefahr« auf der griechischen Insel Kos gestorben. Die vierfache Mutter und Lehrerin arbeitet heute als pädagogische Hilfs- und Integrationskraft im Kindergarten, einer ihrer Söhne als IT-Fachmann im Kreiskrankenhaus, sein Bruder studiert noch. »Jeder kann etwas Gutes zur Gesellschaft beitragen« ist die Künstlerin überzeugt. (GEA)