REUTLINGEN. Miteinander und füreinander entsteht jetzt aus der Christuskirche eines neues Diakonisches Zentrum. Beim Baubeginn am Mittwoch waren die prominenten Spatenträger aus Kirche und Stadt voll des Lobes für dieses aus ihrer Sicht in mehrfacher Hinsicht zukunftsweisende Projekt. Aus der Kirche wird, so Dekan Marcus Keinath, »ein Denkmal der Empathie«. Bis zum ersten Advent 2026 soll das aus der umgebauten Christuskirche und drei Neubauten bestehende Zentrum fertig sein.
Mit einem Gesamtvolumen von 22 Millionen Euro ist dieses Vorhaben laut Keinath für die Evangelische Kirche Reutlingen »ein Mega-Projekt. Eine Riesenherausforderung«. Vor allem jedoch ein Grund zur Freude, da sind sich alle Gäste des Spatenstiches einig. Oder wie es Oberbürgermeister Thomas Keck ausdrückt, »hier entsteht für die Stadt ein tolles Leuchtturmprojekt«.
»Viele haben zum Gelingen beigetragen«
Vieles leuchtet daran: Die Christuskirche bleibt als öffentlicher Ort der Begegnung erhalten. Der Diakonieverband bekommt für ein Beratungsangebot neue und barrierefreie Räumlichkeiten. Es entsteht bezahlbarer Wohnraum und obendrein ein neues Zentrum in der Tübinger Vorstadt. Unumstritten war das Projekt nicht, weswegen Keck die Bürgerbeteiligung durch die Gesamtkirchengemeinde Reutlingen lobt.
Bei zehn Treffen mit Werkstatt-Charakter konnte jeder seine Bedenken und Kritik äußern. Wo möglich, wurde das bei der Planung berücksichtigt. Sichtbar ist das am erhalten gebliebenen Park südlich vor der Kirche. »Viele haben ihren Teil zum Gelingen beigetragen«, sagt Projektleiter Frank Ziegler, »möge unser Projekt landesweit Nachahmer finden«.

Ein Meilenstein war der Architektenwettbewerb im Januar 2023, bei dem die Entwürfe der a + r Architekten (Ackermann und Raff) aus Tübingen gewonnen haben. Im Oktober 2024 gab der Gemeinderat grünes Licht für den Bebauungsplan. Allen Beteiligten schwebte dabei stets das Schicksal der ehemaligen Leonhardskirche als abschreckendes Beispiel vor, denn diese Immobilie steht seit Jahren leer.
Die 1936 erbaute Christuskirche zeigt sich unterdessen ausgeräumt. Die Bänke gingen in einer Spendenaktion unter anderem an Schulen und private Haushalte – landeten keinesfalls im Müll. Gleiches gilt für den 90 Jahre alten Dielenboden, den ein Restaurator fachkundig ausgebaut hat, und der bald in der Diakonie in Waiblingen wieder verlegt werden soll. »Kosten für die Demontage sind uns keine entstanden«, freut sich Ralph Kuntz als kaufmännischer Leiter des Diakonieverbandes Reutlingen.
Info-Abend
Am Montag, 7. April, sind alle Interessierten von 18 bis 20 Uhr in der Nikolaikirche in Reutlingen zu einem Info-Abend zu den Clusterwohnungen beim Diakonischen Zentrum Christuskriche eingeladen. Dabei kann diese besondere Wohnform kennengelernt werden, in der vier bis sechs Personen einzelne Appartmens bewohnen und sich eine großzügige Wohnküche teilen. (pr)
Die Orgelpfeifen werden auch weiter ihr Loblied auf Gott anstimmen: Ein italienischer Orgelbauer hat sie abgeholt, »die werden in zwei verschiedene Orgeln eingebaut«. Zu haben seien, lockt Kuntz, mit den Deckenleuchten von Louis Poulsen noch sechs Designerstücke aus den 70er-Jahren. Aber das ist alles nur eine Nebensache, denn mit Blick auf den Sportplatz der Hermann-Kurz-Schule wächst so einiges.
Beratungs- und Gruppenräume werden im hinteren Bereich der Kirche eingebaut. Die Seitenschiffe beherbergen ein Café und Angebote der Diakonie. Das Mittelschiff und der Altarraum bleiben für Gottesdienste, Konzerte und Veranstaltungen erhalten. Im Osten der Kirche entstehen drei Quadrat-Häuser, die sich um einen Kirchhof gruppieren. Hier ist Platz für 18 Wohnungen. (GEA)