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Aktuell Reutlingen

Aus Foyer U3 wird Franz K.

REUTLINGEN. Zur »Abbruchparty« hatte der KU3-Trägerverein ins Foyer U 3 eingeladen und damit offenbar selbst unter Stammgästen für einige Verwirrung gesorgt. »Wie lange habt ihr noch auf?«, diese Frage bekam die Nepomuk-Mannschaft in den letzten Wochen immer wieder zu hören. Und so wurden Andreas Roth vom KU3-Vorstand und Kerstin Anton, Geschäftsführerin des Nepomuk, am Freitagabend nicht müde, zu betonen, dass durchaus nicht der Abbruch des Gebäudes auf dem Plan steht.

Tanglefoot (oben links) und Ina Z. (unten links) brachten das Publikum im alten Kinosaal für die Versteigerung in Fahrt. Die Auk
Tanglefoot (oben links) und Ina Z. (unten links) brachten das Publikum im alten Kinosaal für die Versteigerung in Fahrt. Die Auktionatoren Derek High, Ulrike Decker und Karl Grüner (vorne von rechts) konnten sich vor Geboten kaum retten. FOTOMONTAGE: TRINKHAUS
Tanglefoot (oben links) und Ina Z. (unten links) brachten das Publikum im alten Kinosaal für die Versteigerung in Fahrt. Die Auktionatoren Derek High, Ulrike Decker und Karl Grüner (vorne von rechts) konnten sich vor Geboten kaum retten. FOTOMONTAGE: TRINKHAUS
Zwar wird das Foyer U3, das ehemalige »Franzosenkino«, ab sofort für ein gutes Jahr geschlossen, komplett ausgebeint und im Rahmen der städtischen Kulturkonzeption zum soziokulturellen Zentrum umgebaut (der GEA berichtete). Auch der Eingangsbereich und die Toiletten im Untergeschoss sind in den Umbau einbezogen. Das Café Nepomuk jedoch ist während der gesamten Bauzeit wie gewohnt für seine Gäste da.

»Ganz ohne Unannehmlichkeiten wird es nicht gehen«

Na ja, fast wie gewohnt, räumt Kerstin Anton ein. »Toilettencontainer im Garten, tagsüber Lärm von der Baustelle - ganz ohne Unannehmlichkeiten wird der Umbau nicht über die Bühne gehen.« Doch das Team freut sich schon heute riesig auf die Möglichkeiten, die das Zentrum nach der für Dezember 2008 geplanten Neueröffnung bieten wird.

Bis dahin setzt man auf die Treue und Solidarität der Gäste. Die bewiesen ihre Verbundenheit mit Café und Foyer auch am Freitag: tanzten auf dem abschüssigen Boden des leergeräumten, mit Absperrbaken und Verkehrsschildern bereits als Baustelle ausgewiesenen Kinosaals zu den einheizenden Irish-Rock-Rhythmen von Tanglefoot, amüsierten sich über Ina Z., die mal als gestrenge Phonetiklehrerin Edda Winter, mal als graziöse Stelzenfrau Madame Melba auftrat, und steigerten sich bei der Auktion, bei der vor allem die alten Kinosessel, aber auch sonstige Nepomuk- und Foyer-Devotionalien unters Volk gebracht wurden, in einen wahren Bieterrausch.

In Fünfer-, Vierer-, Dreier-, Zweiergruppen oder als Einzelsessel gingen die Kinositze zu Stückpreisen von bis zu dreißig Euro weg wie warme Semmeln, sowohl die kunstlederbezogenen als auch die in rotem Plüsch. Von beiden Modellen habe sich das Stadtarchiv bereits je ein Exemplar gesichert, erzählte Andreas Roth, sehr zufrieden mit dem Gang der Geschäfte.

Immerhin soll der Gemeinderat demnächst noch den Einbau einer Galerie in den Veranstaltungsraum beschließen, was einen Eigenbeitrag des Trägervereins in Höhe von 35 000 Euro voraussetzt. Da sei jede Einnahme, Spende oder auch Bürgschaft willkommen.

Höhepunkt des Abends war jedoch die Bekanntgabe des neuen Namens für das soziokulturelle Zentrum. Unter rund siebzig eingereichten Vorschlägen hatte der KU3-Vorstand ausgewählt; etwas Vielsagendes und Originelles, dabei leicht Auszuprechendes sollte es sein. Gewonnen hat: »Franz K.« Nein, nicht der berühmte Franz Kafka ist damit gemeint, obwohl ein allgemeiner kultureller Bezug durchaus erwünscht sei, erklärt Roth. Franz K. steht für »Kulturzentrum im alten Franzosen-Kino« und damit in der Tradition, soziokulturelle Zentren nach den umgenutzten Gebäuden zu benennen, in denen sie untergebracht sind. Die Abbruchpartygäste nahmen die Idee mit viel Beifall auf. (GEA)