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Aktuell Spaziergang

Auf den Spuren alter Gebäude in der Reutlinger Oststadt

Der erste kommunalpolitische Stadtteilspaziergang der Initiative Lebenswerte Oststadt (ILOS) stieß am Samstag auf großes Interesse.

ILOS-Sprecher Karl-Heinz Krauß führte mit Unterstützung von Anita Mehl durch die Oststadt.
ILOS-Sprecher Karl-Heinz Krauß führte mit Unterstützung von Anita Mehl durch die Oststadt. Foto: Jürgen Spieß
ILOS-Sprecher Karl-Heinz Krauß führte mit Unterstützung von Anita Mehl durch die Oststadt.
Foto: Jürgen Spieß

REUTLINGEN. Zweifellos hat die Oststadt einiges zu bieten, denn der in der Gründerzeit und Industrialisierung entstandene Stadtteil ist geprägt von zahlreichen Villen, zum Teil von unter Denkmalschutz stehenden Stadthäusern mit schön gestalteten Fassaden und Vorgärten, mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern sowie Freiflächen und Grünzonen. Die Initiative Lebenswerte Oststadt (ILOS) setzt sich dafür ein, dies zu erhalten und lud am Samstagnachmittag zu einem ersten kommunalpolitischen Stadtteilspaziergang, zu dem sich rund 30 Personen eingefunden hatten.

Im Blickpunkt standen dabei insbesondere acht frei werdende und zum Verkauf stehende Häuser des Landratsamtes, das 2026 in ein neues, großes Gebäude an der Spitze zwischen Karlstraße und Stuttgarter Straße ziehen wird. Derzeit sind die rund tausend Mitarbeiter des Landratsamtes auf insgesamt knapp 20 Gebäude in der Oststadt verteilt, die zum Teil angemietet sind und von denen zehn Häuser dem Landkreis gehören. Zwei davon (Schulstraße 26 und Charlottenstraße 25) will der Kreis behalten und vermieten, die anderen acht sollen veräußert werden, wobei die Stadt das Vorkaufsrecht hat.

Der von ILOS-Sprecher Karl-Heinz Krauß geführte Stadtteilspaziergang startete an der St. Wolfgangs-Kirche, in dessen Nachbarschaft sich die beiden Gebäude Sankt-Wolfgang-Straße 13 und 15 befinden. Die Häuser stehen zwar nicht unter Denkmalschutz, aber der Initiative Lebenswerte Oststadt geht es vorrangig darum, sie auch nach einem Verkauf zu erhalten und sinnvoll zu nutzen: »Wir möchten die Oststadt nicht zu einem Puppenhaus machen«, erläuterte Karl-Heinz Krauß, »es geht uns um eine behutsame Entwicklung freier oder frei werdender Flächen sowie den Erhalt von Grünzonen und damit einer Zunahme der Lebensqualität für alle«.

Das bedeutet, dass etwa Vorgärten erhalten bleiben und die zunehmende Versiegelung gestoppt wird. Der Verlust an stadtbildprägenden Gebäuden und Gärten soll begrenzt und Möglichkeiten überprüft werden, wichtige Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Von den acht zum Verkauf stehenden Gebäuden stehen nur das 1903 erbaute Hauptgebäude des Landratsamtes in der Bismarckstraße 47 und das 1890 erbaute Kreisamt für Landentwicklung und Vermessung in der Schulstraße 16 unter Denkmalschutz. Vier weitere Gebäude sind Prüffälle und zwei stehen nicht unter Denkmalschutz.

Neben Karl-Heinz Krauß referierte Anita Mehl Hintergründe zum Denkmalschutz und Kurt Schneider steuerte bei einzelnen Haltepunkten ebenfalls Informationen bei. Im Zentrum des Stadtspazierganges standen die Gebäude 13 und 15 in der Sankt-Wolfgang-Straße, die in der Bismarckstraße 14, 16 und 47, die Schulstraße 16 sowie die Aulberstraße 28 und 32. »Ein kleines Schmuckstück« präsentierte Karl-Heinz Krauß noch in der Nähe des Landratsamtes in der Bismarckstraße 38, das Ende des 19. Jahrhunderts vom ehemaligen staatlichen Forstamt als Wagenschuppen genutzt wurde und nun leer steht. Trotz der Einzigartigkeit dieses Gebäudes steht es nicht unter Denkmalschutz, im Gegensatz zu dem 1904 gebauten Haus in der Aulberstraße 28, das zusammen mit dem Landratsamt-Hauptgebäude zum Verkauf steht.

Auch wegen der klammen Kassen ist derzeit noch ungewiss, ob die Stadt Reutlingen, die Interesse angemeldet hat, bei den acht zum Verkauf stehenden Gebäuden zuschlägt. Die GWG ist in den Prozess ebenfalls eingebunden. Eine wichtige Voraussetzung lautet: »Es sollte ein Käufer gefunden werden, der die Gebäude erhält und sinnvoll nutzen kann«, so Karl-Heinz Krauß. (GEA)

Das Hauptgebäude des Landratsamtes steht nach dem Umzug ebenfalls zum Verkauf.
Das Hauptgebäude des Landratsamtes steht nach dem Umzug ebenfalls zum Verkauf. Foto: SPIESS
Das Hauptgebäude des Landratsamtes steht nach dem Umzug ebenfalls zum Verkauf.
Foto: SPIESS