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Auf dem Reutlinger Wochenmarkt haben Granatäpfel jetzt Saison

Das körnige Innenleben sogenannter Paradiesäpfel punkte mit B-Vitaminen, Eisen und Antioxidantien. Jetzt hat ihre Saison begonnen. Geerntet werden die roten Kugeln bis in den Februar hinein.

Die Saison für Zitrusfrüchte und Granatäpfel hat begonnen: Domenico Arcuri spricht von guten Erträgen und guter Qualität.
Die Saison für Zitrusfrüchte und Granatäpfel hat begonnen: Domenico Arcuri spricht von guten Erträgen und guter Qualität. Foto: Frank Pieth
Die Saison für Zitrusfrüchte und Granatäpfel hat begonnen: Domenico Arcuri spricht von guten Erträgen und guter Qualität.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Granatäpfel betören - nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge. Denn intensiv-grün ist die Laubfärbung der Weiderich-Gewächse, feurig orange lodern ihre Blüten und karmesinrot erstrahlen die Früchte. Letztere sollen, so heißt es, Ur-Mutter Eva dazu verführt haben, einen unverzeihlichen Tabubruch zu begehen und damit sich und ihren Gatten Adam - schwuppdiwupp - aus dem Paradies zu katapultieren.

Tja, dumm gelaufen für die beiden. Und natürlich auch für all ihre Nachkommen. Wiewohl man es Eva nun wirklich nicht verdenken kann, dass sie erst der feurigen Blütenpracht und danach dem karmesinroten Zauber einer Schöpfung erlegen ist, deren Schönheit nachgerade euphorisiert und den Mächtigen bis in die Neuzeit hinein Insignie war - in Gestalt des Reichsapfels.

Granatäpfel als Fruchtbarkeits- und Machtsymbole

Oh ja, Granatäpfel haben es als Fruchtbarkeits- und Machtsymbole weit gebracht, nachdem sie auch jenseits von Eden Wurzeln schlagen durften: zunächst im Gebiet des heutigen Iran, später außerdem in Südeuropa. Künstler legten sie Demeter, Persephone, Aphrodite und Athene in die zarten Hände, und deutsche Kaiser ließen sich mit ihnen - also mit ihren edelsteinbesetzten Pendants - porträtieren: als Zeichen ihrer Weltherrschaft. Derweil Wochenmarktbeschicker Domenico Arcuri das vitaminreiche Obst einfach bloß verkauft - gänzlich ohne staatstragenden Gestus und ohne mythologische Unterstützung. Denn zur Seite steht ihm an diesem späten Vormittag keine graziöse Göttin, sondern sein 16-jähriger Sohn Antonio, der beim GEA-Besuch vor allem Orangen und Clementinen über die Theke reicht.

Das Rezept: Persisches Granatapfel-Hühnchen

Zutaten (2 Portionen): 2 Hühnerbrustfilets, Olivenöl, Salz, Pfeffer, eine kleine gehackte Zwiebel, 200 ml Granatapfelsaft, 2 EL flüssiger Honig, 3 cm geschälte und gehackte Ingwerwurzel, 1 TL Pimentpulver, 1 TL Zimtpulver, 1 TL Muskatnusspulver, 1 Prise Nelkenpulver, 3 EL Zitronensaft, 1 EL Thymianblättchen, Zubereitung: Die Hühnerbrustfilets in Öl anbraten, salzen und pfeffern. Alle übrigen Zutaten in eine Schüssel geben und per Zauberstab pürieren. Das Huhn mit dem Würzsaft übergießen und bei 170 Grad etwa 25 Minuten im Ofen garen. Nach Belieben beim Servieren mit Granatapfelkernen bestreuen. Dazu passt (Basmati)-Reis und als Gemüsebeilage Rosenkohl.
Tipp: Auch Hähnchenschenkel können verwendet werden. Dann ist Garzeit aber länger.

Aber auch Granatäpfel sind sehr gefragt. Und zwar weniger, weil sie vom »Baum der Erkenntnis« abstammen sollen, als vielmehr wegen ihrer inneren Werte; und weil sie - wie nahezu alle Produkte am Stand von Domenico Arcuri - als pflückfrische Direktimporte aus Kalabrien den Weg nach Reutlingen gefunden haben: herangereift und geerntet in den Plantagen von Arcuris italienischer Familie sowie in den Obstgärten befreundeter Landwirte.

Harte Schale und körniges Innenleben: verzehrt werden die Kerne, nicht ihr Drumrum.
Harte Schale und körniges Innenleben: verzehrt werden die Kerne, nicht ihr Drumrum. Foto: MEV-Verlag
Harte Schale und körniges Innenleben: verzehrt werden die Kerne, nicht ihr Drumrum.
Foto: MEV-Verlag

»Gut«, sagt der Beschicker, »ist der Ertrag in diesem Jahr«. Und das Bio-Obst (der 40-Jährige verkauft ausschließlich unbehandelte Ware) schmeckt solchermaßen vollaromatisch, dass Ur-Mutter Eva darob vermutlich abermals sündigen würde - und zwar ohne dabei ihre schlanke Linie zu gefährden. Sind Paradiesäpfel doch ebenso kalorienarm wie gesund.

Süß-säuerlich und supergesund

Süß-säuerlich im Geschmack, punkten die roten Kugeln mit B-Vitaminen und Eisen. Außerdem enthält ihr körniges Innenleben viele entzündungshemmende Antioxidantien, sogenannte Polyphenole und Flavonoide. Weshalb Granatäpfel längst auch der Kosmetik-Industrie dienlich sind. Und der Naturheilkunde, die sich die Blutdruck senkenden und Immunabwehr stärkenden Eigenschaften zunutze macht. Während Granatäpfel in der Küche zum Beispiel Soßen eine fruchtig-frische Note verleihen.

»Ab Oktober bis in den Februar hinein«, weiß Domenico Arcuri, haben Paradiesäpfel Saison und kommen mitnichten ausschließlich als leuchtend rote, sondern auch als bräunlich-orangene Exemplare in den Handel. Wobei die Schalenfärbung keine Rückschlüsse auf die Güte der Früchte zulässt, wie Arcuri erklärt.

Einfach, lecker und ein Augenschmaus: Feldsalat mit Granatapfelkernen und Walnüssen.
Einfach, lecker und ein Augenschmaus: Feldsalat mit Granatapfelkernen und Walnüssen. Foto: Gabriele Küster
Einfach, lecker und ein Augenschmaus: Feldsalat mit Granatapfelkernen und Walnüssen.
Foto: Gabriele Küster

Das Kolorit sei nämlich sortenbedingt unterschiedlich und habe rein gar nichts mit dem Reifegrad des Obstes zu schaffen. Denn der lässt sich anders feststellen. Ist die Schale von Granatäpfeln etwas rau und tragen sie einen trockenen Blütenansatz, haben sie ihre Verzehrfähigkeit erreicht. Und Flecken auf der Außenhaut? Sind unverdächtig - sofern es sich nicht um weiche Stellen handelt, die von fauligen Innenleben künden.

Apropos Innenleben: Wie kommt man eigentlich an die essbaren Teile, also an die schmackhaften Granatapfelkerne ran - ohne sich und die Küche rot einzusaften? »Da gibt es verschiedene Methoden«, so Arcuri. Er selbst bevorzugt folgende Variante: mit einem scharfen Messer den oberen Teil der Frucht ab- und die Schale von oben nach unten so einschneiden, dass Viertel entstehen. Dann den Granatapfel vorsichtig auseinanderbrechen und die Kerne aus ihren Kammern löffeln.

Hilfreich beim »Schlachten«: kaltes Wasserbad und Sieb

Tipp: Es spritzt weniger, wenn die Frucht in einer mit kaltem Wasser gefüllten Schüssel auseinandergebrochen wird. Die Kerne müssen dann allerdings per Sieb auffangen werden. Auch Granatapfelsaft ist übrigens superlecker und verleiht unter anderem Geflügelgerichten fruchtigen Pfiff (siehe Rezeptbox). Um ihn zu gewinnen, müssen die Früchte quer halbiert und ausgepresst werden. (GEA)