REUTLINGEN. Die Schürzen der jungen Frauen in der Schulküche führen in die Irre. Hauswirtschaft ist mehr als Kochen und Reinigen. Um das zu begreifen, lohnt sich ein Besuch der Laura-Schradin-Schule. Die Schülerinnen und Schüler legen hier mit ihrer beruflichen Ausbildung in den Bereichen Hauswirtschaft, Gesundheit, Ernährung und Sozialpädagogik den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Zukunft jenseits von Töpfen oder Putzeimern. Ein Beweis dafür ist das neue Berufskolleg für Ernährung und Haushaltsmanagement (BKEH), weitere liefern der Rundgang durchs Haus sowie Gespräche mit den Menschen, die hier sichtlich gerne lernen.
»Die Mischung finde ich interessant«, erklärt Lotte Scheffelmeier, wieso sie hier eine hauswirtschaftliche Ausbildung macht. Klar bereitet sie auch in großen Schüsseln gekonnt einen Salat zu, aber ihr Ziel ist eher das Klassenzimmer als die Küche. Die 18-Jährige aus Jungingen sagt, »ich möchte meine Fachhochschulreife machen, und später technische Lehrerin werden«. Somit wird die Ausbildung in Reutlingen zum Start in eine sichere Zukunft. »Jede Schule sucht solche Lehrerinnen«, sagt Norbert Pellens als Leiter der Laura-Schradin-Schule ( www.lss-rt.de ). »Hauswirtschaft bringt was fürs Leben«, ist sich die Sondelfingerin Lena Dendorf mit ihren 17 Jahren gewiss, die dazu ebenfalls an der Fachhochschulreife interessiert ist. »Mal schauen, wo es mich hintreibt«, meint sie noch. Weitere Stimmen aus der Schülerschaft gehen in ähnliche Richtungen.
»Bonus eine Berufsausbildung zu haben«
Die Kohlbergerin Rojda Mutlu hat sich im Alter von 20 Jahren noch nicht entschieden, was sie einmal machen möchte. »Ich bin hier zur Überbrückung, oder eben wegen der FH-Reife. Und wenn die nicht klappt, mache ich eine Berufsausbildung. Entweder sozialpädagogische Assistenz oder Erzieherin«, sagt Mutlu. Gerade mal volljährig legt Helen Beutel aus Pfullingen Wert darauf, sich die Möglichkeit für ein Studium offen zu halten. Ihre Motivation zur Laura-Schradin-Schule zu gehen, beschreibt sie nachvollziehbar mit den Worten, »ich war in Hauswirtschaft ganz gut. Der Bonus ist es, noch eine Berufsausbildung zu haben«. Offenbar stellt die Vielfalt der Möglichkeiten eine der Stärken dieser Schule dar. Der Blick in den Stundenplan des neuen Berufskollegs zeigt wieso.
Auf dem Lehrplan von BKEH stehen neben Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Englisch auch »Wirtschaft und Recht« oder Datenverarbeitung sowie Chemie. Die Schülerinnen und Schüler verbringen die Unterrichtszeit in ganz unterschiedlichen Fachräumen und Klassenzimmern. Es geht eben um mehr als Kochen, wie Jutta Sachs als Leiterin des Berufskollegs erklärt. »Die Schülerinnen und Schüler lernen die theoretischen Grundlagen der Ernährung und deren praktische Umsetzung in der Küche, das zielgruppengerechte Gestalten des Wohnumfelds sowie die Planung und Umsetzung von Dienstleistungen«.
Die Laura-Schradin-Schule
Die Laura-Schradin-Schule an der Bismarckstraße 17 ist eine der vier beruflichen Schulen im Zentrum von Reutlingen. Hier lernen und arbeiten rund 800 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit etwa 85 Lehrerinnen und Lehrern, Schulsozialarbeiterinnen und weiteren Menschen. Das Bildungsangebot umfasst den Erwerb des Hauptschulabschlusses, des mittleren Bildungsabschlusses, der Fachhochschulreife und der allgemeinen Hochschulreife. Dazu gibt es viele verschiedene Schularten und beruflichen Ausbildungen. Die beruflichen Schwerpunkte in den unterschiedlichen Schularten liegen in der Hauswirtschaft, der Pflege, der Kindererziehung sowie Sozialpädagogik, Biotechnologie und Ernährungswissenschaft.
Ihren Anspruch formuliert die Schule klar im Sinne der jungen Frauen und Männer, die hier lernen: »Die Laura -Schradin-Schule bietet eine moderne Ausbildung und vielfältige Schulabschlüsse, die den Bedürfnissen der Arbeitswelt von morgen gerecht wird. Mit ihrer Fokussierung auf praxisnahe Erfahrungen, fundierte Theorie und vielfältige Karrierewege ermöglichst sie ihren Schülerinnen und Schülern einen gelungenen Start in ihre berufliche Zukunft«. An der Laura-Schradin-Schule gibt es für das kommende Schuljahr noch freie Schul- und Ausbildungsplätze. (pr)
Das sieht dann ganz praktisch so aus wie auf einem der Flure der Schule, wo eine Gruppe gemeinsam das Binden von hübschen Blumensträußen übt. Ganz gewiss wurde diese Dekoration zuvor genau kalkuliert und buchhalterisch eingeplant. Die neue Berufsausbildung eröffnet viele Perspektiven. Innerhalb von zwei Jahren kann die Fachhochschulreife erlangt werden. Der besondere Reiz des Berufskollegs liege freilich darin, dass in einem möglichen dritten Jahr in Kooperation mit Betrieben ein Abschluss machbar ist, dessen Titel auf keine Visitenkarte passt. Es mache, sagt Sachs, großen Sinn »staatlich anerkannte Assistentin für Ernährung und Haushaltsmanagement« zu werden, »dieser Abschluss ermöglicht den Einstieg ins mittlere Management«. Berufskolleg-Leiterin Jutta Sachs nennt dazu mehrere Beispiele. Die beruflichen Chancen im Bereich Hauswirtschaft seien »äußerst vielversprechend«. Absolventinnen, meistens sind es Frauen, des dritten Jahres der BKEH könnten aus einem breiten Angebot Stellenangebot schöpfen, »sei es in Tagungsstätten, Pflegeeinrichtungen, Hotels oder Krankenhäusern. Das Einstiegsgehalt liege bei rund 3.000 Euro«. Vor diesem Hintergrund ist jede Verabschiedung von ausgebildeten jungen Menschen ein Fest.

Immer wieder verlassen die Schule fertig ausgebildete Hauswirtschafterinnen und Hauswirtschafter. So wie jetzt bei der Lossprechungsfeier im Juli Eric Bierenbrodt, Lena Hildebrand, Susanne Jardiné-Waag, Marie Kristin Kevari, Jessica Regalado Sanchez, Dylan Romano und Luljeta Sefaj. Die jungen Leute nicken fast alle auf die Frage, ob sie schon eine Anstellung gefunden haben. Gefeiert wird mit exzellenten Klavierklängen von Hannah Blind und Livia Hartig sowie mehr selbst gemachten Kuchen und Delikatessen als an anderen Schulen. (GEA)