Logo
Aktuell Kommentar

Ampelausfall Reutlinger Lindachknoten: Wo war die Polizei?

Als der Verkehr gegen Abend zügiger floss, kam es zu vielen brenzlichen Situationen.
Als der Verkehr gegen Abend zügiger floss, kam es zu vielen brenzlichen Situationen. Foto: Foto: Glitz
Als der Verkehr gegen Abend zügiger floss, kam es zu vielen brenzlichen Situationen.
Foto: Foto: Glitz

REUTLINGEN. Es ist nicht nachvollziehbar: Wegen jedem schief hängenden Ästlein ist in Deutschland »die Verkehrssicherheit gefährdet«. Ein Hilfstrupp rückt aus, um das Ästlein zeitnah auf Normmaß zu kappen. Aber wenn am Lindachknoten am Donnerstagnachmittag die Ampeln ausfallen – komplett und satte drei Stunden lang – überlässt man Reutlingens neuralgischen und unübersichtlichen Verkehrsknotenpunkt sich selbst.

Wo war die Polizei? Im Präsidium beruft man sich zunächst darauf, dass das Ausfallen einer Ampel »auch bei einer größeren Kreuzung keinesfalls grundsätzlich dazu führe, dass der Verkehr durch Polizeibeamte geregelt werden muss. In solchem Fall gelten automatisch die an jeder Lichtzeichenanlage angebrachten Verkehrszeichen«. Angesicht der schlechten Ausleuchtung der Kreuzung und des Schmuddelwetters ist das natürlich spätestens mit Einbruch der Dämmerung ein schlechter Witz.

Später räumt man in der Pressestelle auf weiteres Nachfragen ein, dass man die Lage wohl nicht so eingeschätzt hat, wie sie sich vor Ort dargestellt hat. Zudem habe man gehofft, dass die gegen 15.20 Uhr gemeldete Störung schnell behoben werde. Und: Es hätten wohl auch auf die Schnelle gar nicht genug Beamte aktiviert werden können, um die Kreuzung zu sichern. Wer das Geschehen nebst etlichen Beinahe-Kollisionen längere Zeit verfolgt hat, weiß: Es grenzt an ein Wunder, dass an der von Autofahrern, aber eben auch von Radlern und Fußgängern stark frequentierten Kreuzung am Donnerstag nichts passiert ist. Hut ab: Die Reutlinger Verkehrsteilnehmer können Shared-Space.

Das Nichteingreifen der Polizei mag rechtens gewesen sein, aber es war unverantwortlich – insbesondere jenen gegenüber, die im Kollisionsfall kein Blech schützt. Der Verweis, sie hätten doch die (bei Nässe glitschige) Fußgängerbrücke mit dem meist kaputten Aufzug als Alternative nutzen können, spricht Bände: Auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer wird in Reutlingen am wenigsten Rücksicht genommen.