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Aktuell Signalwirkung

Aktionstag in Reutlingen: Stadthalle erstrahlt in Pink

Reutlingen wird Pink: Die Reutlinger Stadthalle erstrahlt am Samstagabend in ungewohntem Licht. Zum achten Mal wird sie »pinkifiziert«, um auf die Ungleichbehandlung und Probleme von Mädchen aufmerksam zu machen.

Am Samstag ist es wieder so weit: Zwischen 22 Uhr und Mitternacht erstrahlt die Stadthalle Reutlingen in markantem Pink. FOTO: G
Am Samstag ist es wieder so weit: Zwischen 22 Uhr und Mitternacht erstrahlt die Stadthalle Reutlingen in markantem Pink. FOTO: GEA-ARCHIV
Am Samstag ist es wieder so weit: Zwischen 22 Uhr und Mitternacht erstrahlt die Stadthalle Reutlingen in markantem Pink. FOTO: GEA-ARCHIV

REUTLINGEN. Die Reutlinger Stadthalle wird am Samstag von 22 Uhr bis Mitternacht wieder »pinkifiziert«. Bereits zum achten Mal ist das der Fall. Denn erneut möchte der Verein Plan International auf Probleme aufmerksam machen, mit denen Mädchen zu kämpfen haben: mit Ungleichbehandlung, die sie auch in Deutschland, vor allem aber in Ländern, in denen sie hinsichtlich ihrer Rechte stärker benachteiligt werden, erfahren.

Seit 2011 ist der 11. Oktober Welt-Mädchentag. Initiiert wurde dieser Aktionstag vom Verein Plan International, der Unterstützung durch die UNO und den Deutschen Bundestag erfuhr. Unter vielen Objekten, Bauten, Kunstwerken, die am Samstag in Pink glühen werden, ist die Reutlinger Stadthalle das einzige, das sich in Baden-Württemberg befindet.

Mehr als 60 Objekte werden deutschlandweit angestrahlt – der Europaturm in Frankfurt beispielsweise, aber auch das Schloss Oldenburg, die Brücke von Remagen, das Riesenrad am Münchner Ostbahnhof sowie eine ganze Anzahl von Objekten in Hamburg. Dass Baden-Württemberg am Aktionstag lediglich mit der Reutlinger Stadthalle vertreten ist, mag daran liegen, dass die Arbeit von Plan International im Land noch weniger bekannt ist.

Plan International ist ein Kinderhilfswerk, das sich als weltanschaulich und religiös unabhängig sieht und seit mehr als 80 Jahren existiert. Seine Wurzeln liegen im spanischen Bürgerkrieg. In mehr als 50 Ländern in Lateinamerika, Asien, Ost- und Westafrika organisieren Plan International Selbsthilfeprojekte und vermitteln Patenschaften.

Von der Patin zur Landesleiterin

Auf diese Weise lernte Jeanine Hirschburger die Organisation kennen: Gemeinsam mit ihrem Mann übernahm sie die Patenschaft für ein Kind, das mittlerweile erwachsen ist. Im Anschluss übernahm das Paar eine zweite Patenschaft, für einen Jungen in Nepal. »Uns hat die Transparenz bei Plan International überzeugt«, sagt Hirschburger.

Plan International unterstützt dabei nicht Kinder im Einzelnen, sondern die jeweilige Gemeinde, in der es aufwächst, vermittelt aber briefliche Kontakte zwischen den Pateneltern und den Kindern. Über einen Nachmittag, den die Tübinger Gruppe von Plan International veranstaltete, an dem gemeinsam Briefe an die Kinder verfasst wurden, lernte Jeanine Hirschburger die Arbeit des Vereins näher kennen.

2016 begann sie zunächst, sich ehrenamtlich in der Aktionsgruppe Tübingen-Reutlingen zu engagieren. Vor fünf Jahren übernahm sie die stellvertretende Landesleitung und ist seit zwei Jahren ehrenamtliche Landesleiterin für Baden-Württemberg bei »Plan«.

Jeanine Hirschburger studierte Textildesign in Reutlingen, lebte einige Zeit im Ausland, ist nun seit zwölf Jahren in der Achalmstadt zuhause. »Ich wusste, dass die Stadthalle über eine LED-Beleuchtung verfügt«, sagt sie. »Deshalb habe ich sie angeschrieben.«

Die Stadthalle wiederum hielt Rücksprache mit der Stadt. Und um die Halle in ein tiefes Pink zu tauchen, ist nicht mehr erforderlich, als ihre Lichtanlage mit dem entsprechenden RBG-Code zu füttern, mit der Zahl, die jeden von 16.777.216 möglichen Farbtönen durch additive Mischung exakt definiert. Und schon wird »pinkifiziert«.

Plan International vermitteln zwar auch Patenschaften für Jungen in ärmeren Ländern – »Es zeigt sich aber immer wieder, dass Mädchen noch mehr im Nachteil sind.« In dieser Hinsicht wird der Verein auch in Deutschland aktiv. Wichtige Themen sind die Menstruation und die kostenlose Versorgung von Mädchen mit Tampons und Binden – »Das sind oft teure Produkte, die viele sich nicht leisten können.«

Der Welt-Mädchentag 2025 steht jedoch unter einem anderen Motto. Ihm geht es mit dem Slogan »Let me be a Child, not a Wife« – »Lasst mich ein Kind sein, keine Ehefrau« – um die Frühverheiratung von Mädchen, um Kinderehen, Zwangsheiraten und Frühschwangerschaften, die deren Folgen für die Betroffenen sind.

Viele Kleingruppen

Auf diese Problematik möchte der Verein 2025 aufmerksam machen – auch auf dem Reutlinger Weihnachtsmarkt, wo die Aktionsgruppe Tübingen-Reutlingen seit Jahren einen Stand betreibt. Sieben Mitglieder ist diese Gruppe stark. Weitere Kleingruppen gibt es in Stuttgart und Esslingen. Ihre Motivation? »Uns geht’s gut und anderen nicht«, sagt Jeanine Hirschburger. »Jeder sollte manchmal etwas Ehrenamtliches tun. Denn das macht Spaß, und es ist ein gutes Gefühl, anderen zu helfen.« (GEA)