Logo
Aktuell Gemeinde

750 Jahre Ohmenhausen: Rückblick auf eine spannende Geschichte

Noch bis Sonntagabend ist im Alten Schulhaus in Ohmenhausen eine Ausstellung zu sehen, in der man so einiges über Ohmenhausens wechselvolle Geschichte lernen kann.

Nicht vergessen hatte der Organisator der Ausstellung, Werner Koch, die Frucht des Ortswappens ebenfalls zu präsentieren – getrocknete Birnen. »Die habe ich extra noch hergestellt«, so Koch schmunzelnd. Foto: Norbert Leister
Nicht vergessen hatte der Organisator der Ausstellung, Werner Koch, die Frucht des Ortswappens ebenfalls zu präsentieren – getrocknete Birnen. »Die habe ich extra noch hergestellt«, so Koch schmunzelnd.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. »Unser Ort war nach dem 30jährigen Krieg platt und hatte 1648 gerade noch 100 Einwohner von zuvor 250«, betonte Werner Koch am Freitagabend während des ersten Durchgangs durch die bemerkenswerte Ausstellung zum 750-jährigen Jubiläum von Ohmenhausen. Der Trachtenverein und vor allem Koch hatten diese Rundschau durch die Geschichte konzipiert, aufwändig recherchiert, zusammengestellt und im Alten Schulhaus aufgebaut. Aber: Eigentlich begann die Geschichte des Reutlinger Stadtteils ja nicht mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1272 – sondern mit einem Zeitzeugen, der im Ohmenhausener Ölschiefer entdeckt worden ist. Und der vor sage und schreibe 182 Millionen Jahre dort gelebt hat – ein fünf Meter langes Meereskrokodil.

Dieses Urtier ist in der Ausstellung ebenso abgebildet wie eine Vielzahl an alten Häusern, die einst in der Gemeinde standen oder heute immer noch dort stehen. Besiedlungskarten hat Koch in die Ausstellung mit aufgenommen, aber auch Nachweise über Hexenprozesse in Ohmenhausen. Und eine Urkunde, dass der Ort schon 1358 erstmals an Reutlingen verkauft wurde. »Billig sind wir aber nicht gewesen«, sagte Werner Koch beim Rundgang. Weinberge hat es nach den Worten des Ausstellungsorganisators in der Gemeinde einst gegeben, »wir mussten immer den Reutlinger Wein aufbessern, als wir den Zehnten abgegeben haben«. Und: 1680 gab es nur zwei Wege aus Ohmenhausen heraus – einer führte nach Reutlingen, einer nach Gomaringen. Nach Betzingen wollte damals offensichtlich niemand.

Auch eine Gruppe in Ohmenhausener Tracht

Bestandteil der eindrücklichen Ausstellung ist auch eine Gruppe in Ohmenhausener Tracht – die sieht wiederum der bekannten Betzinger Tracht sehr ähnlich. Das dürfe auch nicht verwundern, sagte Werner Koch. Schließlich gehöre die Tracht in Ohmenhausen zum Betzinger Verbreitungsgebiet, wie Koch erläuterte. Die Gruppe ist beim Flachsbrechen dargestellt, also einem der ersten Schritte zur Leinenherstellung. Nach den Worten von Reutlingens Oberbürgermeister hatte Ohmenhausen 1824 genau 824 Einwohner, »heute sind es 5.400«, so Thomas Keck während seines Grußworts am Freitagabend. »Der Boden hier hat viel erlebt und durchgemacht.« Trotz guter klimatischer Bedingungen. »Der Ort hat sich bis zur Industrialisierung vom 30-jährigen Krieg nicht erholt«, hatte Koch betont.

Gelobt haben sowohl Keck wie auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Fähnle den aufwendigen Einsatz sowie »die unermüdliche Arbeit von Werner Koch«, so die Ortsvorsteherin. »Wir waren uns einig im Bezirksgemeinderat, dass wir zum Jubiläum keine zusätzlichen Printmedien auflegen wollten«, sagte Fähnle am Freitagabend vor geladenen Gästen. Die Ausstellung sei der erste Schritt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in diesem Jahr. Zugreifen konnte Koch während seiner Recherche auf die Vorarbeit von »Oberlehrer Klink und Margret Ankele«, so Keck. Doch Koch war obendrein in allen möglichen Archiven unterwegs – in Reutlingen, Stuttgart und Ludwigsburg und hat sich durch annähernd 4.000 Einträge zu Ohmenhausen durchgekämpft. Und er hat dabei auch einiges an Geld liegen lassen – für Kopien von so manchen Urkunden in den großen Archiven musste Koch zum Teil tief in die Tasche greifen. »Ohne Sponsoren wäre die Ausstellung gar nicht möglich gewesen«, sagte denn auch Fähnle. Bescheiden winkte Koch jedoch ab, »die Ausstellung in diesem  Popup-Museum, das in zwei Tagen wieder schließt, ist nur ein kleiner Abriss aus Ohmenhausens Geschichte«. Nicht vergessen hatte der Organisator, die Frucht des Ortswappens ebenfalls zu präsentieren – getrocknete Birnen. »Die habe ich extra noch hergestellt«, so Koch schmunzelnd.

Das Fazit der Ausstellungsmacher? »Am Sonntag sind wir regelrecht überrannt worden«, sagte Koch. Insgesamt hätten rund 800 Personen die Ausstellung gesehen – die Begeisterung sei sehr groß gewesen. Und: Auch das Kinderprogramm des Fördervereins Ohmenhausen habe großen Anklang gefunden. Insgesamt also ein Riesenerfolg, freute sich Werner Koch. Er sei regelrecht gedrängt worden, die Ausstellung unbedingt zu wiederholen. (GEA)