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Aktuell Jubiläum

50 Jahre: DRK Reutlingen organisiert Blaulicht-Party

Seit 1975 gibt es den DRK Kreisverband Reutlingen. Der 50. Geburtstag soll am Sonntag, 18. Mai, gebührend gefeiert werden. Wie die Rotkreuz-Bewegung nach Reutlingen kam, was sich seit Verbandsgründung getan hat und welche Attraktionen auf Besucher des Jubel-Festes warten.

Die Rettungswache des DRK befand sich einst in der Reutlinger  Lindachstraße
Die Rettungswache des DRK befand sich einst in der Reutlinger Lindachstraße Foto: DRK Kreisverband
Die Rettungswache des DRK befand sich einst in der Reutlinger Lindachstraße
Foto: DRK Kreisverband

REUTLINGEN. Ohne Henry Dunant, soviel steht fest, wäre diese Welt deutlich schlechter aufgestellt. Denn ohne den Urvater des Roten Kreuzes gäbe es heute möglicherweise weder Katastrophenschutz noch Rettungsketten. Professionelle und ehrenamtliche Notfallhelfer müssten erst noch erfunden werden und unterm Strich läge die Zahl derer, die nach Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen zu Tode kommen, um ein Vielfaches höher – mangels professionell organisierter, lebensrettender Erstversorgung.

Jedoch: Dunant war am Start - anno 1859, als Zeuge der Schlacht von Solferino, da er hautnah mitbekam, wie übel es um die dortigen Soldaten bestellt war. Tief erschüttert soll der gebürtige Schweizer auf das ihn umgebende Leid reagiert haben. Doch statt in Schockstarre zu verfallen, schritt Henry Dunant zur Tat.

Grundstein für eine weltweite Bürgerbewegung

Er schaffte Verbandsmaterial und Nahrungsmittel herbei, um Verwundete wenigstens notdürftig versorgen zu können. Außerdem gelang ihm das Kunststück, Gleichgesinnte zu finden und zu mobilisieren; Ersthelferinnen und -helfer, die sich der Kriegsversehrten annahmen und - ohne sich dessen bewusst zu sein - den Grundstein für eine weltweite Bürgerbewegung legten: das Rote Kreuz.

Knapp drei Dekaden später, um präzise zu sein im Jahr 1887, erreicht die humanitäre Initiative auch Reutlingen. Hier ist es David Bantlin, der mit tätiger Unterstützung vieler Freiwilliger eine sogenannte Sanitätskolonne gründet, die es sich zur Aufgabe macht, in Not geratenen Mitbürgern zu helfen. Als Vorläuferin der DRK-Orts- und späteren -kreisvereine Reutlingen und Münsingen, knüpft sie ein immer engmaschigeres Unterstützer-Netzwerk, das nach diversen Modernisierungswellen und personellen Zuwächsen anno 1975 in der Fusion zweier regionaler DRK-Gruppen mündet. Seither ziehen Lebensretter von Echaz und Alb an einem Strang: Der DRK-Kreisverband ist geboren.

Publikumsmagnet: Diese Vorführung des DRK zog 1975 die Massen an.
Publikumsmagnet: Diese Vorführung des DRK zog 1975 die Massen an. Foto: DRK Kreisverband
Publikumsmagnet: Diese Vorführung des DRK zog 1975 die Massen an.
Foto: DRK Kreisverband

Heute, fünfzig Jahre später, sitzen dem GEA mit Geschäftsführer Thomas Födisch und Pressesprecherin Kristin Freytag zwei Menschen gegenüber, die sich dem karitativen Erbe Henry Dunants mit Haut und Haaren verschrieben haben. Beide stehen zwar erst seit zwei Jahren beim DRK-Kreisverband Reutlingen in Lohn und Brot, lassen dessen ungeachtet aber keinen Zweifel daran, dass sie fürs Rettungswesen und humanitäre Hilfen brennen. Allerdings: Mit Blick aufs Jubiläum hilft dieses Brennen alleine wenig. Hierfür sind nämlich historische Kenntnisse erforderlich. Weswegen sich Födisch und Freytag derzeit in die Geschichte ihres Arbeitgebers einlesen und Archivmaterial durchstöbern.

»Spannend«, finden sie das. Vor allem deshalb, weil die zurückliegenden fünf Jahrzehnte sehr bewegte waren. Und: weil es einfach Spaß macht, alte Fotografien zu sichten und sich das Reutlinger Verbandsleben seit 1975 bildlich vor Augen zu führen.

Rasanter Wandel durch Fortschritt

Was es da zu entdecken gibt? Vor allem rasanten Wandel durch Fortschritt. Denn als Reutlingens Kreisverband aus der Taufe gehoben wurde, zog das mannigfache Veränderungen nach sich. »Neue Strukturen und neue Gebäude mussten geschaffen werden«, sagt Födisch. Zumal es ja erklärtes Ziel der Fusion war, Bevölkerungsschutz, Notfallrettung und Krankentransporte zu optimieren sowie zusätzliche Hilfen im sozialen Bereich zu etablieren. Darunter der vor dreißig Jahren eingeführte Hausnotruf, darunter aber auch eine Tagespflege für Senioren.

Letztere ging 1995 im Bürgerspital beim Wagnerbuckel an den Start und war für die Achalmstadt ein absolutes Novum. Weshalb das Angebot - für die Reutlinger letztlich ein Stück Neuland - zunächst nur auf zögerlichen Zuspruch stieß. Thomas Födisch spricht von einem »Lernprozess«. Zumal pflegende Angehörige vielfach Hemmungen, mitunter auch Vorbehalte hatten, professionelle Entlastung anzunehmen: weil Nachbarn und Freunde mit hochgezogener Augenbraue ein vermeintliches »Abschieben greiser Leute« missbilligen könnten, weil die Oma »da« doch eigentlich gar nicht hin will, weil »des Ebbes koscht’«, weil, weil, weil …

Mit solchen Einsatzfahrzeugen rückten Rotkreuzler Mitter der Siebziger zu Notfällen aus.
Mit solchen Einsatzfahrzeugen rückten Rotkreuzler Mitter der Siebziger zu Notfällen aus. Foto: DRK Kreisverband
Mit solchen Einsatzfahrzeugen rückten Rotkreuzler Mitter der Siebziger zu Notfällen aus.
Foto: DRK Kreisverband

Nun, das DRK rührte in Kirchengemeinden, bei Altennachmittagen und in Senioren-Cafés die Werbetrommel, derweil nicht zuletzt positive Mundpropaganda dafür sorgte, dass sich die Tagespflegeplätze sukzessive füllten. Bald schon mussten sogar Wartelisten geführt werden. Der Durchbruch war definitiv geschafft und die DRK-Tagespflege zu einem wichtigen Baustein der kommunalen Daseinsvorsorge geworden.

Von da an ging es Schlag auf Schlag: 1996 Gründung der Rettungshundestaffel, 1999 Einführung einer psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte und Bevölkerung nach beispielsweise seelisch belastenden Unfällen, 2000 Start der DRK-Fachstelle Demenz, Dezember 2003 Inbetriebnahme der Integrierten Leitstelle von Rotem Kreuz und Feuerwehr, 2007 Einweihung des Seniorenzentrums Oferdingen und 2010 Premiere für das Zentrum Bevölkerungsschutz in Pfullingen.

Gut vernetzt, innovativ und schlagkräftig

Aktuell bilden DRK Kreisverband und die gemeinnützige DRK Reutlingen GmbH eine personalstarke, gut vernetzte, innovative und damit schlagkräftige Blaulicht-Truppe vor Ort - mit über 780 ehrenamtlich engagierten Helfern, 460 hauptamtlich Beschäftigten und mehr als 18.000 fördernden Mitgliedern. Wobei dem Ehrenamt eine enorme Bedeutung zukommt.

Notrufsäule beim Reutlinger Rathaus: Von solchen Einrichtungen aus wurden früher Unfälle gemeldet.
Notrufsäule beim Reutlinger Rathaus: Von solchen Einrichtungen aus wurden früher Unfälle gemeldet. Foto: DRK Kreisverband
Notrufsäule beim Reutlinger Rathaus: Von solchen Einrichtungen aus wurden früher Unfälle gemeldet.
Foto: DRK Kreisverband

Organisiert sind die nicht-professionellen Kräfte kreisweit in 18 Ortsvereinen. Deren aktive Mitglieder übernehmen Bereitschaftsdienste, stellen die Rettungshundestaffel, zwei Bergwachten und sind im Jugendrotkreuz sowie als »Helfer vor Ort« tätig. Derweil das hauptamtliche Personal unter anderem für Krankentransporte und Notfallrettung, Fahrdienste, Essens-Service, den Hausnotruf, die Fachstelle Demenz und das Seniorenzentrum verantwortlich zeichnet.

Dass Rotkreuz-Erfinder Henry Dunant an all dem seine helle Freude hätte - davon ist auszugehen. Und sicherlich würde er kräftig mitfeiern, wenn am Sonntag, 18. Mai, im Pfullinger Zentrum für Bevölkerungsschutz ein kunterbuntes Familienfest anlässlich 50 Jahre DRK-Kreisverband steigt. (GEA)

Buntes Jubiläumsfest für die ganze Familie

Am Sonntag, 18. Mai, richtet der DRK Kreisverband ein großes Fest für jedermann anlässlich seines 50. Geburtstags aus. Über die Bühne geht die Blaulicht-Sause von 11 bis 16 Uhr im und rund ums Zentrum für Bevölkerungsschutz (Zeilstraße 25, Pfullingen). Weil dort keine Park-Möglichkeiten bestehen, wird ein kostenloser Shuttle-Service eingerichtet, der automobile Besucher vom Parkplatz der Firma Schmälzle (Max-Eyth-Straße 22, Pfullingen) zur Party-Location und retour befördert.
Auf dem Festprogramm stehen unter anderem Live-Musik und Vorführungen der Rettungshundestaffel, eine Fahrzeugschau, Kistenklettern mit der Bergwacht, Aktionen der Jugendrotkreuzler für Kinder sowie eine Hüpfburg.
Für das leibliche Wohl sorgen die DRK-Kochgruppe mit ihrer Feldküche sowie ein Eismobil. Außerdem können sich die Gäste über sämtliche Dienstleistungen des DRK-Kreisverbands aus erster Hand informieren und anhand von Schautafeln in die Geschichte des Roten Kreuzes eintauchen.
Eröffnet wird die Fünfzig-Jahr-Feier mit Gratulationen und Grußworten von Vertretern aus Kommunalpolitik und Rotem Kreuz. (ekü)