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Aktuell Ranking

27 Plätze gestiegen: Was in Reutlingen digitaler wurde

Beim »Smart City Index« des Digital-Branchenverbandes Bitkom werden jährlich alle deutschen Großstädte in Sachen Digitalisierung verglichen. Reutlingen ist aktuell »Shooting-Star«, weil es den größten Sprung nach vorne gemacht hat. Wie es dazu gekommen ist.

Die Stadt Reutlingen hat einen großen digitalen Schritt nach vorne gemacht. Im »Smart City Index« belegt sie jetzt unter allen d
Die Stadt Reutlingen hat einen großen digitalen Schritt nach vorne gemacht. Im »Smart City Index« belegt sie jetzt unter allen deutschen Großstädten einen passablen Platz 51. Foto: GEA-Repro/Lisa Goller
Die Stadt Reutlingen hat einen großen digitalen Schritt nach vorne gemacht. Im »Smart City Index« belegt sie jetzt unter allen deutschen Großstädten einen passablen Platz 51.
Foto: GEA-Repro/Lisa Goller

REUTLINGEN. In der Musikszene gab es früher mal die Hitparaden, dann hießen sie Charts. Im Büchermarkt gibt es bekanntlich die Bestsellerlisten und in anderen Bereichen heißen solche Listen der Besten einfach nur Ranking. Der »Smart City Index« könnte quasi als »Digital-Bundesliga« für die Großstädte in Deutschland beschrieben werden. Jährlich wird der Index erstellt und die Stadt Reutlingen ist innerhalb eines Jahres um 27 Plätze nach oben geschossen. Den »Smart City Index« ermittelt der Digitalverband Bitkom unter allen 82 deutschen Großstädten, also den Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern.

Doch was hat innerhalb von einem Jahr dazu geführt, dass jetzt Reutlingen im Wettbewerb mit Metropolen wie München, Düsseldorf oder Berlin auf einem ganz passablen 51. Platz gelandet ist? Auf den ersten Blick hat Reutlingen viele Pluspunkte gesammelt. Beispielsweise bei der Digitalisierung der Verwaltung, bei seiner Website, bei der Straßenbeleuchtung oder mit seinem Geoportal. Aber was ist da noch passiert in diesem einen Jahr?

Reutlinger Stadtverwaltung ist digitaler geworden

Für die Stadtverwaltung ist klar: Im Rathaus ist zuletzt vieles auf den digitalen Weg gebracht worden. In einer Mitteilung heißt es unter anderem: »Dazu gehören unter anderem die digitale Ratsarbeit, die Einführung eines neuen digitalen Dokumentenmanagementsystems, die Glasfaserversorgung sämtlicher Reutlinger Schulen, der kostenfreie Download der städtischen Katasterdaten.« Auch die Plattformen visitreutlingen.de oder engagiert-in-reutlingen.de führt das Rathaus als digitale Verbesserungen an, ebenso digitale Angebote in der Stadthalle.

Tatsächlich scheinen all diese Neuerungen auf eine bessere Platzierung im »Smart City Index« eingezahlt zu haben. Blickt man ausschließlich auf die Kategorie digitale Verwaltung, liegt Reutlingen im Ranking mittlerweile auf einem recht guten Platz 22. Übrigens noch vor Bonn, Dresden, Hannover und vor allem Stuttgart. Die Landeshauptstadt stürzt bei digitaler Verwaltung im Ranking gerade zu ab, um elf Plätze auf Rang 51.

Pluspunkte bei Website, Social-Media und Straßenbeleuchtung

Sven Wagner von Bitkom, der den »Smart City Index« mit erstellt hat, führt im Gespräch mit dem GEA noch einen weiteren wichtigen Punkt an: »Bei der Reutlinger Stadtverwaltung sind alle bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten drin. Deshalb gibt's dafür von uns die volle Punktzahl 100.« Auch die Website der Stadt und ihre Social-Media-Aktivitäten bekommen 100 Punkte.

Stark punkten können auch die Reutlinger Straßenlaternen: »In der Kategorie 'Energie und Umwelt' gibt's für Reutlingen ebenfalls 100 Punkte für die Straßenbeleuchtung, weil es sich um sogenannte 'Smart Poles', also intelligente Laternen, handelt. Sie haben adaptive Beleuchtungsdimmer, passen ihre Helligkeit entsprechend des natürlich vorhandenen Lichts an und sie werden mit Photovoltaik betrieben«, erklärt Sven Wagner.

Mit dem digitalen Stadtplan in seinem Geoportal konnte die Stadt Reutlingen die volle Punktzahl erzielen.
Mit dem digitalen Stadtplan in seinem Geoportal konnte die Stadt Reutlingen die volle Punktzahl erzielen. Foto: GEA-Repro
Mit dem digitalen Stadtplan in seinem Geoportal konnte die Stadt Reutlingen die volle Punktzahl erzielen.
Foto: GEA-Repro

Nochmal 100 Punkte bekommt Reutlingen in der Kategorie »IT und Kommunikation« für sein Online-Geoportal. »Da gibt es einen richtig guten digitalen Stadtplan mit zahlreichen Funktionen. Ersichtlich sind beispielsweise alle Kitas und Schulen, alle barrierefreien Bushaltestellen und viele weitere Angaben zum ÖPNV«, lobt Wagner.

Aber es gibt in der Beurteilung von Bitkom auch Punkte, bei denen Reutlingen noch sehr viel Luft nach oben hat. So gibt es in der Kategorie Mobilität null Punkte für »Parken«. Das bedeutet aber nicht, dass die Parkmöglichkeiten in der Stadt völlig ungenügend sind. »Vielmehr fehlt in Reutlingen noch ein digitales Angebot, was das Parken vereinfacht. Beispielsweise eine App, bei der in Echtzeit freie Parkplätze geortet werden können«, erläutert Wagner. »Durch so eine App könnte Reutlingen auch profitieren und freie Parkhausplätze angeben. Andere Städte haben so etwas bereits.« Gut sei, so Wagner, dass Parken und Bezahlen mit der App in Reutlingen kein Problem ist.

Umfrage (beendet)

Braucht Reutlingen ein digitales Angebot, was das Parken vereinfacht?

Reutlingen machte im bundesweiten Digital-Ranking 27 Plätze gut. In der Kategorie Mobilität bekam die Stadt jedoch null Punkte für »Parken«.

42%
37%
21%

Keine Punkte gibt's übrigens auch im Bereich »Digital-Szene«. »Einfach, weil es keine entsprechende Szene in Reutlingen gibt«, sagt Wagner. Das sei aber in einigen anderen Städten in dieser Größenordnung so, meint der IT-Experte. Er nennt als Beispiele Pforzheim, Leverkusen oder Fürth. »Eine richtige Digital-Szene gibt es oft nur in den großen Metropolen. Dort treffen sich die entsprechenden Leute aus der Branche regelmäßig.«

Bei E-Ladepunkten liegt Reutlingen nur im Mittelfeld

Bei vielen anderen Bereichen liegt Reutlingen im Mittelfeld, so beispielsweise bei der Zahl der E-Autos in der Stadt oder der Anzahl der Ladepunkte für diese. Mit diesen konnte übrigens die Metropole München seinen Spitzenplatz festigen: mit seinen zahlreichen Ladepunkten für E-Autos.

Im Reutlinger Rathaus ist man jedenfalls erfreut darüber, digital etwas weiter vorne »mitspielen zu können« Oberbürgermeister Thomas Keck kündigt an, noch andere Verbesserungen auf den Weg zu bringen, wie die Nutzung von Abwasserwärme zur Energiegewinnung, den WLAN-Ausbau in der Innenstadt oder die weitere Elektrifizierung der Busflotte in der Stadt. Er meint ganz optimistisch: »Wenn wir so weitermachen, sind wir in ein paar Jahren an der Spitze!« (GEA)