REUTLINGEN. Schon mal von Lachyoga gehört? Sylvia Bauer aus Metzingen war mit ihrem Angebot im Haus der Familie. Anlass war das 15-jährige Bestehen von »Wellcome Reutlingen«. »Wir hatten uns überlegt, was wir unseren Ehrenamtlichen Gutes tun können«, sagte Irmela Theurer-Weigele vor 18 Frauen und einem Mann. Da die Gruppe der ehrenamtlichen Helferinnen »immer sehr fröhlich war, haben wir uns für Lachyoga entschieden«, so die Co-Moderatorin von »Wellcome«.
Neben Theurer-Weigele ist Christine Schuhmacher eine weitere Koordinatorin, die dafür sorgt, dass Familien mit Neugeborenen die passende ehrenamtliche Unterstützung erhalten. »Niemand muss erklären, warum die Familie Unterstützung braucht«, sagte Dr. Kathrin Messner, Leiterin des Hauses der Familie. Das bedeutet: Jede und jeder kann sich melden, wenn nach der Geburt eines Kindes Unterstützungsbedarf besteht. Die Anfragen seien völlig unabhängig von Stand und Einkommen. »Das geht von der Verkäuferin bis zur Akademikerin«, sagte Frieder Leube, der frühere Leiter im Haus der Familie. Er hatte »Wellcome« vor 15 Jahren in Reutlingen auf den Weg gebracht hat.
Seitdem waren insgesamt 45 Ehrenamtliche im Einsatz, 206 Familien haben in 5.150 Stunden laut Schuhmacher »wertvolle Unterstützung im Alltag erfahren«. Mehr als 200 Standorte von »Wellcome« gebe es in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bundesweit engagieren sich rund 3.600 Ehrenamtliche.
Derzeit 18 aktive Helfer
In Reutlingen sind es laut Theurer-Weigele momentan 18 Aktive, die in Familien gehen und ihre Hilfe anbieten. »Die Ehrenamtlichen erhalten für ihre Tätigkeit keine Aufwandsentschädigung«, sagte Messner. Etwa 20 bis 30 Familien würden jährlich durch dieses Engagement betreut und entlastet. »Nicht alle ‚Wellcome‘-Initiativen sind bei der evangelischen Erwachsenenbildung angegliedert, in anderen Städten haben Jugendämter oder andere Träger das übernommen«, sagte Frieder Leube.
Im April 2010 wurde »Wellcome Reutlingen« eröffnet. Leube war damals der Leiter im Haus der Familie, er hatte schnell, sehr schnell reagiert. »Sie waren einer der ersten im Land, die ‚Wellcome‘ aufgegriffen und angeboten haben«, sagte Melani Arnold, Landeskoordinatorin der »Wellcome gGmbH«. Dabei handle es sich um ein Sozialunternehmen, das 2002 von Rose Volz-Schmidt in Hamburg gegründet wurde. Nach der Geburt ihrer ältesten Tochter fühlte sich die Sozialpädagogin Volz-Schmidt trotz harmonischer Partnerschaft überfordert und erschöpft, wie auf der Homepage von »Wellcome« nachzulesen ist. »Rose Volz-Schmidt erkannte, dass viele Familien in ähnlichen Situationen stehen und oft ohne ein starkes Netzwerk auskommen müssen.«
Finanzierung anfangs schwierig
Die Finanzierung in Reutlingen war anfangs schwierig, wie Leube verriet. Es habe zwar ein Startkapital von 1.000 Euro vom Sozialministerium gegeben, das reichte aber nicht aus. Die Suche nach Geldgebern begann, Spendenparlament und andere sprangen ein. »Nach zwei oder drei Jahren ist der Landkreis in die Finanzierung eingestiegen«, so Leube.
Die erste Leiterin war Irmela Theurer-Weigele, als Honorarkraft. Als sie beim Haus der Familie fest angestellt wurde, gab sie die Leitung von »Wellcome« ab. »Als sie dann in den Ruhestand ging und neben Christine Schuhmacher weiterer Koordinierungsbedarf bei ‚Wellcome‘ vorhanden war, stieg Irmela Theurer-Weigele wieder als Honorarkraft ein«, so Messner. Den 15. Geburtstag des Erfolgsmodells feierten die Beteiligten »voller Stolz«, wie Kathrin Messner betonte. »Auch wenn die Arbeit in der Öffentlichkeit nicht besonders sichtbar ist, ist sie dennoch sehr wichtig.« (GEA)