REUTLINGEN. Kaum ist der eine Streit ein wenig befriedet, kommt das nächste Problem um die Ecke gebogen. Wie die Reutlinger Wochenmarktbeschicker jetzt mitbekommen haben, wird beim diesjährigen Weihnachtsmarkt eine Glühweinpyramide mitten auf dem Marktplatz stehen. Und zwar genau da, wo bislang immer der Weihnachtsbaum war. Das stinkt den Beschickern gewaltig.
Denn diese Pyramide hat laut Martin Frech, der den Markt zusammen mit Frank Kuhn als verlängerter Arm der Verwaltung leitet, einen Durchmesser von sieben auf sieben Metern. »Das betrifft dann vier Stände in der Mitte des Wochenmarktes«, sagt er im Gespräch mit dem GEA. Diese Stände könnten aber nicht so einfach mal ein bisschen zur Seite rücken, erklärt er weiter. »Weil dann bestehen zu anderen Ständen nur noch zwei Meter Abstand - und das geht auch nicht.« Ausweichflächen für die Verkäufer, wie beispielsweise während des Wasserspiels im Sommer, stünden auch nicht zur Verfügung. »Denn da stehen ja dann reguläre Weihnachtsmarktstände.« Wenn man einige Wochen nicht an seinem angestammten Platz stehe als Beschicker, bedeute das automatisch einen Umsatzverlust, sagt Frech. Und dieser drohe nun den vier Standbetreibern.
»Das ist auch für die Stadt ein Anziehungspunkt«
»Ja, es wird eine Glühweinpyramide geben«, sagt Vildana Vohrer, die mit ihrer Markt-Werk-Stadt das Großevent organisiert. »Wir sind dann der einzige Markt in der nächsten Umgebung, der so eine Pyramide hat. Das ist auch für die Stadt ein Anziehungspunkt.« Im unteren Stockwerk werde Glühwein ausgeschenkt, die oberen Stockwerke seien rein dekorativ. Den Unmut der Marktbeschicker verstehen sie und ihr Mann Clemens absolut nicht. »Die Pyramide hat doch exakt den gleichen Durchmesser wie der Baum«, sagt die Organisatorin. Der Betreiber der Pyramide habe extra einen »fünfstelligen Betrag in die Hand genommen«, um die Pyramide in der Statik so anzupassen, dass sie mit den Maßen des Baumes identisch sei, ergänzt ihr Mann. Außerdem habe man die Sache ganz ordnungsgemäß schon im Februar bei der Stadt beantragt und genehmigt bekommen.
Die Marktbeschicker Frech und Kuhn sind trotzdem sauer. »Wir haben schon ein entsprechendes Schriftstück im Namen des Marktvereins formuliert«, verkündet Frech dem GEA. An wen genau das gehe, müsse man noch schauen. Vom Riesenrad über die mobile Bestuhlung bis zum Wasserspiel - »mit uns konnte man in der Vergangenheit immer schwätzen«, sagt Frech. »Aber jetzt ist unsere Geduld am Ende.« Clemens Vohrer dagegen betont: »Wir wollten nie den Wochenmarkt angreifen in irgendeiner Form.« Vildana Vohrer stellt aber auch klar: »Wir kämpfen schon dafür, dass wir diesen Marktplatz in den Weihnachtsmarkt integrieren. Denn der gehört einfach dazu.«
»Jetzt ist unsere Geduld am Ende«
Fest steht: Die Fronten im Herzen der Stadt sind verhärtet. Erst im Sommer hatte die Stadtverwaltung den Beschickern bei einer nicht-öffentlichen Infoveranstaltung erste Pläne für eine Aufhübschung und Beschattung des Marktplatzes präsentiert. In diesen Plänen sind auch sechs Bäume enthalten. Deren Standorte sorgen aber für Unmut bei den Marktleuten, denn sie befürchten Probleme mit Laub, sowie Nachteile beim Auf- und Abbau. In der besagten Sitzung soll es sehr emotional geworden sein, wurde dem GEA von Teilnehmern berichtet. Die Stadt hatte die Situation jüngst dann einigermaßen befriedet: Am 12. Oktober, einem Samstag, soll es um 5 Uhr morgens einen »Fahrversuch« geben. Während die Marktbeschicker aufbauen, werden mit Pollern die geplanten Baumstandorte simuliert. So will man sehen, ob es wirklich Probleme gibt. (GEA)
