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»Reutlingen spinnt« am Internationalen Museumstag

Am Internationalen Museumstag entdeckten in Reutlingen vor allem junge Familien die Ausstellungen rund um das Motto »Spinnen« für sich.

Die gemeinsame Rallye begann für die Familien im Naturkundemuseum.
Die gemeinsame Rallye begann für die Familien im Naturkundemuseum. Foto: Jürgen Meyer
Die gemeinsame Rallye begann für die Familien im Naturkundemuseum.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Der Internationale Museumstag soll weltweit auf die Bedeutung und Vielfalt der Kulturstätten aufmerksam machen. Die Reutlinger Museen lockten am Sonntag unter dem Motto »Baden-Württemberg spinnt« vor allem Familien in ihre Hallen. Wer bei sommerlichen Temperaturen auf der Suche nach gekühlten Räumlichkeiten war und möglichst viel vom Event mitnehmen wollte, begab sich bei einer gemeinsamen Rallye auf die Suche nach »Spinnen, Spinnrädern und Traumfängern.«

Auf Spinnensuche im Naturkundemuseum

Startpunkt ist an diesem Tag das Reutlinger Naturkundemuseum, das mit seiner Ausstellung »Drecksarbeit«, die für uns Menschen schier unsichtbaren Milben, Käfer und anderweitige Tierchen mal ganz groß darstellt. Während sich die Erwachsenen in den Biologie-Unterricht zurückversetzt fühlen und gespannt an den Mikroskopen sitzen, haben die Kinder eine ganz besondere Aufgabe: Es gilt, jede Spinne im Museum zu finden, um sich eine noch unbekannte Belohnung zu verdienen. Immer wieder zieht es die kleinen Besucher die Treppen rauf und runter, jede Vitrine wird zur Sicherheit zweimal unter die Lupe genommen.

Da ist es wohl von Vorteil, wenn man sich, wie Familie Jung, schon etwas in den Räumlichkeiten auskennt. »Wir sind oft zusammen hier«, erzählt Benjamin Jung, der heute eine ganz besondere Museumsführerin an seiner Seite hat: Tochter Emilia navigiert ihre Eltern durch das Gebäude und legt den Fokus auf die Gesteine im Erdgeschoss, ihre Lieblingsausstellung. Währenddessen feiern einige der jungen Gäste ihre erfolgreiche Spinnensuche und werden mit Pfeifenputzern, aus denen sie eine kleine Spinne basteln, belohnt.

Spinnräder im Heimatmuseum

Mit der Spinne im Gepäck machen die Teilnehmer Halt im Heimatmuseum, wo gegen 13 Uhr nur wenige Menschen in den ersten beiden Stockwerken auffindbar sind. Stattdessen versammeln sich Groß und Klein im dritten Stock bei den Mitgliedern des Reutlinger Spinnkreises, die tiefenentspannt ein Wollknäuel nach dem anderen durch ihre Spinnräder ziehen. Für Anja Hattendorf ist das Handwerk inzwischen ein Kinderspiel. »Mit 16 wollte ich unbedingt mein eigenes Rad, ich habe dann für meine Geschwister immer die Pullover gestrickt«, erzählt die Reutlingerin stolz, die mit einer Fadenlänge von sagenhaften 238 Metern sogar schon einen Wettbewerb in Thüringen gewonnen hat.

Anja Hattendorf (links) erklärt GEA-Reporter Emanuel Chatzis, worauf es am Spinnrad ankommt.
Anja Hattendorf (links) erklärt GEA-Reporter Emanuel Chatzis, worauf es am Spinnrad ankommt. Foto: Jürgen Meyer
Anja Hattendorf (links) erklärt GEA-Reporter Emanuel Chatzis, worauf es am Spinnrad ankommt.
Foto: Jürgen Meyer

Beobachtet man Anja Hattendorf und ihre Freunde aus dem Spinnkreis, sieht die Bedienung eines Spinnrads simpel aus. »Einfach nur treten?«, frage ich beim Selbstversuch und erkenne schleunigst, wie viel mehr dahintersteckt: Erst dreht sich das Rad in die falsche Richtung, dann gerät es immer wieder ins Stocken. Den Rhythmus beizubehalten, gestaltet sich schwieriger als erwartet, doch so langsam scheine ich, »den Dreh« raus zu haben. Ein kurzes Lob von Hattendorf ermutigt mich, selbstbewusst ein Gespräch während des Spinnens zu eröffnen, worauf sich der Faden nach nur wenigen Sekunden verheddert. Unsere Unterhaltung muss also warten, und nach ein paar Minuten habe ich mein eigenes Garn. »Heute waren schon einige Naturtalente da. Meistens merke ich schon in den ersten drei Stunden, wer spinnen kann«, berichtet Hattendorf. Ich vermute, dass ich hier nicht meine Berufung gefunden habe.

Zum Abschluss durften die Kinder eigene Traumfänger im Spendhaus basteln.
Zum Abschluss durften die Kinder eigene Traumfänger im Spendhaus basteln. Foto: Jürgen Meyer
Zum Abschluss durften die Kinder eigene Traumfänger im Spendhaus basteln.
Foto: Jürgen Meyer

Der letzte Stopp der Museumsrallye heißt Spendhaus. Dort basteln die Mädchen und Jungs in der Druckwerkstatt kleine Traumfänger, die sie danach glücklich ihren Eltern präsentieren. Direkt nach Abschluss der letzten Tour um 14.30 Uhr halten sich keine weiteren Besucher in der Galerie auf. Die Mitarbeiter des Kunstmuseums sprechen dennoch von einem »überdurchschnittlichen Auflauf«, vor allem der kleinen Gäste. Nach Zählungen des Naturkundemuseums nahmen 53 Kinder und Erwachsene an der Rallye teil. Für eine letzte große Ansammlung von rund 40 Menschen im Spendhaus sorgt die Tübinger Choreografin Cinira Macedo mit ihrer Aufführung »Wind, Wind, puste« im Rahmen des Internationalen Inklusiven Kulturfestivals. Das Tanz- und Objekttheater ist für die kleine Clara jedenfalls ein schöner Abschluss des Museumstags: »Ich hatte ganz viel Spaß.« (GEA)