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Wohnraum will in Sondelfingen Weile haben

Ein Investorenwechsel und die Überarbeitung eines architektonischen Entwurfs verzögern die Bautätigkeit auf dem kommunalen Grundstück Florianstraße Ecke Jägerweg. Wie es hier weitergeht und was der Sondelfinger Bezirksgemeinderat dazu sagt.

Das Sondelfinger Areal Florianstraße/Jägerweg harrt noch seiner komplettüberbauung.
Das Sondelfinger Areal Florianstraße/Jägerweg harrt noch seiner komplettüberbauung. Foto: Stephan Zenke
Das Sondelfinger Areal Florianstraße/Jägerweg harrt noch seiner komplettüberbauung.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN-SONDELFINGEN. Ruhig ist es binnen der zurückliegenden Monate um das inzwischen partiell bebaute kommunale Flurstück 583 Florianstraße Ecke Jägerweg geworden. Beinahe scheint es, als sei jener Bereich des Areals, auf dem eine Bauherrengemeinschaft ihren Traum vom Wohnen realisieren will, in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. Was indes keineswegs den Tatsachen entspricht. Denn wie jetzt im Sondelfinger Bezirksgemeinderat zu hören, wurde das Vorhaben infolge eines Investorenwechsels zwar ausgebremst, vom Tisch sind die Pläne deshalb aber noch lange nicht.

Baukollektiv ist »SOFI Solidarisches Bauen« abgesprungen

Grund für die Verzögerung: das Baukollektiv »SOFI Solidarisches Bauen« - sein Konzept hatte zu Beginn des Jahres 2023 unter sechs Bewerbern den Zuschlag erhalten - ist wegen inflationsbedingter Teuerungen und einer erschwerten Vermarktungslage abgesprungen. Statt seiner steht nun ein Nachrücker in den Startlöchern: die »w5 Planungsgesellschaft mbH«, deren eingereichte Skizzen der Jury ebenfalls zugesagt hatten. Sie waren bei Sichtung der Bewerbungen »SOFI Solidarisches Bauen« nur knapp unterlegen.

Mithin ist es ein kleiner Umweg, der eingeschlagen wurde, um Sondelfingen zu zusätzlichen Wohneinheiten zu verhelfen; und dessen Ausgangspunkt im Herbst 2021 liegt. Damals hatte das Reutlinger Stadtparlament beschlossen, die Ausschreibung kommunaler Wohnbauflächen zu reformieren: Nicht die Höchstgebote finanzstarker Investoren sollen seither das Rennen machen, sondern tunlichst jene Bewerber, deren architektonische Ideen durch Innovation in Formgebung, Baumaterial und Freiraumgestaltung besonders überzeugen. Und deren Entwürfe sich optisch gefällig in den umliegenden Gebäudebestand einfügen sowie - im Falle von Vermietung - kostengünstige(re)s Wohnen ermöglichen.

Reelle Chancen für Kleingenossenschaften

Konkret: Auch private Bauherrengemeinschaften oder Kleingenossenschaften sollen eine reelle Chance erhalten, ihr Wunsch-Eigentum zu realisieren. Derweil sich Baulöwen (von außerhalb) - infolge ihrer monetärer Überlegenheit - nicht mehr ohne weiteres städtische Grundstücke krallen können sollen. Hat die Erfahrung doch gelehrt, dass nach Fertigstellung neuer Objekte diese immer wieder zu Mondpreisen vermarktet werden und darob dem Mietwucher Vorschub leisten.

Sozialer Wohnungsbau? Tja. Der fällt - wenn’s primär um den schnöden Mammon und nicht um kluge Konzepte geht - vielfach durch den Rost. Und zwar selbst dann, wenn Gemeinden in ihren Projekt-Ausschreibungen ausdrücklich die Realisierung von 10, 20, 25 Prozent bezahlbarem Wohnraum einfordern. In derlei Fällen springen - so in Reutlingen bereits geschehen - Investoren nämlich zuweilen wieder ab. Begründung: mangelnde Rentabilität.

Professionellen Projektpartner ins Boot geholt

Doch zurück zum Areal Florianstraße/Jägerweg. Hier sind es 1.500 Quadratmeter Fläche, die ausgeschrieben waren - mit der klaren Zielvorgabe, Mehrfamilienhäuser plus Tiefgarage hochzuziehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Denn auch die »w5 Planungsgesellschaft mbH«, die zwischenzeitlich das Unterhausener Bauunternehmen Schädler als Projektpartner mit ins Boot geholt hat, verfolgt exakt diesen Plan.

Schädler steigt dabei als Quasi-Bauträger ins Vorhaben ein und übernimmt die Hälfte der künftigen Wohnungen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu veräußern. Als ausführendes Unternehmen bietet es der »w5« einen Festpreis für den Hausbau bis zur Schlüsselfertigkeit an. Was einem Beitrag zur Finanzierungssicherheit gleichkommt.

Mehr Wohnfläche statt Gemeinschaftsraum

Einziger Knackpunkt: Ein im Ursprungsentwurf und Optionsvertrag enthaltener Gemeinschaftsraum soll wegfallen. Denn er erscheint den Mitgliedern der Bauherrengemeinschaft als entbehrlich. Sie, heißt es in einer Verwaltungsvorlage, »zeigen kein Interesse am Gemeinschaftsraum und sehen hier lediglich eine zusätzliche finanzielle Belastung«. Die Rede ist von etwa 300 Euro Mehrkosten pro Quadratmeter Wohnfläche bei Umlegung der Baukosten auf alle Einheiten.

Ein Aspekt, der dem städtischen Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften einleuchtet. Es empfiehlt deshalb den Optionsvertrag dahin gehend zu modifizieren, dass der Gemeinschaftsraum zugunsten zusätzlicher Wohnfläche gestrichen wird und der »w5« - zwecks Umplanung - eine neunmonatige Verlängerung des Optionszeitraums gewährt wird.

»Konzeptleichen« wären ungut

Dem möchte sich der Sondelfinger Bezirksgemeinderat nicht verschließen. Einmütig stimmt das Gremium dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu und findet obendrein lobende Worte. Etwa Christoph Lang, der es »sehr positiv« findet, dass die Stadt nicht auf den Ursprungsentwurf pocht, sondern maßvolle Anpassung an die Bedürfnisse der Interessenten zulässt; weil: »Konzeptleichen wären ungut«. Dem können die übrigen Räte nur beipflichten. (GEA)