REUTLINGEN. Erst wird’s schlimmer, bevor es besser wird. Was für Hausrenovierungen oder Umzüge zutrifft, gilt auch für die Sanierung des Wegstücks im Gewann Achalmklinge. Dort war Mitte Juni 2024 der Hang abgerutscht und hatte auch ein rund 20 Meter langes Stück des beliebten Spazierwegs in der Nähe der Waldschenke mit in die Tiefe genommen. Doch Rettung naht: Seit Dienstag wird der Weg wieder aufgebaut. In ein bis zwei Wochen soll er freigegeben werden. »Wir brauchen den Weg auch für den Forst«, sagte Revierleiter Jens Schweizer. »Es war keine Frage, dass er wiederhergestellt wird.«
Der Grund für den Hangrutsch sei bekannt. »Dem Starkregen im Sommer war eine lange Trockenphase vorausgegangen. Der tonige Boden hatte sich mit Wasser vollgesaugt, quoll auf, dehnte sich aus und glitt talwärts.« Nachdem bereits im Mai des vergangenen Jahres an anderer Stelle der Weg abgerutscht und mit 200 Tonnen Kalksteinen wieder aufgebaut werden musste (wir berichteten), war der neue Schaden noch weitaus größer. Mitarbeiter des Staatsforsts hatten ihn entdeckt und aus beiden Richtungen mit Transparenten abgesperrt. »Weil der Boden nicht zum Stillstand kam, mussten wir lange warten, um den Weg wiederaufzubauen«, berichtet Jens Schweizer. Jetzt aber habe der hinzugezogene Statiker sein Okay gegeben.
Tiefes Loch statt Weg
Zunächst mussten die rund 15 Bäume - Buchen, Eichen, Erlen und Eschen - die Richtung Reichenbach mitgerissen worden waren, entfernt werden. »Vier Waldarbeiter waren einen Tag lang damit beschäftigt, sie zu fällen und abzutransportieren«, berichtet Schweizer. Manche Bäume seien zwar nicht entwurzelt worden, aber derartig in Schräglage geraten, dass sie aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Mit der Wiederherstellung des Wegs wurde nach der erfolgten Ausschreibung ein professionelles Garten- und Landschaftsbauunternehmen beauftragt. Den Albtrauf entlang habe man 2024 viel mit solchen Fällen zu tun gehabt, meint Klaus Ulmer, Bauleiter der Firma Heim Grünanlagenbau Tübingen.
An der Achalm klaffte am Dienstagmorgen ein tiefes Loch anstelle des Wegs. »Wir haben mit dem Bagger herunter gegraben bis auf den stabilen Boden«, erläuterte Maschinenführer Jens Raidt. Im Profil des Baggerlochs wird schnell klar, wie der Boden abrutschen konnte. »Die starken Regenfälle trafen auf eine lockere, wasserdurchlässige Schicht mit Sandkörnung«, so Schweizer. Diese bewegte sich auf dem wasserundurchlässigen, tonigen Lehm abwärts. Das Problem ist bekannt, Forstkarten klassifizieren den gesamten Bereich mit der Möglichkeit des »Rutschhangs in Bewegung«. Dabei sei die Mittlere Alb noch weit weniger betroffen als der Schurwald oder der Schwäbisch-Fränkische Wald.

Zur Stabilisierung wurden jetzt 20 bis 40 große Kalksteine, sogenannte Schrotten, aus dem Schotterwerk Herrmann in Sonnenbühl eingebracht. Immer wieder fuhr der LKW aus Richtung Waldschenke den Hang rückwärts an und kippte die Steine ab. Ganze Ladungen verschwanden in der riesigen Öffnung. »Wir schätzen die Gesamtmenge auf rund 400 Tonnen«, so Bauleiter Ulmer. Jede Schicht wurde mit dem Rüttler verdichtet, bevor die nächste aufgebracht wurde. »Zuoberst nehmen wir feinen Schotter«, berichtete Jens Schweizer. »Das ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen viel genutzten Weg in einem Naherholungsgebiet handelt.« Dafür nehme der Staatsforst, der die Maßnahme von rund 30.000 Euro komplett aus selbst erwirtschafteten Mitteln finanziert, auch die Mehrkosten in Kauf.
Gleich im Anschluss sollen weitere Schwachstellen behoben werden. Bei den Waldwegen wird das Profil zum Wasserabfluss wiederhergestellt, Gräben werden ausgekoffert. »Doch solche Erdrutsche können durchaus noch einmal passieren«, weiß Schweizer. (GEA)