REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Mucksmäuschenstill ist es binnen der zurückliegenden Monate um die Sickenhäuser Kulturwache geworden. Beinahe scheint es so, als sei das vom Förderverein Ortskern Sickenhausen initiierte Projekt in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. Wiewohl dieser Eindruck trügt. Treiben die Vereinsmitglieder nebst Bezirksbürgermeister Frank Zeeb hinter den Kulissen ihr Vorhaben doch weiter voran: Erst kürzlich haben sie sich – die Antwort steht noch aus – bei der kommunalen Kämmerei nach dem Verbleib einer Geldspritze erkundigt, die das Reutlinger Stadtparlament im Rahmen seiner Haushaltsverabschiedung für die Kulturwache bewilligt hatte.
Kleinere Brötchen backen
25.000 Euro sind’s, die den Sickenhäusern per interfraktionellem Beschluss als Anschubfinanzierung für ihr Dorfprojekt in Aussicht gestellt wurden – um fällige Planungskosten stemmen zu können. Wobei besagte Summe wenig mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein ist. »Große Sprünge«, sagt Vereinsvorstand Andreas Weinand, »können wir damit nicht machen.«
Doch um große Sprünge geht es ihm und dem Vize-Vorsitzenden des Fördervereins, Jörg Launer, zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch gar nicht. Sind sie und ihre Mitstreiter doch durchaus dazu bereit, erst einmal kleinere Brötchen zu backen. Launer spricht in diesem Zusammenhang von einer Projekt-Finanzierung »in Tranchen« und davon, dass die Kulturwach’ler zwar Geduld haben, Stillstand aber trotzdem ablehnen. Denn der wäre Gift fürs Vorhaben – weil der Heilige Sankt Nimmerlein bekanntlich motivationszersetzende Wirkung entfaltet und Fördervereinsmitglieder unter seinem Einfluss womöglich frustriert abspringen und den Traum vom »Bürgerhaus für alle« beerdigen könnten.
»So weit darf es unter keinen Umständen kommen«, findet nicht nur Schultes Zeeb, der ein Kulturzentrum im Herzen Sickenhausens als sozialen Gewinn wertet. Direkt beim Rathaus und am Rande des Dorfplatzes gelegen, ist das alte Feuerwehrhaus seiner Meinung nach geradezu prädestiniert dafür, einen zweiten Frühling als Veranstaltungsgebäude zu erleben. »Der Standort ist ideal«, betont er mit Blick auf künftige Kultur-Gastspiele, aber auch mit Blick auf diverse etablierte Gemeinde-Events, die fast ausnahmslos im Ortskern über die Bühne gehen.
Ob Blümlesmarkt oder Fasnetstrubel, ob traditionelles Mai- oder Dorffest – jedwedes gesellige Miteinander würde von einer Kulturwache profitieren: weil Veranstaltern und Publikum dank eines Bürgerhauses sowohl sanitäre Anlagen als auch Küche zur Verfügung stünden.
Beide wären zweckdienlich. Denn beide würden Bewirtung und Toilettengang für alle Beteiligten angenehmer machen. Und: Sie würden sich auf lange Sicht sogar kostendämpfend auswirken. Zumal das Anmieten von Behelfs-WCs ja auch seinen Preis hat, wie Andreas Weinand anmerkt.
Kostengünstige Umsetzung
Deshalb ist es den Kulturwache-Machern ein Anliegen, in einem ersten Schritt nicht bloß eine Decke im Innern der mittlerweile entkernten alten Feuerwache einzuziehen, sondern parallel dazu einen Sanitärbereich zu realisieren. Und zwar – wo immer für den heimwerkenden Laien ungefährlich – in Eigenleistung. Denn: »Wir wollen die Umsetzung unsererer Pläne so kostengünstig wie nur irgendwie möglich gestalten.« Weshalb Bezirksbürgermeister und Verein unter anderem aufs ortsansässige Handwerk hoffen.
»Es wäre sehr schön, wenn wir hier Unterstützung fänden«, sagt Jörg Launer – sei’s durch ehrenamtliche Personal-Power und fachliche Expertise, sei’s durch vergünstigte Angebote. Wobei spendable Geldgeber – Stichwort: Kultursponsoring – natürlich ebenfalls hilfreich wären.
Bei all dem geben sich die drei Männer indes keinen Illusionen hin: Ohne städtische Starthilfe und über sie hinausgehende Zuwendungen aus dem kommunalen Säckel wird das »Bürgerhaus für alle« vermutlich niemals seine Türen öffnen. Und das, obwohl der Förderverein ebenso konsequent wie erfolgreich die Werbetrommel fürs Herzensprojekt rührt. »12.000 Euro«, so Andreas Weinand, »haben wir Stand heute beieinander« – und damit deutlich mehr als nichts.
Wobei es maßgeblich die Corona-Pandemie mit ihren lähmenden Lockdowns und Veranstaltungsverboten war, die es dem Förderverein Ortskern Sickenhausen schwer machte, sein Sparschwein zu mästen. Andernfalls – das steht außer Frage – wäre der Füllstand im Kässle ein höherer. Und wären da nicht die aktuell explodierenden Energie- und Materialkosten – mit dem einzelnen Euro ließe sich mehr anfangen.
Kurz: Es sind schwierige Rahmenbedingungen mit denen die Freunde einer Kulturwache zu kämpfen haben. Ohne sich freilich entmutigen zu lassen: weil auch viele kleine Schritte zum Ziel führen. (GEA)