REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Anspruchsvolle und mitreißende moderne Stücke bestimmten das Frühjahrskonzert des Musikvereins Betzingen. In der vollbesetzten Wittumhalle in Rommelsbach zogen die Musikerinnen und Musiker alle Register und überzeugten einmal mehr von ihrer Qualität. Vorstandsmitglied Simon Eib begrüßte unter den Gästen den Ehrenvorsitzenden Wilfried Keser sowie die Nachbarvereine. Eib dankte den Sponsoren für die Ermöglichung der neuen Westen.
Traditionell ist der erste Teil des Abends den Kindern und Jugendlichen vorbehalten. Das Jugendensemble mit rund 30 Mitgliedern im Alter von sieben bis zwölf Jahren unter der Leitung von Antonia Keppeler zeigte, was es nach teilweise nur wenigen Monaten Musikunterricht bereits kann. Diesen Unterricht bietet der MV selbst an und stockte ihn jetzt um zwei weitere Kurse auf. Auch die Beratung bei der Instrumentenwahl gehört zum »Service«. Doch auch die Gemeinschaft wird gefördert, was beim harmonischen Miteinander auf der Bühne deutlich wurde.
Spannungsgeladene Filmmusiken
Das Jugendensemble stellte mit Lea Nessyt und Fabian Fibranz sogar zwei eigene Moderatoren. Schwungvoll und rhythmusbetont begann das Programm mit dem Soundtrack zum Film »The Avengers«, dem das energisch-dramatische »Thor´s Hammer« folgte. Spannungsgeladen und mit viel Spielfreude erklang auch das Harry-Potter-Motiv »Fawkes the Phoenix«, eine Reise durch die bizarren Unterrichtsstunden des jungen Zauberers. Langer Beifall entlockte dem Ensemble die majestätische Zugabe »Pomp and circumstances«. Der MV muss sich über den musikalischen Nachwuchs sicher keine Sorgen machen.
Dominik Schwarz übernahm die Moderation für den weiteren Abend. Das Jugendblasorchester, dem rund 35 Musikerinnen und Musiker im Alter von zehn bis 21 Jahren angehören, begann mit »Celebration and Song«, erst sanft und dann zu vollem Klang erblühend. Dirigentin Janina Szemkus, die im MV bereits im Schüleralter das Ensemble dirigierte und die jetzt als Leiterin des Jugendblasorchesters den C3-Aufbaukurs absolviert, wurde von Öffentlichkeitsreferentin Monika Koster für ihr zehnjähriges Engagement geehrt.
Großaufgebot an Schlagwerk
Die »Blue Ridge Saga« widmet sich dem Apalachengebirge. Gefühlvoll und dynamisch erweckte das Orchester die Naturwelt zum Leben und ließ die Sonne aufgehen. In »Drachenzähmen leicht gemacht« nach der beliebten Kinderbuchreihe hörte man Drachen gefährlich heranstampfen. Doch die Geschichte endet harmonisch in einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Als Zugabe bekam das Publikum das mitreißende »Nineteen-fifty-eight« von Kurt Gäble. Fulminant war der Schlagzeugeinsatz, wofür der MV ein Riesenaufgebot an Marimbaphon, Xylophon, Vibraphon und Glockenspiel aus Walddorfhäslach leihen konnte. Daraus ergaben sich facettenreiche Soundeffekte.
Atemberaubende Geschwindigkeit
Große Harmonie im Zusammenspiel herrschte auch beim Blasorchester der 15- bis über 60-jährigen unter Leitung von Joachim Kromer. Ihre Stücke stammten aus der Oberklasse des Schwierigkeitsgrads. Energiegeladen wurde die »Appalachian Overture« interpretiert, mit südamerikanischem Flair der Soundtrack zum Disneyfilm »Encanto«. Mit unzähligen Auszeichnungen bedacht wurde die Filmmusik zu »Frozen«. Diese Kinderfilme transportieren immer auch Botschaften von besonderer Tiefe, die vom Orchester bravourös wiedergegeben wurden. Höhepunkt war »Der Magnetberg« über die Abenteuer von Seefahrer Sindbad mit unzähligen Takt- und Tempowechseln und Solopassagen einzelner Instrumente wie dem Waldhorn. »Besonders die Klarinetten würden sich über ein Sauerstoffzelt freuen«, sagte Schwarz humorvoll. Als Zugabe folgte in atemberaubender Geschwindigkeit der Marsch »The big cage«, bevor sich alle Mitwirkenden - so viele, dass die Bühne sie kaum noch fassen konnte - im gemeinsamen Stück »Nurock« vereinigten. Das begeisterte Publikum spendete minutenlangen Beifall und Bravorufe. (GEA)