Logo
Aktuell Energie

Widerstand aus Ohmenhausen gegen Windräder

Nach Gönningen kommt auch aus Ohmenhausen ein klares Votum gegen mögliche Windkrafträder auf der örtlichen Markung: Acht von neun Räten sprachen sich in der jüngsten Sitzung dagegen aus. Warum das Gremium skeptisch ist und was der einzige Befürworter befürchtet.

Noch Luft nach oben: Die Planungsoffensive erneuerbare Energien stößt in den  Stadtbezirken, auf deren Markung Windräder erricht
Noch Luft nach oben: Die Planungsoffensive erneuerbare Energien stößt in den Stadtbezirken, auf deren Markung Windräder errichtet werden könnten, auf Widerstand. Foto: Agostime/dpa
Noch Luft nach oben: Die Planungsoffensive erneuerbare Energien stößt in den Stadtbezirken, auf deren Markung Windräder errichtet werden könnten, auf Widerstand.
Foto: Agostime/dpa

REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Noch handelt es sich nur um einen Anhörungsentwurf zu den Teilregionalplänen Windenergie. Doch der Mehrheit im Ohmenhäuser Ortschaftsrat passt die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Stellungnahme zu den Vorrangflächen an den Regionalverband Neckar-Alb so gar nicht. Sie zielt darauf ab, die in den Planentwürfen als geeignet ausgewiesenen Gebiete auf der Markung von Gönningen, Ohmenhausen und Bronnweiler bis auf kleine Abweichungen (der GEA berichtete) unverändert im Prüfungsverfahren zu lassen. »Wir kaufen die Katze im Sack«, bringt der stellvertretende Ortsvorsteher Werner Koch die Vorbehalte auf den Punkt. Die Pläne seien zu ungenau, die Abstände zum Ort zu gering und keiner wisse, wie viele Windräder auf den Vorrangflächen auf Ohmenhäuser Markung errichtet werden sollen, präzisiert Bezirksbürgermeisterin Andrea Fähnle.

Bezirksgemeinderat Ohmenhausen generell für Energiewende

Der gesamte Bezirksgemeinderat, so Fähnle, sei »pro Energiewende«. Aber, fasst sie die Mehrheitsmeinung zusammen: »Wir können nicht für unseren Teilort entscheiden, wenn wir nicht wissen, um was es geht.« So sei weder die Anzahl der Anlagen klar noch ihre Standorte. Was schon deshalb heikel sei, weil das Vorranggebiet an die Waldschule grenze. Generell sollte die Entfernung zu den Wohngebieten »nachvollziehbar erkennbar sein«. Da es in Ohmenhausen überwiegend westliche Strömungen gebe, sehe der Ortschaftsrat den Mindestabstand von 750 Metern zur Wohnbebauung »sehr kritisch«. Deshalb wolle er geklärt haben, ob er nicht auf 1.200 Meter erweitert werden sollte, fordert Fähnle. Denn die Abstandsmaße stammten aus einer Zeit, in der die Anlagen wesentlich kleiner gewesen seien. Ein weiterer kritischer Punkt, auf den das Gremium »mit aller Dringlichkeit« hinweise: Das mit der Umweltprüfung beauftragte Fachbüro habe das Vorranggebiet als »sehr konfliktbehaftet« charakterisiert, regional seien »erhebliche negative Umweltauswirkungen« zu erwarten.

Ohne nähere Details sei eine Zustimmung nicht zu verantworten, so Fähnles Fazit: »Wenn wir jetzt die Flächen freigeben, werden sie nicht so einfach wieder rausgenommen, wenn Genaueres zu den Örtlichkeiten bekannt wird.« Wegen der »unzureichenden Informationen« lehne man die Stellungnahme ab, sei aber zu Gesprächen bereit, wenn konkretere Pläne nachgereicht würden.

»Es geht um die Zukunft«, begründet Achim Weiblen, der einzigem Befürworter der Beschlussvorlage, warum er anderer Meinung ist. Wind- und Solarkraft seien die einzigen CO2-neutralen Energieerzeuger und deshalb unerlässlich für die Energiewende. »Wir können nicht sagen, Windkraft ja – aber nicht vor unserer Türe.« Es sei auch keine Lösung, die Verantwortung auf die Alb-Gemeinden zu schieben.

Für Achim Weiblen gibt es aber noch einen weiteren Grund, der Vorlage zuzustimmen. »Ich habe die Sorge, dass der Regionalverband das vom Land vorgegebene Ziel, 1,8 Prozent der Fläche für Windenergienutzung festzulegen, nicht erreicht.« Sollte das passieren, hätten Investoren freie Hand, ungesteuert auf Privatflächen zuzugreifen, was »im Kampf um tolle Rendite« sicher kein Problem sei. »Für mich ist es wichtig, dass Investoren die definierten Gebiete und den Mindestabstand von 750 Metern einhalten«, bekräftigt er.

Keine Beschlussvorlage für Gebiete

Für Ulrich Wurster vom Stadtplanungsamt sind die Einwände aus dem Ortschaftsrat nur bedingt nachvollziehbar. »Es handelt sich um eine Stellungnahme, die wir im Beteiligungsverfahren an den Regionalverband schicken, das ist keine Beschlussvorlage für die Gebiete«, erklärt er. »Wir wissen noch nicht, welche Flächen drinbleiben, deshalb können wir auch nicht konkret über Anlagenstandorte reden«, kommentiert er die Einwände. Und zur Forderung, den Mindestabstand auf 1.200 Meter zu erhöhen: »Dann sind im Stadtgebiet Reutlingen keine Windräder mehr möglich, daher plant der Regionalverband mit dem Mindestabstand von 750 Metern. Selbstverständlich wird im Zuge einer konkreten Standortplanung versucht, die größtmöglichen Abstände von den Siedlungsrändern einzuhalten.«

Dass das Anschauungsmaterial des Regionalverbands ungenau ist, räumt er ein. Die Stadt habe um präzisere Darstellungen und Visualisierungen gebeten. Klärungsbedarf sieht der Stadtplaner wie die Ohmenhäuser Räte bei den prognostizierten negativen Folgen für die Umwelt. »Bleiben die Gebiete drin, müssen sie von den Umweltauswirkungen her funktionieren. Deshalb muss - entsprechend der Reutlinger Stellungnahme - im laufenden Verfahren durch den Regionalverband geprüft werden, ob es geht oder nicht. Auch werden in der Stellungnahme der Stadt Reutlingen Visualisierungen gefordert.« (GEA)