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Warum Oferdingen den Lärmaktionsplan ablehnt

Die Tour in Sachen Temporeduzierung durch die Bezirksgemeinden geht weiter. In Oferdingen fand der Vorschlag von Verkehrsplaner Gerhard Lude keine Zustimmung. Die Mehrheit der Bezirskgemeinderäte lehnte ihn ab. Das sind die Gründe.

Langsamer durch die Ortsmitte: Nach Ansicht vieler Oferdinger Bezirksgemeinderäte ist 40 ausreichend. Deshalb lehnen sie den Lär
Langsamer durch die Ortsmitte: Nach Ansicht vieler Oferdinger Bezirksgemeinderäte ist 40 ausreichend. Deshalb lehnen sie den Lärmaktionsplan und dessen geplante Reduzierung auf 30 km/h mehrheitlich ab. Foto: Archiv/Niethammer
Langsamer durch die Ortsmitte: Nach Ansicht vieler Oferdinger Bezirksgemeinderäte ist 40 ausreichend. Deshalb lehnen sie den Lärmaktionsplan und dessen geplante Reduzierung auf 30 km/h mehrheitlich ab.
Foto: Archiv/Niethammer

REUTLINGEN-OFERDINGEN. Gerhard Lude, Leiter der Verkehrsplanung im Amt für Stadtentwicklung und Vermessung, tourt im Moment durch alle Bezirksgemeinden, um den Lärmaktionsplan mitsamt möglichen Neuerungen für die einzelnen Orte vorzustellen. Für Oferdingen wird eine Absenkung der Geschwindigkeit auf der Ortsdurchfahrt auf 30 an den Stellen, an denen bisher 40 gilt, vorgeschlagen. Das ist auf Gegenwind im Gremium gestoßen: Nur drei Bezirksgemeinderäte stimmten dafür, neun waren dagegen.

Neu ist diese ablehnende Haltung der Bezirksgemeinde keineswegs. Bereits 2020, bei der letzten Fortschreibung des Plans, war Oferdingen gegen eine Reduzierung des Tempos - damals galt noch 50. »Wir sind gebrannte Kinder«, sagte Bezirksgemeinderat Peter Lauer an Gerhard Lude gewandt. Damals sei ihnen gesagt worden, Tempo 40 sei nicht möglich - man müsse sich zwischen 30 und 50 entscheiden. 50 war der Wunsch, dann kam doch 40. Von daher fürchten die Oferdinger, dass ihre Stimme kein Gewicht hat. »Egal, was wir entscheiden, Tempo 30 kommt sowieso - die Veranstaltung wird ad absurdum geführt«, sagte Werner Schütz.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Regelungen würden mit der Gießkanne über ganz Reutlingen gegossen ohne näher hinzuschauen, monierte Lauer. Oferdingen habe kein Lärmproblem wurde immer wieder betont. »Der Stress für die Autofahrer ist aber gigantisch«, sagte Lauer.

In ein ähnliches Horn blies Schütz: »Das ist Autofahrer-Schickaniererei, wir haben keinen Lärm an der Hauptstraße«. Die Belastung werde nur errechnet, nicht gemessen, Grund für einige, die Ergebnisse anzuzweifeln. Gerhard Lude erklärte, dass die nachgemessenen Werte immer nahe an die errechneten kommen, dies werde in Stichproben immer wieder festgestellt. So richtig glauben wollten ihm die Bezirksgemeinderäte jedoch nicht.

Martin Diebold warnte deshalb auch, dem Lärmaktionsplan bedenkenlos zuzustimmen. »Wir dürfen das nicht einfach hinnehmen - ich habe Angst vor Fortschreibung vier und fünf«. Irgendwann sei man dann bei Tempo 20, so die Sorge einiger Räte. Lude versicherte, dass 30 in der Ortsdurchfahrt seiner Meinung nach das Ende der Fahnenstange sei, weiter runter zu gehen, ergebe keinen Sinn, weil sonst der Verkehr in die Wohngebiete gedrückt werde - und das will man vermeiden.

Lediglich Achim Wurster fand einen positiven Aspekt am Lärmaktionsplan: Komme Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt, bedeute dies auch sicherere Straßen und Schulwegen. »So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.« Er plädierte allerdings dafür, Tempo 30 von Ortsschild zu Ortsschild einzuführen und nicht wie in den Plänen eingezeichnet nur zwischen Betmauer- und Robert-Scott-Straße. Ein Ansinnen, dem zwei weitere Ratsmitglieder folgten, die anderen neun lehnten den Lärmaktionsplan komplett ab. (GEA)