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Oferdingerin kümmert sich jetzt um Streunerkatzen und deren Babys

Bei der großen Katzen-Kastrationsaktion im April auf der Alb wurden auch viele trächtige Katzen entdeckt. Bei einer Oferdingerin haben zwei von ihnen ein sicheres Zuhause auf Zeit gefunden.

Bei Caro Schweizer haben zwei Streuer-Katzen ein Zuhause auf Zeit gefunden - und einen Ort, an dem sie ihre Babys in Sicherheit
Bei Caro Schweizer haben zwei Streuer-Katzen ein Zuhause auf Zeit gefunden - und einen Ort, an dem sie ihre Babys in Sicherheit zur Welt bringen konnten. Foto: Natalie Eckelt
Bei Caro Schweizer haben zwei Streuer-Katzen ein Zuhause auf Zeit gefunden - und einen Ort, an dem sie ihre Babys in Sicherheit zur Welt bringen konnten.
Foto: Natalie Eckelt

REUTLINGEN-OFERDINGEN. In Caro Schweizers Gästezimmer wohnen zurzeit besonders niedliche Gäste. »Ich habe zwei Mamas aufgenommen«, erzählt die Kinderkrankenschwester. Sie ist im Verein Mensch und Tier Region Schwäbische Alb, der im April in Münsingen eine große Kastrationsaktion für Streunerkatzen durchgeführt hat. Rund 70 Katzen sind dabei gesichert worden, 13 von ihnen trächtig. Die tragenden Mütter wurden auf zwölf Pflegestellen verteilt, wo sie ihren Nachwuchs in Sicherheit und gut versorgt zur Welt bringen konnten. So auch die beiden Katzenmamas Leni und Elisa.

»Sie stammen von einer Familie im Heutal, die sich selbst bei uns gemeldet hat, weil die Katzen um ihr Haus herum immer mehr wurden«, erzählt Caro. »Sie haben uns gebeten, dass wir die Tiere kastrieren und dann zurückbringen.« Und so werden Leni und Elisa in absehbarer Zeit auch wieder zurück ins Heutal gebracht. Bis dahin haben die beiden Katzenmamas alle Pfoten voll zu tun. »Leni hat ihre drei Babys am 26. April bekommen, Elisa ihre drei am 5. Mai.« Beide Geburten verliefen zum Glück ohne Komplikationen. Das Licht der Welt erblickten sechs winzige Kätzchen, die ihren Mamas sehr ähnlich sehen. Ihr Fell ist größtenteils weiß mit ein paar wenigen grau-getigerten Flecken.

»Das ist einfach wahnsinnig goldig und sehr ergreifend«

»Als ich die Kleinen das erste Mal gesehen habe, war das schon überwältigend«, erzählt die stolze Pflegemama. »So kleine Kätzchen sieht man ja nicht so oft. Das ist einfach wahnsinnig goldig und sehr ergreifend.« Die ersten Tage haben die Kitten ihre Augen noch geschlossen. »Aber jetzt öffnen sie sie langsam und sind auch schon richtig propper, das ist total süß.« Wenn die Kleinen nicht trinken, kuscheln sie mit der Mama und genießen ihr Putzprogramm. Das hat noch mehr Gründe als die reine Fellpflege. »Die Mama massiert beim Putzen der Babys ihre Bäuchlein mit der Zunge und regt so die Verdauung an.« Ohne diese Maßnahme könnten die Katzenkinder keinen Kot absetzen.

Bevor die Kitten geboren wurden, hat Caro Schweizer gemeinsam mit allen anderen Pflegestellen bei der Vereinsvorsitzenden Svenja Große-Kleffmann einen »Kittenkurs« absolviert. »Damit wir für alle Fälle vorbereitet sind. Zum Beispiel auch, falls wir ein Kitten mit der Flasche großziehen müssten.« Das war bei Leni und Elisa zum Glück nicht nötig. Sonst hätte Caro Schweizer die kleinen Bäuchlein mit dem Finger massieren müssen. Und das alle paar Stunden. Aber auch so hat die Oferdingerin viel zu tun. »Etwa drei Stunden am Tag bin ich schon mit den Katzen beschäftigt.« Weil die Mamas recht scheu sind, muss sie behutsam vorgehen. Mit ruhiger Stimme redet sie mit ihnen und versucht, sie so wenig wie möglich zu stören. Trotzdem müssen die Katzenklos gereinigt, die Futterschälchen gespült, wieder gefüllt und der Boden muss sauber gehalten werden.

»Die Zähmungsarbeit ist sehr zeitaufwendig«

Weil Katzenmama Elisa sehr ängstlich ist und kaum aus ihrem Versteck kommt, wenn jemand im Raum ist, hat Caro zwei Kameras im Zimmer aufgestellt, sodass sie die beiden Katzenfamilien immer beobachten kann. Langsam müssen die Kätzchen aber an den Menschen gewöhnt werden. »Manchmal setzte ich mich einfach eine Stunde zu ihnen.« So merken sie mit der Zeit, dass vom Menschen keine Bedrohung ausgeht. »Die Zähmungsarbeit ist sehr zeitaufwendig. Aber wichtig, weil zahme Katzen viel leichter vermittelt werden.«

Die 49-Jährige ist mit Katzen aufgewachsen. Im Verein engagiert sie sich, weil sie gesehen hat, wie groß die Not der Streunerkatzen ist. »Niemand sieht sie. Aber sie sind da, und man darf einfach nicht wegschauen.« Leni und Elisa hat sie selbst bei der Einfangaktion im April gefangen. Frei lebende Katzen müssen mit Hunger, Krankheiten und nicht behandelten Verletzungen und Brüchen leben und leider oft ein Leben lang darunter. Das zeigt sich auch auf den anderen Pflegestellen, die nicht so viel Glück wie Caro Schweizer hatten. Von den Kitten, die in den letzten Wochen nach der Einfangaktion geboren sind, sind bisher zehn gestorben. Bei einer Geburt ist die Mama samt ihrer drei Babys wegen Komplikationen gestorben. Andere starben an Krankheiten, wie Katzenschnupfen, den sie von ihrer Mutter mitbekommen haben, wenige Tage nach der Geburt, und manche kamen, wahrscheinlich aufgrund von Inzest, missgebildet und nicht lebensfähig zur Welt.

»Wenn wir für ihn kein Zuhause finden, darf er bei uns bleiben«

Schicksale, von denen unter normalen Umständen niemand etwas mitbekommen hätte, die aber im Leben der Streunerkatzen tagtäglich Realität sind. Sie sind der Grund, warum sich Caro Schweizer so liebevoll engagiert. Ein Sorgenkind gibt es auch bei ihr. »Ein Baby von Elisa ist mit einem verdrehten Beinchen auf die Welt gekommen«, erzählt sie. »Wir werden sehen, ob sich das mit der Zeit noch gibt oder was man für den Kleinen tun kann. Wenn wir für ihn kein Zuhause finden, darf er bei uns bleiben.« Noch herrscht im Katzenpflegezimmer einträchtige Ruhe. Bisher wird nur getrunken, geschmatzt und gekuschelt. Aber in ein paar Tagen fangen die Kätzchen an, das Nest zu verlassen und das Zimmer zu erkunden. Dann gibt es kein Halten mehr für die Rasselbande, und es wird wild herumgetobt. Caro Schweizer hofft, dass alle Kätzchen ein schönes Zuhause finden. Abgegeben werden sie immer zu zweit, damit sie im Doppelpack aufwachsen und miteinander spielen können. (GEA)

Adoption

Wer sich vorstellen kann, zwei Kätzchen zu adoptieren, kann sich beim MuT-Verein unter 0163 2603569 melden. (GEA)