REUTLINGEN-MITTELSTADT. Töchterchen kann auf dem feinen Schaukelpferd reiten, während Mutti frischen Bio-Salat einkauft. Das geht gleichzeitig im neu eröffneten Hofladen des Mühlehofes in Mittelstadt. Die Pächterfamilie Schöllkopf hat die Geschäftsräume in den vergangenen Monaten mit viel Arbeit und Liebe hergerichtet. Jeden Donnerstag verkauft sie jetzt von 15 Uhr bis 18.30 Uhr nur eigene Produkte wie Gemüse, Fleisch und Eier. Alles Bio, nur regional und stets saisonal.
Was das für ein Familienunternehmen ist, zeigt sich am ersten Öffnungstag. Pächter Matthias Schöllkopf fährt mit einem Lieferwagen vor, der voller grüner Kisten mit den Früchten der Natur ist. Im Geschäft nehmen seine Frau Johanna und ihre Mutter Christine Forschner die Waren entgegen. Auf der Theke mit der Computerkasse steht eine Glashaube, unter der sich allerlei Wursthäppchen zum Kosten stapeln. Die Räumlichkeiten sind klein, aber fein.
Nur eigene Produkte im Angebot
Frisch gestrichene strahlend weiße Wände sind ebenso sauber und hell wie der neu verlegte Fliesenboden. Gleich rechts neben der Eingangstüre buhlen Mairübchen mit Salaten und anderen Lebensmittel wie Rote Beete um die Gunst von Feinschmeckern. Die Holzregale duften von sich aus schon herrlich. Zu sehen ist ein Bauernschrank, in dem Bio-Eier auf Interessenten warten. Im Angebot sind daneben Apfelsaft und Linsen.
Im hinteren Teil stehen eine Kühltruhe sowie eine große Kühlvitrine. Dort gibt es aufrechte Suppenhühner, hübsch marmoriertes Siedfleisch oder Hackfleisch hygienisch in Folie eingeschweißt. In einem kleinen Regal an der Wand präsentieren sich Wurstbüchsen neben Plastikschweinchen, die Johanna Schöllkopf sich von ihren Kindern ausgeliehen hat. Weil die schon größer sind, haben sie auch auf das hölzerne Schaukelpferd verzichtet. Dieses Spielzeug wurde einst von Johanna Schöllkopfs Patenonkel handgefertigt, leistet bis jetzt gute Dienste. Im Hofladen steht es auf einem roten Teppich.
Regional und saisonal
»Es freut uns, dass wir jetzt endlich aufmachen können«, sagt Matthias Schöllkopf, »wir sind aber kein Supermarkt. Alles, was es hier gibt, kommt von uns«. Die Kundschaft könne daher aus einem streng regionalen und absolut saisonalen Angebot auswählen. Erdbeeren gebe es beispielsweise aktuell keine. Fleisch kann telefonisch oder per E-Mail vorbestellt werden, um es dann am Donnerstag abzuholen. Vorerst werde der Laden nur an einem Tag offen sein, aber bei entsprechender Kundennachfrage können sich die Pächter durchaus auch längere Öffnungszeiten vorstellen.
Die Direktvermarktung ist ein Teil jenes Konzeptes, mit dem Schöllkopf das städtische Bewertungsgremium im Bezirksamt Mittelstadt überzeugen konnte. Ende 2023 hatte der Bezirksgemeinderat die Neuverpachtung des 1961 von der Familie Röhm erbauten und seit Anfang der 80er-Jahre im Stadtbesitz befindliche Betriebes in die Wege geleitet. Pflicht war außerdem ein landwirtschaftliches Konzept für die Flächen und Gebäude, bei denen es sich um Scheune sowie Stallungen und ein Hochsilo handelt. Das Wohnhaus, in dem noch ein ehemaliger Pächter wohnt, ist nicht Gegenstand des Pachtvertrages.
Hinter dem Hofladen hat sich unterdessen schon einiges im zukünftigen Schweinestall getan. »Wir haben die Durchbrüche für den Auslauf gemacht. Dazu mit den Betonarbeiten angefangen sowie die Einzäunung montiert«, erklärt Schöllkopf. Zu den ersten Besuchern der Hofladen-Premiere gehörten auch Alt-Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug sowie Stephan Heinlin vom Bezirksamt. »Wir sind sehr zufrieden. Immer einen Schritt weiter«, freut sich Heinlin. Haug, der täglich gerne kocht, nimmt das Angebot mit Wohlwollen in Augenschein. »Sehr gut und frisch«, lautet sein Qualitätsurteil, »ich find's klasse. Eine Lebensmittelversorgung im Ort ist wichtig.« (GEA)