REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Der Andrang im Evangelischen Gemeindehaus in Gönningen am Freitagabend war erstaunlich. Wer hätte gedacht, dass eine Informationsveranstaltung über ein Bürger-Rufauto für Gönningen und Bronnweiler an einem kalten Herbstabend mehr als 100 Interessierte locken würde? Doch genau so war es.
Der im Januar gegründete Bürgerverein stellte sein erstes Projekt vor, weitere sollen folgen. »Wir machen das eins nach dem anderen«, sagte der Vereinsvorsitzende Dr. Uwe Schmidt als Antwort auf eine von zahlreichen Fragen, die von den Besuchern an diesem Abend mitgebracht wurden. Sie reichten von der Farbe, dem Modell des Bürger-Rufautos bis hin zu Automatik oder Gangschaltung? Darüber hinaus ging es darum, wer denn überhaupt berechtigt sei, die Dienste des Bürger-Rufautos in Anspruch zu nehmen?
Gehbeeinträchtigte Gönninger und Bronnweiler Bürgerinnen und Bürger können zwischen 10 und 12 Uhr bei der Telefonnummer 0175-900 6 900 anrufen, die aber erst freigeschaltet wird, wenn das Rufauto auch in Betrieb geht. Sowohl für den Telefon- wie auch für den Fahrdienst würden noch Freiwillige gesucht – natürlich alles auf rein ehrenamtlicher Basis.
Die Betriebszeiten des Rufautos seien von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 sowie 14 bis 17 Uhr, wie Rebecca Pfitzner, Elke Lukaszewitz, Uwe Schmidt und Christoph Waller den zahlreichen Gästen erläuterten. Die vorrangigen Ziele werden zunächst in Gönningen, Bronnweiler, aber auch Gomaringen, Öschingen und Mössingen liegen, sagte Uwe Schmidt.
»Und warum nicht Reutlingen?«, wurde sofort nachgefragt. »Das hat historische Gründe«, erklärte Schmidt. Weder dem ÖPNV noch Taxiunternehmen solle und dürfe Konkurrenz gemacht werden. Auch Krankenfahrten oder Rollstuhlbeförderung werde das Rufauto nicht ausführen.
Aber sehr wohl Fahrten zum Arzt etwa. Oder zum Einkaufen. »Auch für Freizeitaktivitäten wie Veranstaltungen« sei das Angebot da, sagte Pfitzner. Allerdings stets im Rahmen der vorgegebenen Fahrzeiten bis um 17 Uhr. Auch jüngere Menschen könnten natürlich die Dienste nutzen – sofern sie gehbeeinträchtigt sind. Nach Pfullingen würde es eine Dame gern nutzen. Ginge das nicht? Schmidt hatte auf alle Fragen passende Antworten: »Wir entwickeln ein lernendes System, nach und nach werden sich Veränderungen ergeben, je nachdem, wie groß die Nachfrage ist.« Weitere Fahrziele kämen hinzu.
Insassen und Fahrer sind versichert
Alle Insassen des Renault Kangoo werden versichert sein, also von der Fahrerin bis zu den maximal vier Mitfahrern. Rollstühle könnten nicht transportiert werden, Rollatoren aber sehr wohl, erläuterte Schmidt. Schiebetüren würden das Einsteigen erleichtern, Arztbesuche mit längeren Wartezeiten könnten mit dem Fahrer abgesprochen werden – ob der wartet oder die Patientin wieder abholt.
Das Auto sei schon bestellt, voraussichtlich im März 2025, vielleicht auch ein paar Tage früher, werde es losgehen mit den Fahrten. Informationen würden im Gemeindeblatt veröffentlicht. Mitglieder erhalten Nachrichten per Email. Apropos: Die 17 Gründungsmitglieder des Vereins hoffen auf möglichst viele Neu-Mitglieder – je mehr es laut Schmidt seien, umso besser funktioniere die Finanzierung des Rufautos. Und aller folgenden Projekte.
Verein sucht noch kostenlosen Stellplatz
Viele weitere Initiativen seien denkbar, sagte der Vereinsvorsitzende. Er habe so viele Ideen, dass er mit dem Notieren kaum hinterherkomme. Aber: Jetzt stehe erst mal die Einführung des Bürger-Rufautos an. Ein Elektro-Auto werde es im Übrigen nicht sein, da müsste erst mal die Frage der Ladestation geklärt werden. Das Automatik-Auto sei auf vier Jahre geleast, »danach wird es wahrscheinlich ein Elektroauto werden«, kündigte Schmidt an.
Im Moment suche der Verein noch nach einem Stellplatz für das Auto, möglichst in der Ortsmitte. »Wer einen zu vergeben hat, bitte melden – er darf halt nichts kosten«, sagte Schmidt. Wer das Fahrzeug, natürlich rein ehrenamtlich, fahren darf? »Wir führen keine Gesundheitsprüfung durch«, sagte Uwe Schmidt. (GEA)