REUTLINGEN-GÖNNINGEN. »Letztes Jahr war’s grad so – deswegen sind wir es gewohnt«, sagt Staudenhändlerin Roselinde Frank beim ersten Tulpensonntag. Drei Lagen wärmende Bekleidung hat die Frau an, weil es im Regen auch noch ungemütlich kalt ist. Der guten Laune zwischen den 45 Ständen auf dem Frühlings- und Künstlermarkt hat das schlechte Wetter kaum geschadet, wohl aber die Besucherzahlen beschränkt. Was bleibt, ist viel Freude über die Gönninger Tulpenblüte als traditionsreiches Fest.
»Eine Gemeinschaftsleistung des ganzen Stadtbezirks, der Gönningerinnen und Gönninger«, lobt Bezirksbürgermeisterin Christel Pahl zur Eröffnung das Ereignis nach einem bewegenden Gottesdienst unter Begleitung des Posaunenchores in der Peter und Paul Kirche. Dort ist es trocken und warm genug, um dankbar über ein blühendes Gönningen zu sein, in dem insgesamt runde 40 000 Tulpenzwiebeln gepflanzt worden sind. Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck bekennt offenherzig: »wir alle lieben die Gönninger Tulpen.« Diese Tradition sei ein echtes Alleinstellungsmerkmal, die man pflegen werde. Damit wird im Ort schon früh angefangen.
Junge Gönninger engagiert
Stolze 37 Mädchen und Jungs der Rossbergschule bekommen aus der Hand des Oberbürgermeisters eine Urkunde im Rahmen des Projektes »Jugend engagiert sich«. Denn die jungen Bürger haben fürs gesamte Stadtgebiet 21 Blumentöpfe bepflanzt, und werden sie jetzt auch hegen und gießen. So etwas freut natürlich auch Heinz Gerstlauer als Vorsitzender des Vereins Gönninger Tulpenblüte, der seit 19 Jahren die treibende Kraft hinter den Festsonntagen und vielem mehr ist.
»Das Tulpenfeld beim Fetzer ist wunderschön«, schwärmt Gerstlauer von einer Attraktion im Ort. Nur schade, dass es so regnet. So werde man wohl insgesamt nur 1.500 Besucher begrüßen können, »bei gutem Wetter wären es 4.500«. Manche Händler spüren die Regentropfen in der Kasse. Wirklich gut gehen heiße Lebensmittel.

»Wenn die Sonne scheint, ist man mehr in Kauflaune«, sagt etwa Cornelia Görlach, die an ihrem Stand erlesene Seifen und andere in Gönningen handgemachte und absolut biologische Kosmetikartikel anbietet. Darunter auch so originelle Kreationen wie ein Seifenstück mit der Bezeichnung »Schwarzes Schaf«. Wer es benutze, werde garantiert sauber, nebenbei sorge die beigefügte Biokohle »für einen leichten Peeling-Effekt«. Besonders gefragt ist bei Görlachs, sagen sie, die duftende Zitronengras-Seife. Gegenüber macht sich Staudenhändlerin Roselinde Frank so ihre Gedanken zur Nässe, die garantiert alle Gärtner und Landwirte teilen: »Wir brauchen den Regen, wir haben noch lange nicht genug«. (GEA)
ZWEITER TULPENSONNTAG
Am zweiten Tulpensonntag, 23. April, kann von 11 bis 17 Uhr Fetzers Probefeld in der Lichtensteinstraße 74 besucht werden. Dort gibt es eine Vielfalt an Frühlingsblühern, Musik von "Manne & Danne" und Bewirtung. Das Ladengeschäft ist aufgrund des verkaufsoffenen Sonntags geöffnet, ebenso das Samenhandelsmuseum.Von 12 bis 17 Uhr ist für Kinder folgendes Programm geboten: Florales Kinderschminken, Hüpfburg, Samentüten selbst gestalten, abfüllen und präsentieren, einen Keimsprossengarten bemalen, aussäen und genießen. (eg) www.tulpenbluete.de