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Aktuell Nachruf

Gönningens ehemaliger Bezirksbürgermeister ist tot

Professor Dr. Paul Ackermann ist im Alter von 86 Jahren in der Nacht zum Sonntag völlig überraschend gestorben.

Paul Ackermann 2023 bei etwas, was er besonders gern tat: eines seiner Bücher vorstellen.
Paul Ackermann 2023 bei etwas, was er besonders gern tat: eines seiner Bücher vorstellen. Foto: Gabriele Bimek
Paul Ackermann 2023 bei etwas, was er besonders gern tat: eines seiner Bücher vorstellen.
Foto: Gabriele Bimek

REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Buchstäblich »mitten aus dem Leben raus«, wie man so sagt: Der ehemalige Gönninger Bezirksbürgermeister Professor Dr. Paul Ackermann ist im Alter von 86 Jahren in der Nacht zum Sonntag völlig überraschend gestorben. Ehefrau Dagmar Ackermann-Knopp erzählt, dass man vorm Zubettgehen noch gemeinsam ein Fußballspiel angeschaut habe. Zuvor seien keinerlei bedenkliche Beeinträchtigungen festzustellen gewesen. Im Gegenteil. Ihr Mann sei »fit« gewesen.

1974 war der gebürtige Friedinger nach Gönningen gekommen, mit seiner damaligen Frau und den beiden Töchtern aus dieser ersten Ehe.

»Den Paul« kennt in Gönningen fast jeder. Als Spaziergänger mit Hund vom Sehen her – vor allem aber als engagierten Menschen. Als Bezirksgemeinderat und Dorfbürgermeister (1989 bis 2009) hat Paul Ackermann Gönninger Geschichte mitgeschrieben – zentrale Impulse gegeben für Bleibendes wie das Gönninger Seniorenzentrum, Samenhandelsmuseum, Lokschuppen oder den Kalktuffpfad und die Wiederbelebung der Gönninger Tulpenblüte.

»Ein geachteter Bürger, zugewandt und empathisch«

Auch nachdem er den Chefsessel im Gönninger Rathaus Christel Pahl übergeben hatte, blieb Ackermann mittendrin und tatendurstig, wenn im Dorf was loszumachen war. Und: »Er konnte es mit allen«, sagt seine 72-jährige Frau, die 20 Jahre mit ihrem Paul verheiratet war.

»Ein geachteter Bürger, zugewandt und empathisch, ein Kümmerer, der gut zuhören, Leute motivieren konnte«: Christel Pahl, Bezirksbürgermeisterin bis 2024, wird am Donnerstag bei der Trauerfeier in der Gönninger Kirche Peter und Paul (ab 11 Uhr) den Nachruf halten. Auch privat standen sich die beiden nah. »Heimat ist dort, wo man sich einbringt«, der Martin-Walser-Spruch passe perfekt auf ihren Vorgänger.

Über die Dorfgrenzen weit hinaus reichte sein Wirken: Zehn Jahre führte Ackermann die FDP-Fraktion im Reutlinger Kreistag. Er engagierte sich in der Regionalversammlung und in überregionalen Vereinigungen wie dem Konzil für Friedensforschung. Und war »ganz nebenbei« im Brotberuf noch Professor an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen und Ludwigsburg.

Sein Wirken fand offizielle Würdigung: mit der Verdienstmedaille der Stadt 2010 und der die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg 2013.

»Er konnte es mit allen«

Der Verstorbene stammte aus einfachen Verhältnissen. Der Vater, ein Handwerker, war im Krieg geblieben. Die Mutter musste vier Kinder alleine großziehen. Ackermann hat sich hochgearbeitet, Politikwissenschaft, Altphilologie und Geschichte studiert.

Das Stöbern im Früher blieb ihm eine Leidenschaft. Zahlreiche Bücher hat er veröffentlicht, selbst (mit-)geschrieben, vom großen Werk »Reutlingen auf dem Weg zur Großstadt – 50 Jahre Stadtbezirke« bis hin zum »Bürgerhandbuch« für politisch Interessierte. Viele davon rückten die Geschichte seines Heimatdorfes ins Rampenlicht.

Das Rampenlicht mochte bei aller Bescheidenheit auch Paul Ackermann, so Christel Pahls Wahrnehmung. Und auch Ehefrau Dagmar mutmaßt im Hinblick auf eine voraussichtlich gut besuchte Trauerfeier: »Das wird ihm gefallen.« (GEA)