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Drei Windräder fürs Reutlinger Käpfle?

Drei 262 Meter hohe Windräder will die Schöller SI beim Bronnweiler Käpfle aufstellen, sollte sie das Plazet erhalten. Willi Schöller verspricht im Gönninger Bezirksgemeinderat Strombonus für Betroffene.

Auf der Alb in Magolsheim kann man den Typ Windräder sehen – und ab Juni auch hören –, den die Schöller SI  auch für Bronnweiler
Auf der Alb in Magolsheim kann man den Typ Windräder sehen – und ab Juni auch hören –, den die Schöller SI auch für Bronnweiler vorsieht. Foto: Steffen Wurster
Auf der Alb in Magolsheim kann man den Typ Windräder sehen – und ab Juni auch hören –, den die Schöller SI auch für Bronnweiler vorsieht.
Foto: Steffen Wurster

REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Willi Schöller ist ein Mann mit langem Atem. Seit 15 Jahren ist der Reutlinger Unternehmer am Standort dran: Nun verdichten sich seine Chancen, beim Bronnweiler Käpfle auf einer 120 Hektar großen Vorrangfläche Windräder aufzustellen. Die Interkommunale Arbeitsgruppe hat die Schöller Erneuerbare GmbH im Interessenbekundungsverfahren zum Favoriten auserkoren (der GEA berichtete).

Der Unternehmer geht nun offensiv an die Öffentlichkeit. Am Donnerstagabend war Willi Schöller mit Geschäftsführer Johannes Wild und seiner Tochter Mirjam, ebenfalls Geschäftsführerin, im Gönninger Bezirksgemeinderat zu Gast.

Den großen Schöller-Werbeblock leitete der CEO des Unternehmens höchstselbst ein. Verwurzelung pries er als Qualitätsmerkmal an: »Wir arbeiten und leben hier.« Unter anderem fünf Reutlinger Stadtquartiere, darunter die Obere Wässere, führte er als Zeugen der Realisierungskraft des Unternehmens an.

Im Hinblick auf die Windprojekte sei dem Unternehmen das Beteiligungsmodell »essentiell«. Auch für kleine Beträge (ab 100 Euro) gebe es »anständige Renditen«. Erträge für Bürger, Kommune, das Finanzamt: »Das Geld bleibt am Ort.«

" "Was kriegen wir als Bonbon?"

Johannes Wild stellte das Projekt vor: Die Potenzialfläche RT-Tü-01 ist wegen Einwänden der Bundeswehr geschrumpft. Auch der Bronnweiler Plattach ist damit raus. Auf der verbleibenden Fläche, die in Stadtbesitz ist, will Schöller in der »schalloptimierten Variante« drei Windräder aufstellen: Eins nordwestlich vom Käpfle (940 Meter vom Bronnweiler Ortsrand entfernt), Eins dahinter im Kreuzwald (Entfernung nach Ohmenhausen 1.050 Meter) und Eins im Schachenwald (1.650 Meter von Gönningen entfernt), jeweils 262 Meter hoch.

Zwei weitere Anlagen möchte man östlich auf Pfullinger Gemarkung errichten. Alle fünf würden Strom für 35.000 Menschen produzieren. Hinzu käme ein Umspannwerk mit Speicher, für das es noch keinen Standort gibt. Realisierungszeitraum: drei bis fünf Jahre.

Bürger und Bezirksgemeinderäte hatten eine Reihe von Fragen. Kommen weitere Anlagenstandorte hinzu? Gelangt über Abrieb die schädliche Ewigkeits-Chemikalie PFAS in den Boden? Was kostet ein Windrad dieser Größe? Manche Antworten verschob das Trio auf Ende Mai (siehe Infobox). Andere konnte es direkt beantworten. Etwa nach der Investition: Um die 12 Millionen Euro kostet eine Anlage. Die stets wiederkehrende Frage, gibt es genug Wind auf dem Käpfle, konnte Willi Schöller direkt bejahen: »Sonst wären wir nicht hier.« Billigeren Strom? Mehr Geld aus dem Stadtsäckel fürs Dorf: »Was kriegen wir als Bonbon?«, fragte Ratsmitglied Christof Ziegler. Schöller kündigte einen »Strombonus« an. »Das machen wir überall so.«

Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Stefan Dvorak, hob hervor, die Schöller SI habe sich »weit abgehoben« von anderen Bewerbern. Er habe die Interessen der Reutlinger »mitgedacht«. Besonders gefielen der Stadt die vielfältigen Beteiligungsangebote.

Dvorak erinnerte erneut daran, dass sich die Rechtslage zu der vor 15 Jahren deutlich verändert habe. Dazu gehört auch die Super-Privilegierung der Windkraftanlagen. Sie können überall dort genehmigt werden, wo sie nicht verboten sind. Das jetzige Verfahren ermögliche der Kommune Steuerung. Zugleich könne sich die Großstadt Reutlingen nicht über Windstrom von der Alb freuen und sich selbst aus der Verantwortung schleichen.

»Wir dürfen uns nicht vorschnell mit Entscheidungen auf die Reise machen im südlichen Bereich«

Dass die Stadt nicht an der Höhe der Pachteinnahmen interessiert sei, verursachte Gelächter im Saal. Dvorak konterte, andere Projektierer hätten auf der Fläche fünf, einer gar sieben Windräder platzieren wollen.

Bezirksbürgermeisterin Claudia Gumpper betonte einmal mehr, die Gönninger seien für Windkraft. »Aber nicht auf Biegen und Brechen.« Sie forderte, Alternativen stärker ins Visier zu nehmen, insbesondere auch die PV. Gutachten stehen aus, etwa zu Schallentwicklung und Artenschutz. Sie könnten das Projekt zu Fall bringen.

Zuletzt muss der Reutlinger Gemeinderat im Herbst dem Standort seinen Segen geben. Dem dürfte ein Eiertanz vorangehen, in dem versucht wird, bei aller Sympathie für Windkraft die betroffenen Bürger nicht zu vergrätzen. Edeltraut Stiedl (SPD) attestierte dem Bezirksgemeinderat Bronnweiler »zu Recht viele Bedenken und Ängste«, sieht einen »wichtigen Schritt zur Frage: Machen wir Windkraft?«. Andreas Lächele (Grüne und Unabhängige) forderte »nicht nur dagegen sein, sondern sich einbringen«. Einzelne dürften aber »nicht zu sehr belastet werden«.

Frank Glaunsinger (CDU) warnte, man dürfe sich »nicht vorschnell mit Entscheidungen auf die Reise machen im südlichen Bereich«, handele es sich doch um »ein monumentales Projekt«.

Grünen-Sprecher Dr. Karsten Amann forderte indes, die Räder nicht zum Kampfthema zu machen, die Grundentscheidung sei getroffen. Es sei eine Illusion zu glauben: »Wenn wir das nicht machen, kommt das nicht.«

Am Donnerstag, 15. Mai, ist die Schöller Si in der Bronnweiler Turnhalle in öffentlicher Ratssitzung zu Gast. Ein großer Infoabend für alle ist am 28. Mai, 18 Uhr, in der Gönninger Roßberghalle angesetzt. (GEA)