REUTLINGEN-DEGERSCHLACHT. Das Baugebiet »Leiblstraße/Leopoldstraße« nimmt langsam Gestalt an: Der Bezirksgemeinderat von Degerschlacht hat in seiner jüngsten Sitzung den Grundsatzbeschluss gefasst, dass das Gebiet erschlossen werden soll. Gleichzeitig hat er die technische und finanzielle Abwicklung an die Neue BWS GmbH, einen Eigenbetrieb der Stadt Reutlingen, übertragen. Die Gesamtkosten für die Erschließung betragen 1,1 Millionen Euro.
Weiterhin ungeklärt ist allerdings die Frage, wie es mit dem dort geplanten Pflegeheim weitergeht. Die meisten möglichen Investoren haben abgelehnt, sagt Bezirksbürgermeisterin Ute Dunkl auf Nachfrage des GEA. Die Branche steckt in einer Krise. Der Pflegenotstand ist nur einer der Gründe - die meisten Betreiber von Seniorenheimen finden kaum mehr Personal. Zudem wurde die Förderung von neu gebauten Pflegeheimen, die es vom Land früher gab, gestrichen. Um kostendeckend arbeiten zu können, muss ein Heim deshalb annähernd voll belegt sein. Was aufgrund von Personalmangel jedoch oft nicht möglich ist.
Ein möglicher Investor ist noch übrig
Die Betreiber von Pflegeeinrichtungen schrecken deshalb immer öfter vor Neubauten zurück, vor allem, wenn es sich um personalintensive Heime handelt. Aufgeben kommt für die Bezirksgemeinderäte trotzdem nicht infrage. Im Moment hofft man darauf, dass der letzte angefragte Kandidat zusagt - der sei derzeit noch am Überlegen. Denn, das ist klar: Ein Pflegeheim im Reutlinger Nordraum wird dringend benötigt.
Seit Jahren sind Degerschlacht und Sickenhausen gemeinsam auf der Suche nach einer Lösung. Erst fehlte es an der Fläche: Als dann endlich ein geeignetes Grundstück gefunden wurde, wähnten sich die beiden Ortschaften beinahe am Ziel. Im Februar 2024 konnte Dunkl glücklich verkünden, dass das 2,2 Hektar große Baugebiet zwischen Leopold- und Leiblstraße bebauungsreif sei.
Baubeschluss nach der Sommerpause
Fast jede Woche rufen Interessenten an, die einen Platz im Pflegeheim benötigen, erzählt die Bezirksbürgermeisterin. Dementsprechend hat der Bezirksgemeinderat beharrlich auf eine schnelle Umsetzung gedrängt. Auch Daniel Schmid, Fachgebietsleiter bei der Neuen BWS, berichtete dem Gremium von solchen Anfragen: »Ein Anwohner hat sich gemeldet und mir gesagt, dass er 2027 einziehen will.« Die Neue BWS habe also ihren Zeitplan, ergänzt er schmunzelnd.
So schnell wird es mit der kompletten Fertigstellung allerdings nicht gehen. Der Reutlinger Gemeinderat kann voraussichtlich erst nach der Sommerpause einen Baubeschluss fassen, ein möglicher Baubeginn wäre dann im Frühjahr 2026. Nach zwölf Monaten soll das Gebiet mit allen notwendigen Kanal- und Straßenbauarbeiten komplett erschlossen sein. Das heißt, die Bauplatzbesitzer können ab frühestens 2027 loslegen. »Das ist bissle spät«, merkte Ute Dunkl an. Schneller sei nicht möglich, erklärte Schmid, die Ingenieurleistungen benötigen ihre Zeit.
Mögliche Alternativen
Aber zurück zum Pflegeheim: Was passiert, wenn auch der letzte verbliebene Interessent absagt? »Dann müssen wir auf ein anderes Konzept umschwenken«, sagt Ute Dunkl. Festhalten will man in Degerschlacht aber auf jeden Fall an dem Vorhaben, in dem neuen Baugebiet Wohnraum für Senioren zu schaffen, die ihren Lebensabend dann in ihrer Heimat verbringen können. Beim Thema Pflege bewege sich momentan vieles, es gebe immer wieder Veränderungen. Von daher könne man sich auch überlegen, statt einem Heim mit vollstationären Pflegeplätzen Senioren-WGs oder betreutes Wohnen anzubieten. Hierfür könnte man eventuell einfacher einen Anbieter gewinnen.
Allerdings sind dies bisher nur vage Überlegungen, denn noch ist der Traum vom Pflegeheim im Ort nicht geplatzt. »Wir bleiben dran und lassen nicht locker«, verspricht Ute Dunkl. (GEA)