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»Offene Sprechstunde« in Degerschlacht unter dem Kastanienbaum

Ute Dunkl, Bezirksbürgermeisterin von Degerschlacht, spricht darüber, was ihren Heimatort ausmacht, und warum er ihr so am Herzen liegt.

Ute Dunkl ist gerne mit den Degerschlachtern im Gespräch.
Ute Dunkl ist gerne mit den Degerschlachtern im Gespräch. Foto: Steffen Schanz
Ute Dunkl ist gerne mit den Degerschlachtern im Gespräch.
Foto: Steffen Schanz

DEGERSCHLACHT. Ute Dunkl macht es sich auf der Bank unter dem Kastanienbaum gegenüber vom Rathaus in Degerschlacht gemütlich. »Wenn ich eine halbe Stunde hier sitze, werde ich von zwei bis drei Menschen für einen Smalltalk angesprochen«, sagt sie. Auch wenn sie eine Runde mit ihrer Border-Mischung Leo über die Felder dreht, kommt die Bezirksbürgermeisterin gerne mit den Degerschlachtern ins Gespräch. Die 61-Jährige ist im Ort tief verwurzelt. Sie ist hier aufgewachsen und wohnt gemeinsam mit ihrem Mann in ihrem Elternhaus. Die beiden Töchter sind längst erwachsen.

Seit 2019 ist Ute Dunkl Bezirksbürgermeisterin. Erfahrung in der Kommunalpolitik hat sie davor bereits ausgiebig gesammelt. Sie war zehn Jahre lang im Bezirksgemeinderat aktiv. Mit Lokalpolitik ist sie praktisch aufgewachsen. Ihr Vater war fast 40 Jahre Mitglied im Degerschlachter Rat und auch als stellvertretender Bezirksbürgermeister tätig. »Das hat mich geprägt. Beim Abendessen haben wir auch darüber gesprochen, was im Ort so passiert«, sagt sie.

Der Kontakt ist ihr wichtig

Ihre Arbeitszeit hat Ute Dunkl für das zwar vergütete, aber ehrenamtliche Bezirks-Bürgermeisterinnen-Amt, reduziert. Halbtags arbeitet sie weiterhin als Schulsekretärin in der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Reutlingen. Auch wenn die Zeit knapp ist, ist Ute Dunkl Erreichbarkeit wichtig. Mehrmals die Woche schaut sie vor der Arbeit im Rathaus vorbei und erledigt das, was anfällt. Den Dienstagnachmittag ist sie im Büro zu erreichen. Auch im Urlaub könne man sie anrufen. »Das will ich auch so. Ich möchte Bescheid wissen«, sagt sie. Wichtig sei es ihr, »dran zu sein« und den Kontakt zu halten. Zur Grundschule, den Kitas und zu den Vereinen – zu den Menschen, die den Ort ausmachen. »Familien sind das A und O«, sagt sie.

Auch wenn Degerschlacht nur etwa 2.300 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, sei der Ort »gut versorgt«. Es gibt einen Metzger, einen Bäcker, einen Bioladen, Ärzte und sogar einen Tierarzt. Alle 30 Minuten fährt der Bus. Was Ute Dunkl jedoch noch fehlt, ist eine Gaststätte mitten im Ort, oder ein Dorfgemeinschaftshaus. Zwei größere Projekte stehen in naher Zukunft für Degerschlacht an: Im September ist Spatenstich für den Erweiterungsbau an der Kita Am Wasserturm. »Damit können wir den Bedarf zumindest entzerren«, sagt Ute Dunkl. Des Weiteren sind die Planungen für ein Pflegeheim vorangeschritten. Der Bebauungsplan werde gerade aufgestellt. »In der Lokalpolitik braucht man einen langen Atem. Ich bin es aber gewohnt, nachzubohren.«

Ein Spagat zwischen den Erwartungen

Was ist die Funktion einer Bezirksbürgermeisterin? »Ich bin die Mittlerin zwischen den Bürgern und der Verwaltung«, sagt Ute Dunkl. Nicht zu unterschätzen sei die Zeit, die es braucht, die Verwaltungsstrukturen kennenzulernen. Mit den Fachämtern sei sie regelmäßig im Austausch. Die Arbeit bereite ihr viel Freude, auch wenn es hin und wieder eine Herausforderung sei. Allen Erwartungen gerecht zu werden, sei nicht immer möglich. Das Amt vom Privatleben zu trennen, auch nicht immer einfach. Auch sei es ein »Spagat«, zwischen den Wünschen der Einzelnen und dem Wohl des Ortes. »Viele denken, man kann mehr machen als man kann«, sagt sie.

Die Entwicklung des Dorfes möchte Ute Dunkl »behutsam« angehen. »Unser Stadtbezirk hat so mit die kleinste Gemarkung«, gibt sie zu bedenken. Größere Neubaugebiete seien nicht in Planung. Denn »Erholungsfläche« werde von den Degerschlachtern geschätzt. »Unsere Besonderheit ist es, dass wir stadtnah sind, es hier aber auch ländlich ist. Man kennt sich hier und man kann sich auch gut integrieren«, sagt sie.

Das Engagement ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger schätzt Ute Dunkl ganz besonders: Eine Elterninitiative habe etwa den Spielplatz an der Schule mitaufgebaut. Beim großen Hagelunwetter vor zwei Jahren hätten die Nachbarn sich tatkräftig gegenseitig unterstützt, zum Beispiel beim Ausschöpfen der Keller. »Da habe ich den Zusammenhalt wirklich gespürt.« (GEA)