REUTLINGEN-DEGERSCHLACHT. Endspurt für Verkehrsplaner Gerhard Lude, der in allen Bezirksgemeinden den Lärmaktionsplan mitsamt den Folgen vor Ort präsentiert hat. Während sich viele Gremien dagegen sträubten, dass in ihren Ortschaften künftig 30 statt 40 gelten soll, wünschte man sich in Degerschlacht das Gegenteil. »Warum macht man nicht Tempo 30 in der ganzen Ortschaft?«, wurde Lude gefragt. Der Lärmaktionsplan sieht nämlich vor, dass nur auf der Teilstrecke der Osianderstraße bis zur Einmündung Schwindstraße und auf der Jerg-Wurster-Straße bis zum Ortseingang künftig zusätzlich 30 statt 50 gelten soll. Bislang hatte nur ein Teil der Leopoldstraße Limit 30.
Was mit der Martin-Knapp-Straße sei? Oder mit der K'furter-Straße?, wollten die Räte wissen. »Diese Salami-Taktik macht doch keinen Sinn«, betonte Thomas Fuhr. »Logisch wäre, wenn alles drin ist«, pflichtete Johannes Hägele ihm bei. Bezirksbürgermeisterin Ute Dunkl hob vor allem die Brisanz einer Temporeduzierung auf der Martin-Knapp-Straße hervor, die den Bürgern schon seit langem ein Anliegen sei. Das sei die Schulstraße im Ort, Grundschule und Kindergarten befinden sich dort, »das sollte berücksichtigt werden« - so die Forderung aus dem Gremium.
Es gilt nur Lärm, nicht die Sicherheit
Zumindest der Verkehrsplaner Lude musste da abwinken: Er kümmere sich um die Lärmbelastung und der Verkehr auf dieser Straße sei eher gering. Zwar sei seiner Ansicht nach die Sicherheit genauso wichtig, aber werde in diesem Zusammenhang nicht thematisiert. Er empfahl, sich mit dem Amt für öffentliche Ordnung in Verbindung zu setzen. Die sind für Fragen der Verkehrs- und hier vor allem der Fußgänger-Sicherheit zuständig. Das habe man schon, ohne Erfolg, wie Dunkl sagte. Zudem könnte man es in die Stellungnahme als Anregung mit aufnehmen, so Ludes Tipp - diese wird dem Gemeinderat vor seiner Entscheidung über den Lärmaktionsplan vorgelegt.
Über diese Stellungnahme, oder vielmehr das Abstimmungsverhalten, diskutierte das Gremium im Anschluss. Inhaltlich war man sich einig: Mehr 30er-Zonen im Ort und am liebsten noch Tempo 70 Richtung Sickenhausen sollten in der Stellungnahme über den Lärmaktionsplan hinaus gefordert werden. Nur wie man dies am Besten formal angehe, war die Frage. Die einen waren dafür, den Lärmaktionsplan abzulehnen, die anderen wollten eher zustimmen. "Mir wäre ein "nein, weil" lieber als ein "ja, aber", so Thomas Fuhr. "Das löst eher einen Denkprozess aus", so seine Hoffnung.
Sechs weitere Räte sahen dies genau so und stimmten mit Nein, zwei stimmten pro Plan. Aber: Egal, ob ja oder nein, alle hoffen, dass die Ergänzungen berücksichtigt werden und die neuen Vorschriften dann auch kontrolliert werden. (GEA)