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Bronnweiler Bürger und BI Windkraft im Austausch: »Nicht so weit auseinander«

Die Reutlinger Bürgerinitiative Windkraft im Bezirksgemeinderat Bronnweiler: Es gab einen friedlichen Austausch von unterschiedlichen Sichtweisen, vor allem zur erwarteten Lärmbelastung.

Ungewöhnlicher Anblick: Am Mittwochabend saßen Mitglieder der BI Windkraft mit am Tisch des Bronnweiler Bezirksgemeinderats.
Ungewöhnlicher Anblick: Am Mittwochabend saßen Mitglieder der BI Windkraft mit am Tisch des Bronnweiler Bezirksgemeinderats. Foto: Norbert Leister
Ungewöhnlicher Anblick: Am Mittwochabend saßen Mitglieder der BI Windkraft mit am Tisch des Bronnweiler Bezirksgemeinderats.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-BRONNWEILER. Vier Mitglieder der Reutlinger Bürgerinitiative Windkraft hatten sich am Mittwochabend in den Bezirksgemeinderat Bronnweiler gewagt, also quasi in die Höhle des Löwen der Windkraftgegner. Doch halt, das stimme ja gar nicht: »Wir sind nicht gegen Windkraft«, betonte Friedel Kehrer-Schreiber für »ihr« Gremium. Aber: »Der Standort ist falsch, es gibt auf der Alb Gemeinden, die Windräder haben wollen«, so die Bezirksbürgermeisterin.

Außerdem, so betonte ein Bürger nach dem Austausch der Argumente zwischen den BI-Mitgliedern und dem Bezirksgemeinderat, komme es auf die beiden Windkraftanlagen am Käpfle doch gar nicht mehr an – »wenn alle projektierten Windräder gebaut werden, sind wir schon bei 2,8 Prozent, gefordert sind aber 1,8 Prozent«. Die Bevölkerungsdichte zwischen Gönningen, Bronnweiler und Ohmenhausen sei einfach zu groß, die Räder am Käpfle zu nah an der Wohnbebauung, lautete ein weiteres Argument der Gegner.

Zu viel Lärm befürchtet

Ratsmitglied Corina Karls betonte, dass sie der Ruhe wegen nach Bronnweiler gezogen ist – und diese Ruhe wolle sie auch weiterhin haben. Am Mittwochabend ging es die meiste Zeit um den Schall, also um den Lärm, den die angedachten zwei Windräder von sich geben würden. Mehr als 45 Dezibel dürften die nachts nicht erzeugen, das sei Gesetz, sagte Markus Jetter: Allerdings sei der Bronnweiler Bezirksgemeinderat in Baiereck und in Horben gewesen, in zwei Ortschaften mit Windrädern und ähnlicher Topographie wie Bronnweiler. In beiden Orten gebe es viele Menschen, die bei einer nächtlichen Belastung durch die Räder um die 40 Dezibel nicht mehr schlafen könnten, berichtete Jetter. Schall sei eine super-subjektive Sache, meinte ein Bronnweiler Bürger.

Das sah Reinhard Beneken von der BI Windkraft genauso. Wenn man Angst vor einer potenziellen Schallbelastung habe, werde man ihn auch tatsächlich als störend empfinden. Das gehe ihm mit Autoverkehr ganz genauso. Andere Menschen würden aber mit manchen Geräuschen wunderbar leben: Es gebe Anwohner an Wasserfällen etwa, die noch viel größeren Lärmbelastungen ausgesetzt seien – sich aber überhaupt nicht daran stören, sagte Sabine Ziegler.

Blick nach Magolsheim

Das Beispiel in Magolsheim wurde vielfach angeführt, von beiden Seiten der Diskutierenden. Scheinbar waren die zahlreichen Zuhörer wie auch der gesamte Bezirksgemeinderat vor kurzem vor Ort gewesen und hatten sich die neuen Räder in Münsingens Teilort angesehen. Und angehört. Doch »Bronnweiler ist nicht Magolsheim, die Topographie hier ist ganz anders«, so Kehrer-Schreiber. »Die Topographie soll berücksichtigt werden, ich habe da nachgefragt«, sagte Florian Klebs von der BI.

In Magolsheim hatten die einen in einem Kilometer Entfernung »nichts, aber gar nichts« von den Rädern gehört. Eine andere Frau habe vor kurzem erst den Test gemacht und dann vor lauter Krach der Windkraftanlagen den Verkehrslärm nicht mehr gehört. Also: sehr subjektiv.

Grenzwerte tags und nachts

Erneut wurde der maximale Grenzwert von 45 Dezibel erwähnt. Die Firma Schöller als potenzielle Erbauerin der beiden Räder zwischen Bronnweiler, Gönningen und Ohmenhausen habe versprochen, die Räder nachts abzuschalten, wenn sie lauter als 35 Dezibel würden, sagte ein Bürger. Ob das ein Kompromiss sein könnte?, fragte Angela Patka von der BI. Wenn in dem Vertrag, den die Stadt mit Schöller abschließen will, drinstehen würde, dass die Räder nachts maximal 35 Dezibel Lärm erzeugen dürften? »Dann könnte ich damit leben«, sagte Markus Jetter, der an diesem Abend die meisten Argumente für den Bezirksgemeinderat vorgebracht hatte.

»Wir sind ja in vielen Bereich gar nicht weit auseinander – wenn wir auch zu einem anderen Ergebnis kommen«, betonte Reinhard Beneken. Patka hob hervor, dass die BI Windkraft immer darauf aus war, dass Windräder sozial verträglich sein müssten. »Wir wollen doch nicht, dass die Bronnweiler womöglich sagen, dass sie hier nicht mehr leben können.« Allerdings sei die Notwendigkeit für die Erzeugung von regenerativen Energien offensichtlich, so Ziegler. Denn: »Der Klimawandel ist ja in vollem Gange, wir sind 30 Jahre zu spät dran, um ihn noch aufhalten zu können«, so Beneken. Friedel Kehrer-Schreiber freute sich auf jeden Fall über die gelungene Diskussion am Mittwochabend – »wir haben einen guten Rahmen gefunden und es blieb alles friedlich«, sagte sie. Sie erntete viel Beifall für diese Aussage – offensichtlich hatten alle Anwesenden mit einer heftigeren Auseinandersetzung gerechnet. (GEA)