REUTLINGEN-BETZINGEN. Die größte Reutlinger Bezirksgemeinde hat auch die meisten Listen: Freie Wähler, Grüne und Unabhängige, CDU, SPD und FDP treten mit insgesamt 53 Kandidatinnen und Kandidaten an. Alle »alten« Mitglieder bewerben sich erneut um ein Mandat im Betzinger Ortschaftsrat. Trotz der Listen-Vielfalt spielt Parteipolitik dort in aller Regel keine Rolle: Im Gremium stehen die Belange Betzingens im Fokus, und da machen alle gemeinsame Sache. Nicht verwunderlich also, dass auch für die kommende Legislaturperiode Einigkeit bei den vordringlichsten Aufgaben besteht: Top-Themen sind für alle fünf Listen der Hochwasserschutz und die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule.
Freie Wähler:
Die Liste der Freien Wähler setzt sich aus den erfahrenen Bezirksgemeinderäten Kurt Gugel, Dagmar Krause, Jenny Winter-Stojanovic und Margot Stoll (bisher SPD) zusammen. Ergänzt wird sie durch »engagierte und kompetente Bürger aus Betzingen«. Allesamt, wird betont, sind »nicht parteipolitisch gebunden und entscheiden stets sachorientiert und im Sinne von Betzingen«. Als wichtigste Ziele nennen die Freien Wähler einen möglichst schnellen Abschluss der Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz sowie die Schulbildung. »Schon geplante Baumaßnahmen und Sanierungen müssen schnellstmöglich umgesetzt werden. Der Schulstandort muss gefestigt werden«, fordern sie. Weitere Anliegen: Die Vielfalt der Vereine mit ihren bestehenden Strukturen sollen ebenso unterstützt werden wie ein gut funktionierender Einzelhandel mit Vielfalt und Qualität, der Betzingen stärke. Die FWV will sich für den Haltepunkt der Regionalstadtbahn am Betzinger Bahnhof starkmachen und sich außerdem für bezahlbaren Wohnraum einsetzen.
Friedemann Rupp bereit für zweite Amtszeit
Grüne und Unabhängige:
Die Grünen und Unabhängigen in Betzingen registrierten einen regen Zuspruch bei den Bewerbungen für ihre Liste. Bei der Platzierung wandten sie die bei den Grünen übliche Frauenquote an. »Fast alle ungeraden Listenplätze sind Frauen vorbehalten und erfreulich ist, dass neben der erfahrenen Rätin Ursula Janousch vor allem junge Bewerberinnen aufgestellt wurden«, so Friedemann Rupp. Dies sind unter anderem Eva Leibßle, Katharina Stoll und Katharina Ernst. Auf Platz eins kandidiert Eva Leibßle, gefolgt von Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp, Ursula Janousch und Martin Schöfthaler, der seit 2019 Mitglied des Ortschaftsrates ist. Zentrale Anliegen sind für die Kandidierenden die weitere Umsetzung des Hochwasserschutzes, die Trassenentscheidung Regionalstadtbahn, der Neubau des Musiksaals an der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule und die Sanierung der anderen Gebäude. Wichtig ist den Grünen außerdem die Sanierung der Wernerschen Mühle. Friedemann Rupp, seit 2019 Bezirksbürgermeister von Betzingen, ist grundsätzlich bereit, das Amt nochmals fünf Jahre zu übernehmen. »Wichtiger wäre mir aber, dass wir nach der Wahl eine einvernehmliche Lösung finden – ganz in der Betzinger Tradition.«
Chance für Jüngere
SPD:
Die Betzinger SPD wollte bei der Nominierung bewusst Jüngeren eine Chance und damit auch jungen Wählern eine Alternative bieten. Die jüngste Bewerberin, Andrea Gotzen, ist gerade mal 17 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der drei Erstplatzierten Moritz Pfeiffer, Silke Bayer und Matthias Knecht liegt bei 33 Jahren. Unterstützung kommt von erfahrenen Bewerbern wie Lothar Richter. Als Ziel wird genannt, die künftige Entwicklung Betzingens themen- und generationsübergreifend zu gestalten. Mehr Wohnraum unter Rücksichtnahme auf Betzingens Ortsbild, ausreichend Plätze für die Kinderbetreuung und eine bessere Anbindung an den ÖPNV auch durch Umgestaltung des Mobilitätsknotens am Betzinger Bahnhof stehen für die SPD ebenso im Vordergrund wie sichere Schul- und Radwege und natürlich der Hochwasserschutz. Um dem Anspruch einer verlässlichen Kernzeitbetreuung gerecht zu werden und dem Unterricht in Containern ein Ende zu bereiten, wird ein schneller Beginn des Neubaus an der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule gefordert.
Grüne Oasen erhalten
CDU:
Die CDU-Liste mit zwei Frauen und sieben Männern setzt sich zusammen aus »zahlreichen ortsbekannten Persönlichkeiten, ehrenamtlich verankert in Vereinen und der örtlichen Feuerwehr«. Das Team um die beiden »Alt«-Ortschaftsräte Uwe Alle und Stefan Junginger strebt neben einem sicheren, altersgerechten und generationsübergreifenden Leben, Wohnen und Arbeiten in Betzingen »ehrliche, familienfreundliche und bürgernahe Entscheidungen« an. Im Mittelpunkt des Themenspektrums stehen neben der Erhaltung und Neugestaltung von grünen Oasen und Aufenthaltsflächen insbesondere die Steigerung der Standortattraktivität von Betzingen durch neuen Wohnraum, ebenso die Sanierung und der Ausbau der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist dem CDU-Team die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzepts, verbunden mit einem »tragfähigen Konzept der Stadt für die frei werdende Meisterschule mit Neubebauung im Rahmen einer Konzeptvergabe oder zu deren Nachnutzung«.
Den Ortskern beleben
FDP:
Ein Schwerpunkt der FDP-Liste ist die Sanierung und Erweiterung der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule sowie die Schulkinderbetreuung. Als weiteres wichtiges Anliegen wird die Fortführung des Hochwasserschutzes genannt, ebenso die Belebung des Ortskerns. »Wir brauchen dafür unsere Steinachstraße als Einkaufsmeile, aber auch Dienstleister und Vereine und natürlich die Kultur mit dem Bürgerhaus Zehntscheuer und der Stadtbibliothek, dem Gemeindehaus und den Kirchen«, so Karin Lenz, Spitzenkandidatin und erfahrene Ortschaftsrätin. Kai Uwe Schwille und Susanne Dieterich folgen auf Listenplatz zwei und drei. Die Betzinger Liberalen setzen sich außerdem für eine baldige Sanierung der Parkplätze im Ort ein, für den Ausbau sicherer Radwege und einen Halt der Stadtbahn am Betzinger Bahnhof. Zudem möchten sie sich für die Schaffung und Erhaltung von Grünflächen, Parks und Spielplätzen und den Ausbau von Sporteinrichtungen starkmachen. Die Kandidaten der FDP stehen nach eigenem Bekunden für »frische Ideen, Engagement und bürgernahe Politik«. (GEA)