REUTLINGEN-BETZINGEN. Wer regelmäßig auf der autobahnähnlichen B28 zwischen Tübingen und Reutlingen unterwegs ist, weiß: Hier geschieht seit einigen Tagen eine ganze Menge, vor allem wird gebaut. Das wird auch noch einige Tage so weitergehen. Bis zum Ende der Sommerferien, so ist die Planung. Doch davor haben die Straßenverkehrsbehörden das Baustellen-Tempolimit gesetzt. Das ist in Form der wohlbekannten Verkehrsschilder überall auf der Strecke, vor den Baustellen, innerhalb der Baustellen, am Ende der Baustellen und selbstverständlich nach den Baustellen geregelt.
Doch wer in Höhe der Ausfahrt Betzingen mit Fahrtrichtung Reutlingen gerade aus der Baustelle herausfährt, könnte etwas verwirrt werden: Denn nahezu unmittelbar nach der letzten Baustellenbake und dem letzten Tempo-80-Schild ist jüngst ein Tempo-120-Schild aufgestellt worden. Nur Sekunden später wird es abgelöst von einem Tempo-100-Schild und wiederum nur Sekunden später wartet der bekannte Blitzer auf Temposünder.

Möglicherweise könnte sich so mancher Autofahrer dazu verleiten lassen nach Tempo 80 auf 120 zu beschleunigen, um nur einige Meter später wieder in die Eisen zu gehen, um Tempo 100 zu erreichen, damit ihn der Blitzer am Fahrbahnrand nicht doch ablichtet und später teure Fotos ins Haus flattern. Ein Wechselbad der Gefühle, durch ein Stakkato an Tempolimits. Fast könnte man auf die Idee kommen, der bekannte Schilda-Streich habe hier seinen Wortsinn durch diese Schilder-Flut voll erfüllt.
Mit anderen Worten, hier wird viel Tempo mit vielen Verkehrsschildern geregelt. Ein Sprecher des verantwortlichen Regierungspräsidiums Tübingen findet es rechtlich völlig korrekt. Vor der Baustelle habe hier schließlich Tempo 120 gegolten, also habe man durch das extra herangeschaffte mobile Tempo-120-Schild die Fahrgewohnheiten der Pendler wieder herstellen wollen. Das sei auch mit der Polizei, den Verkehrsbehörden des Landratsamts Reutlingen und der Stadt Reutlingen so abgesprochen, merkt er noch an.
Wollten die Verkehrsbehörden nicht weniger Schilder?
Aber ist das auch sinnvoll? Ein Tempo-Auf-und-Ab für ein paar Sekunden Fahrtzeit? Der Mann der Behörde kommt ins Grübeln. Könnte da was dran sein? Und wollten die bundesdeutschen Verkehrsbehörden nicht den ohnehin üppigen Schilderwald ein wenig lichten?
Man werde das wohl noch einmal besprechen, lautete später die Antwort aus der Behörde. Es bleibt also weiterhin spannend, was auf der B28 noch so alles passiert. Solange können alle Pendlerinnen und Pendler ja ein bisschen üben: Also - Gas geben, Gas wegnehmen, Gas geben, Gas wegnehmen. (GEA)