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Betzinger Schulleiterin geht: Abschied mit gemischten Gefühlen

Rektorin Daniela Halder verlässt nach fünf Jahren die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Die Menschen wird sie vermissen, die zunehmend schwierigen Bedingungen nicht.

Daniele Halder verlässt die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Im September tritt sie ihre neue Stelle im Schulamt Albstadt
Daniele Halder verlässt die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Im September tritt sie ihre neue Stelle im Schulamt Albstadt an. Foto: Foto: Pieth
Daniele Halder verlässt die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Im September tritt sie ihre neue Stelle im Schulamt Albstadt an.
Foto: Foto: Pieth

BETZINGEN. Rektorin Daniela Halder sagt Adieu: Nach fünf Jahren verlässt sie die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen. Im September tritt die 52-Jährige ihre Stelle als Schulrätin im Schulamt Albstadt an. »Ich freue mich sehr darauf.« Von Betzingen verabschiedet sie sich mit gemischten Gefühlen. Mit Stolz auf das, was sie bewegen konnte. Mit Wehmut, denn »den tollen Personen im Kollegium und den Menschen drumrum weine ich schon hinterher«. Aber auch mit Resignation, denn die äußeren Bedingungen haben ihr die Schulleitung schwer gemacht haben. Ganz oben auf der Negativ-Liste steht die notorische Raumnot, für die eine Lösung in absehbarer Zeit nicht in Sicht ist.

In der Schublade verschwunden

Bevor die Engstingerin nach Betzingen kam, unterrichtete sie 17 Jahre an der Gomadinger Sternbergschule, davon sieben Jahre als Rektorin. Ihre neue Stelle trat sie voller Optimismus an. Doch der bekam gleich einen Dämpfer. Bei einem ihrer ersten Termine ging es mit den Verantwortlichen von Regierungspräsidium und Stadtverwaltung um den schon bewilligten Neubau, der den Musikpavillon ersetzen und den dringend benötigten Platz für die Schule schaffen soll – ein Thema, das schon ihren Vorgänger Lothar Richter beschäftigte. Der Vertreter des Regierungspräsidiums, erinnert sie sich, habe beim Blick auf die Pläne angemerkt, dass der Neubau zu klein konzipiert sei, um Zuschüsse zu bekommen. Warum auch immer: Die Pläne - 2021 hätte der Musiksaal abgerissen, 2023 der zweigeschossige Neubau bezogen werden sollen – verschwanden in der Schublade. Inzwischen ist es der klamme städtische Haushalt, der die Realisierung des Projekts in weite Ferne rücken lässt.

Akute Raumnot

Die Folge: Die akute Raumnot zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen fünf Jahre. Er belastet die Lehrer, die Schüler, die Kernzeitbetreuung. Der als Provisorium gedachte Ersatz-Containerbau steht noch immer – und verschlingt, merkt Daniela Halder kritisch an, monatlich eine Unsumme an Miete. Gemeinschaftsschule, sagt sie, basiert auf Differenzierung. Doch der Platzmangel mache die Umsetzung kaum möglich. Die Betzinger Schule sei gewachsen –mit ihr aber auch die Raumnot. Mit 500 Schülern war ihre Stelle 2019 ausgeschrieben, jetzt sind es 648. »Noch viel größer ist die Not bei der Kernzeitbetreuung«, stellt sie fest. So groß, dass der verärgerte Elternbeirat sogar eine Petition startete. Doch getan hat sich nichts. »Das tut richtig weh«, kommentiert die scheidende Schulleiterin den lähmenden Stillstand.

Zu dritt im Rektorat

Die Raumnot bekam sie selbst zu spüren. Das Rektorat teilte sie sich mit ihren beiden Stellvertretern, für vertrauliche Telefonate oder Elterngespräche musste sie »auf Wanderschaft« gehen. »Aber das interessiert offenbar niemand«, sagt sie in Richtung städtisches Schulamt. Genauso wenig wie der zunehmende Vandalismus auf dem Pausenhof an der Echaz. »Da müsste nur ein Bewegungsmelder mit Beleuchtung hin, dann würde das aufhören.« Drei Einbrüche, aber keine Videoüberwachung. Eine Amokanlage, die permanent Fehlalarme auslöste, wofür das Schulamt erstmal Lehrer oder Reinigungskräfte verantwortlich machte. Ihr Eindruck: »Alles ist so starr. Das scheint kein Miteinander der Abteilungen zu sein, sondern eher ein Gegeneinander.« Die Bedingungen für Schulleiter seien ohnehin schwer, aber in Reutlingen seien sie besonders schwer. So komme für die Rektoren beispielsweise die Geschäftsführung für die Fördervereine zu den vielen anderen Aufgaben obendrauf. Dass es in ihrer Amtszeit fünf Gebäudemanager und vier Hausmeister gab, habe die Situation nicht leichter gemacht.

Positiver Ruf

Umso besser klappe das Miteinander an der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule. Und auch einiges am »Drumrum«. Mit der Sporthalle, sagt die 52-Jährige, könne die Schule beispielsweise so richtig punkten. Vor allem aber mit dem »tollen« Kollegium, mit dem sie viel erreichte. Die Kooperation Schule und Kindertageseinrichtungen zum Beispiel, die Realisierung des Konzepts »Sprache erlernen durch Bewegung«, das sogar für Kultusministerin Theresa Schopper Anlass für einen Besuch in Betzingen war, und vieles andere mehr. Die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule habe sich einen positiven Ruf erarbeitet. »Das kommt nicht von ungefähr.«

Auch wenn die Umstände nicht immer ganz glücklich waren: Sie sei, sagt Daniela Halder, jeden Tag gerne nach Betzingen gefahren. Der Grund, die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule zu verlassen, sei die Entscheidung für eine neue, sehr spannende berufliche Perspektive: Sie wird als Schulrätin künftig Schulen in ihrer Entwicklung betreuen und beraten. »Da kann ich auf meine Erfahrung aufbauen. Ich glaube, das liegt mir gut.« (GEA)