REUTLINGEN-BETZINGEN. David und Marco Jäckel sind beide schon seit 20 Jahren dem BMX-Sport verfallen und in der Szene bundesweit bekannt. Was aber steckt hinter der Faszination dieses Fahrens auf den vermeintlich viel zu kleinen Rädern? Dieses Balancieren auf dem Hinterrad, das Springen über unzählige Hügel, Hubbel, Hindernisse und das rasante Fahren durch die Steilwandkurven? »Es macht einfach unfassbar viel Spaß«, sagt der 1999 geborene Marco mit strahlenden Augen.
»Schon kleine Kinder haben eine Riesenfreude, wenn sie das erste Mal auf einem BMX-Rad fahren«, ergänzt der zwei Jahre ältere Bruder David. »Das ist wie eine kontrollierte Achterbahnfahrt auf dem Rad.« Marco und David Jäckel sind beide BMX-Trainer, David in der BMX-Abteilung beim TSV Betzingen, Marco beim baden-württembergischen Landeskader.
Unzählige ehrenamtlich geleistete Stunden
Mit viel Aufwand, unzähligen ehrenamtlich geleisteten Stunden und rund 15.000 Euro Aufwand haben die Brüder zusammen mit Marko Köhler aus Bayern die neue Strecke geplant und mit weiteren Helfern die BMX-Bahn neben der Betzinger Sportanlage neu gestaltet. Schweres Gerät wie Bagger, Lkw, Planierraupen und mehr waren vonnöten.
Der Aufwand habe sich gelohnt, sind sich die Jäckels mit Carla Rauch als Abteilungsleiterin des BMX -Teams beim TSV Betzingen einig. »Am Wichtigsten war uns, dass wir für den Nachwuchs gute Trainingsbedingungen schaffen«, betont Rauch. Die Brüder stimmen sofort zu. Schon ab vier Jahre können sich die Kleinsten ausprobieren, Voraussetzung sei lediglich, dass sie sicher mit einem Rad fahren können. »Die Kleinen fahren ja langsam, da ist die größte Gefahr, dass sie mit dem Rad umkippen«, lacht Rauch.
Nervenprobe besonders für Mütter
Um mal »reinschnuppern« zu können, stehen beim TSV Räder und Protektoren zur Verfügung. Aber: Die Nerven besonders von Müttern werden laut Rauch beim BMX-Fahren anfangs schon sehr auf die Probe gestellt. Allerdings betont die Abteilungsleiterin, dass die Angst mit jedem Mal deutlich abnehme: Ihr Sohn Felix ist mittlerweile 13 Jahre alt und habe sich beim Fahren noch nie verletzt. Nun ist er als einer von drei Betzinger Nachwuchskräften (mit Phil-Marko Ledusic und Leon Graziotti) im Landeskader dabei.
Am vergangenen Wochenende war Trainingslager (für Kinder und Erwachsene) für die Süddeutsche Meisterschaft im Juni in Betzingen auf der neuen Bahn. Angereist waren BMX-Fahrerinnen und -Fahrer aus Baden-Württemberg, aber auch aus Bayern und dem Saarland. Natürlich wollen die (wenigen) Fahrerinnen und die vielen Fahrer die Strecke vor dem Wettkampf kennenlernen. Denn: Jeder Parcours ist anders.
Vierzig Jahre alte Steilwandkurven
»Die neue Strecke hier musste an den drei zum Teil mehr als 40 Jahre alten Steilwandkurven ausgerichtet werden«, erläutert die Abteilungsleiterin. Die Kurven neu zu gestalten – das wäre eindeutig zu teuer gewesen. Also musste getüftelt, überlegt und geplant werden, damit die Strecken zwischen den Kurven optimal angepasst werden.
Keine leichte Aufgabe, denn: »2.000 Tonnen Erde mussten aus der alten Bahn entfernt, um die Strecke neu zu modellieren«, sagt Rauch. Mit dem entfernten Erdreich wurde ein Wall gebaut, der als Zuschauertribüne dienen soll. Eine für alle Altersklassen passende Trainingsstrecke ist nun entstanden, aber auch eine Bahn, die höchsten Ansprüchen genügt.
»In wenigen Tagen soll die Strecke auch noch zertifiziert werden, damit hier auch Deutsche Meisterschaften durchgeführt werden können.« Die neue Bahn sei ein regelrechter Qualitätssprung, auf jeden Fall ein Gewinn für die Fahrer, sind sich im Betzinger BMX-Lager alle einig. »BMX ist zwar ein Einzelsport, eine Randsportart, aber es hat sich eine Community gebildet«, betont Carla Rauch. (GEA)
Süddeutsche BMX-Meisterschaften in Betzingen
Am 28. und 29. Juni werden auf dem Betzinger BMX-Gelände die Süddeutschen Meisterschaften ausgetragen. Der Eintritt ist frei, mehr Informationen gibt es auf der Homepage des TSV Betzingen unter Abteilungen, BMX. (GEA)