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Aktuell Stadtentwicklung

Was plant Tübingen für den Europaplatz?

Eine erste Welle der öffentlichen Beteiligung ist durch und die Unistadt Tübingen hat ihre Arbeit gemacht: Baubürgermeister Cord Soehlke stellte dem Ausschuss für Planung, Verkehr und Stadtentwicklung erste Ideen vor, was man am bislang unbebauten Europaplatz so alles machen könnte. Die Verwaltung hat einen klaren Favoriten.

Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof und der Europaplatz. Im Planungsausschuss wurden nun mögliche Varianten
Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof und der Europaplatz. Im Planungsausschuss wurden nun mögliche Varianten präsentiert, wie es mit der 6.000-Quadratmeter-Fläche weitergehen soll. Foto: Manfred Grohe
Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof und der Europaplatz. Im Planungsausschuss wurden nun mögliche Varianten präsentiert, wie es mit der 6.000-Quadratmeter-Fläche weitergehen soll.
Foto: Manfred Grohe

TÜBINGEN. Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke machte im jüngsten Ausschuss für Planung, Verkehr und Stadtentwicklung schnell klar, was bei der Entwicklung des Europaplatzes und des ehemaligen ZOB zählt: »Fokussierung ist wichtig. Nicht, dass wir zu lange irgendwelche Varianten vor uns hertreiben.« Ginge es nach dem Willen der Verwaltung, so wolle man noch vor der Sommerpause zu einer Entscheidung kommen, was die Stadt denn nun genau mit der 6.000 Quadratmeter großen Fläche anfangen wolle.

Auch Raphael Reichel von der Bürgerinitiative »Stadtpark Europaplatz« hat mitsamt rund 2.100 Unterstützern eine klare Vorstellung über das weitere Vorgehen: eine Entsiegelung der Fläche und Ausdehnung des Anlagenparks nach historischem Vorbild. »Fast 60 Jahre hatte er in seiner ursprünglichen Ausdehnung Bestand, dann kamen die 1960er«, führte der Unimitarbeiter aus - und damit die Betonierung. Um die Jahrtausendwende als »würdigen Stadteingang« erbaut - im Antliz der Zukunftstechnologie Eisenbahn - müsse sich die Unistadt wieder auf den ursprünglichen Eindruck besinnen.

Ein attraktives Bahnhofsfeld sei in Deutschland nämlich Mangelware: »Die Mischung sieht überall gleich aus: Würfel mit Löchern«, brachte es Reichel auf den Punkt. Tübingen stehe für Klimaschutz und grüne Politik - und damit solle sich die Unistadt auch an ihrem Bahnhofs-Tor schmücken.

Doch diese Untervariante der Park-Lösung ist mitnichten die einzige, die es auf die Planungsliste geschafft hat. Insgesamt acht Varianten inklusive Untervarianten hat die Verwaltung erarbeitet und orientiert sich bei diesen Ideen klar an den Wünschen der Bürger, die in die Planungsprozesse bereits mit einbezogen wurden. Neben einer Nutzung als möglicher Festfläche, als Ort für ein Konzerthaus oder für ein Kongresshotel sind auch Standorte für ein Hallenbad oder unterschiedlich gestaltete Wohn- und Gewerbeeinheiten im Gespräch. Als achte Variante bringt die Verwaltung ein knapp 40 Meter Hochhaus ins Spiel, das »die Extreme in der Planung aufzeigen soll«, wie der Leiter der Fachabteilung Projektentwicklung, Matthias Henzler, erklärte.

Doch nicht alle Varianten haben für die Verwaltung die gleiche Überzeugungskraft. »Das Hallenbad haben wir der Vollständigkeit halber aufgenommen, aber die Variante ist nicht realistisch«, sagte Henzler. Auch der Festplatz und das Konzerthaus seien kaum umsetzbar - letzteres vor allem, weil die Finanzierung für ein derartiges Projekt noch völlig unklar sei. »Auch eine Umsetzung des Kongresshotels und der dichten Bebauung durch einen großen Block sind unwahrscheinlich«, gab Baubürgermeister Soehlke zu. Trotzdem seien diese Varianten nicht gänzlich vom Tisch: Man zolle damit den Wünschen der Bürgerschaft Respekt, müsse aber auch gleichzeitig klar benennen, wenn etwas städteplanerisch im Moment keinen Sinn ergebe.

Deshalb sprach sich Soehlke vor dem Rat klar für die Variante Nummer sieben aus: Eine Mischbebauung mit wesentlichen Grün- und Freiraumanteilen. »Das halten wir für die wichtigste Variante.« Entscheidend dabei sei, wie man das Quartier entwickeln würde. Sofern man das Erfolgsrezept der vergangenen 30 Jahre einhalten würde - das beste Konzept umzusetzen und nicht nach dem größtmöglichen finanziellen Gewinn zu streben - könne man das Beste aus dem Projekt für die Stadt rausholen. »Die Fläche braucht auf alle Fälle nochmal die Beschäftigung von vielen klugen Köpfen«, fasste Soehlke zusammen. Klar sei auch, dass die Stadt die Fläche nicht nur an einen Bauträger vergeben wolle.

Dem Ausschuss war vor allem daran gelegen, die möglichen Varianten der Öffentlichkeit transparent darzulegen - wie das indes geschehen sollte, da waren sich die Räte uneins. »Wir sollten die Bürgerbeteiligung ernst nehmen und alle Varianten zur Diskussion stellen«, sagte FDP-Gemeinderätin Anne Kreim - allein schon, weil sie aus der Beteiligung heraus entstanden seien. Diese Sicht teilte das restliche Gremium nicht uneingeschränkt. Zwar müsse man den Prozess mit maximaler Transparenz offenlegen, sagte Gitta Rosenkranz (Linke), »aber die Entscheidung treffen wir als Gemeinderat.« Auch Annette Schmidt (AL/Grüne) betonte die Entscheidungsmacht des Gremiums. »Wir haben die Wünsche bereits aufgenommen und eingearbeitet. Ab jetzt reicht eine Vorstellung, dann sind wir gefragt.« Das Varianten-Paket in einem »partizipierten Verfahren nochmal aufzuschnüren« bringe nichts. SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Zarnetta plädierte für mehrere Informationsveranstaltungen, um auch die Bürger zu erreichen, die den möglichen einen Termin nicht wahrnehmen könnten. »Wir reden hier immerhin nicht über irgendeine Fläche in der Stadt.«

Dass eine Entscheidung nicht unter erneuter Einbindung der Öffentlichkeit geschehen könne, das unterstrich auch Baubürgermeister Soehlke. »Ich bin ein Riesenfan von Beteiligung. Aber nicht einfach nur um der Beteiligung willen.« Der Prozess brauche den Zwischenschritt hin zur Bürgerschaft, aber die Entscheidung müsse hier im Raum fallen. »Ich bin für jeden Vorschlag offen, aber er muss zielorientiert sein.« Am Ende beschloss der Ausschuss einstimmig, die Varianten auch im Lichte ihrer Umsetzbarkeit nach außen zu tragen und dann zügig zu einer Entscheidung im Gremium zu kommen. »Dann geht's auf die Zielgerade«, schloss Soehlke ab - zumindest, was die finale Variante angehe. (GEA)