WANNWEIL. Die Eigenkontrollverordnung verpflichtet Betreiber von öffentlichen Abwasseranlagen, diese regelmäßig zu kontrollieren. Alle 10 bis 15 Jahre werden Kameras auf Rädern durch die Kanäle geschickt. In Wannweil ging es jetzt um den vierten Untersuchungsabschnitt - das Gebiet zwischen »Im Hegis«, Wilhelmstraße bis »In den Klingwiesen« und dem südlichen Ende der Eberhardstraße sowie die Hauptstraße bis zur Schönblickstraße. Ein großer Inspektionsabschnitt mit einer Länge von rund 6.200 Metern.
""Ich würde an dieses Unternehmen nichts mehr vergeben"
Dass die Kanäle befahren werden müssen, war im Gremium unstrittig - Verordnung bleibt Verordnung. Diskutiert wurde beim Punkt »Vergabe der Ingenieurleistungen für die bautechnische Überprüfung«. Denn die Befahrung mit einer High-Tech-Kamera auf Rädern ist nur die eine Sache. Für die Auswertung und Dokumentation - verbunden mit dem Rat, was im Untergrund zu tun ist - ist ein Ingenieurbüro zuständig.
Die Bauverwaltung unter Ortsbaumeister Carsten Göhner hatte das Pfullinger Büro Reik Ingenieurgesellschaft mbH vorgeschlagen, mit dem viele Kommunen zusammenarbeiten. Es war nicht das Honorarangebot von rund 30.000 Euro, das für eine Diskussion im Gemeinderat sorgte. »Ich würde an dieses Unternehmen nichts mehr vergeben, bevor die Auswertungen von 2021 da sind«, sagt CDU-Rat Alfred Allgaier.
»Die Pferde zu wechseln wäre absolut kontraproduktiv«
Dass Reik die Ergebnisse der Kanalbefahrungen von vor drei Jahren noch nicht geliefert hat, ist eine Tatsache. »Die kommen wie viele nicht hinterher«, warb Bürgermeister Dr. Christian Majer um Verständnis, »wir müssen trotzdem alle Kanäle befahren.« Vor allem: »Ein anderes Ingenieurbüro zu suchen, würde die Sache nicht beschleunigen - falls wir überhaupt eins finden.« Unterstützung von Ortsbaumeister Carsten Göhner: »Die Pferde zu wechseln, wäre absolut kontraproduktiv.«
Was Alfred Allgaier noch nicht zufriedenstellte: »Kann man das Ingenieurbüro nicht unter Druck setzen«, überlegte er, »also den Auftrag für 2024 erst vergeben, wenn die Ergebnisse von 2021 da sind?« Sein Nebensitzer Erich Herrmann machte den Ernst der Lage klar: »Möglicherweise haben wir Schadstellen, die wir noch nicht behoben haben, weil wir die 2021er-Ergebnisse noch nicht haben«, so der CDU-Fraktions-Chef, »möglicherweise haben wir also weit größere Probleme.«
»Das Büro meldet sich sofort, wenn es ein eklatantes Problem gibt«
»Wir haben bei jedem Projekt das Problem, dass wir nachschieben müssen«, sagte ebenso klar wie ernüchtert Bürgermeister Christian Majer, »das ist aber die Situation am Markt.« Immerhin, so Ortsbaumeister Carsten Göhner, habe man mit dem Büro eine klare Vereinbarung: »Es meldet sich sofort, wenn es ein eklatantes Problem gibt.«
Dr. Christoph Treutler (Grüne) beklagte das Grundsatzproblem, dass es überall an Arbeitskräften fehlt (»Das wird uns irgendwann noch ganz gewaltig auf die Füße fallen«) und stellte den Antrag, »dass wir das Büro erst beauftragen, wenn die Ergebnisse von 2021 da sind«. Was das Prozedere nur verlängern würde, wiederholte der Bürgermeister, »die einzige Stellschraube, die wir hätten, ist, das Büro noch mal mit Nachdruck auf die Ergebnisse hinzuweisen«. Was Joachim Hespeler (Grüne) nicht so recht glauben mochte: »Nur zu sagen, 'beeilt Euch', bringt nichts, wir müssen das Ingenieurbüro absolut auf einen Termin festlegen.« Es folgte der leicht abgeschwächte Treutler'sche Antrag: »Wir vergeben unter der Voraussetzung, dass das Büro noch einen Termin für die Abgabe in diesem Jahr liefert.«

"Es ist leider unser tägliches Geschäft, den Leuten ständig auf den Füßen zu stehen", warb Bürgermeister Majer erneut um Verständnis für die Mühen der Verwaltung." Eine Frist in die Vergabe an das Ingenieurbüro reinzuschreiben "wäre das Papier nicht wert, auf das es geschrieben ist". Dass das erfahrene Büro am Ende des Tages doch noch sagen könnte "dann lassen wir's", brachte die Rats-Mehrheit zur Einsicht, für den Antrag der Verwaltung zu stimmen. Christoph Treutler enthielt sich. (GEA)