WALDDORFHÄSLACH. Als die Walddorfhäslacher Gemeinderäte schon auf dem neuesten Stand sind, was die Erweiterung der Firma Moldex/Metric betrifft, hat Olfert Alter in der Sitzung noch eine grundsätzliche Frage. »Gibt es bei der Wasserversorgung dann ein Problem?«, fragt der FWV-Gemeinderat. Allerdings geht es ihm nicht um Wasser zum Händewaschen oder für die Produktion, sondern um einen möglichen Brand: »Als es bei Steinhart gebrannt hat, musste Wasser aus Gniebel geholt werden, weil es hier nicht ausgereicht hat«, sagt Alter.
Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger sieht das anders: »Das ist so nicht richtig. Damals konnten aus den beiden Hydranten 96 Liter pro Sekunde gezogen werden.« Daher gebe es mit den Hydranten dort eine absolute Versorgungssicherheit. Das gilt zumindest für Brände, die die Walddorfhäslacher Feuerwerhr aus eigener Kraft und ohne Überlandhilfe löschen kann. Alter widerspricht Höflinger im Rat. Während des Brandes im Juli 2023 sei aus dem Hydranten bei Metric kein Wasser gekommen. »Da haben Sie eine falsche Information«, entgegnet Höflinger.
Wasser auch aus anderen Orten bei Großbränden normal
Eine Woche später sagt Alter gegenüber dem GEA am Telefon, er habe sich geirrt: »Der Hydrant hat früher nicht getan. Inzwischen wurde der aber unter die Erde verlegt und hat beim Brand bei Steinhart damals auch funktioniert.«
Noch etwas anders schildern es die Verwaltungschefin und der Walddorfhäslacher Feuerwehrkommandant David Schäffer. »Bis 2019 gab es zusätzlich einen Überflurhydranten direkt am Schachthydranten« bei Moldex-Metric, blickt Schäffer zurück. Letzterer habe immer funktioniert, Ersteren habe man nicht mehr gebraucht. Der Löschwasserzapfpunkt war »doppelt belegt.« - »Die Löschwasserversorgung in Walddorfhäslach war immer gewährleistet«, resümiert Höflinger bei einem kurzfristig anberaumten Gespräch mit dem GEA. Zumindest im Rahmen dessen, was die einschlägigen Gesetze fordern.

Zusammen mit Kommandant Schäffer erläutert sie im restaurierten »Ochsen« einen mehrere Quadratmeter großen Lageplan, der über 200 Hydranten allein in Walddorf zeigt. Nochmal etwa ein Drittel kommt in Häslach dazu. Im und um das Gewerbegebiet Bullenbank sind fünf Hydranten angeordnet, versenkt in eineinhalb Metern Tiefe unter Schachtdeckeln des örtlichen Löschwassernetzes.
Alle fünf Hydranten wurden beim Großbrand der Steinhart-Lagerhalle am 29. Juli 2023 angezapft. »Das Netz liefert 1.600 Liter Löschwasser in der Minute«, erklärt David Schäffer. Das entspricht der gesetzlichen Norm. Es klingt viel, hat aber für den Großbrand, der rund zwei Millionen Euro Schaden verursacht hat, nicht ausgereicht. »Solche Extrem-Ereignisse sind zu groß für uns«, macht Schäffer deutlich.

1.400 Liter Wasser pro Minute hat allein die Freiwillige Feuerwehr Walddorfhäslach gebraucht, die als Erste am Brandort war. Doch es kamen noch zwei Drehleitern aus Reutlingen und Metzingen, die allein schon einen massiven Wasserbedarf haben. Zudem weitere Löschfahrzeuge auswärtiger Wehren. Auch die mussten von irgendwoher Wassernachschub bekommen, denn ihre Tanks waren irgendwann leer. Schnell war daher das Limit des örtlichen Löschwassernetzes erreicht.
»Zum Glück konnten wir Leitungen zu einer großen Zisterne in Gniebel legen«, blickt der Walddorfhäslacher Feuerwehr-Kommandant zurück und ist der Nachbargemeinde Pliezhausen, zu der Gniebel gehört, ebenso wie die Bürgermeisterin dankbar. Überlandhilfe bei Großbränden ist also ganz normal, nicht nur im Reutlinger Nordraum. Und sie hat mit angeblich oder tatsächlich nicht funktionierenden Löschwasser-Hydranten nichts zu tun. (GEA)