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Umbau Uracher Schloss: Land investiert 11,8 Millionen

Bereits seit 18. September 2022 ist das Schloss in Bad Urach geschlossen, seit einigen Wochen haben nun die Handwerker im Gebäude das Sagen. Zur Wiedereröffnung wird es auch ein neues Ausstellungskonzept geben. Landesbetrieb Vermögen und Bau investiert rund 11,8 Millionen Euro.

Jetzt ist es sichtbar, dass sich etwas tut: Das Residenzschloss wird renoviert.
Jetzt ist es sichtbar, dass sich etwas tut: Das Residenzschloss wird renoviert. Foto: Kirsten Oechsner
Jetzt ist es sichtbar, dass sich etwas tut: Das Residenzschloss wird renoviert.
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH. Lange Zeit schien es so, als ob das Residenzschloss seit der Schließung am 18. September 2022 in eine Art Dornröschenschlaf gefallen war, doch nun tut sich auch für Außenstehende sichtbar etwas in Sachen Renovierung: Ein Bauschild ist aufgestellt und das Gebäude eingerüstet, ein Kran ragt in den Himmel. Nicht nur das: Auch im Schlossinnern haben seit einigen Wochen die Handwerker Sagen, der Rückbau hat begonnen und schreitet unerlässlich voran. »Es staubt, ist dreckig und laut«, beschreibt Schlossverwalterin Johanna Kugele die Ist-Situation. Normalerweise bekommt sie in ihrem direkt neben dem Schloss liegenden Büro nicht viel davon mit, aber so ab und zu macht sie sich mit Bauhelm und Sicherheitsschuhen ausgerüstet rüber ins Gebäude, um vor allem Fotos zu machen – der Fortgang der Großbaustelle soll dokumentiert werden. »Es ist spannend das alles mitzuerleben.«

Wandmalereien kamen zum Vorschein

Die Gewerke und Restauratoren geben sich nach einem Zeitplan die Türklinke in die Hand, so wird es auch noch lange bleiben. Schreiner haben die festen Einbauten wie Schränke oder Tische und die Theke entfernt, gleichzeitig haben sie schützenswerte Bauelemente in Holz verpackt, das sind vor allem die Wandmalereien im Palmensaal und die steinernen Säulen in der Dürnitz. Auch auf den Fußböden wurden zu deren Schutz einige hundert Quadratmeter Holzplatten verlegt. Im Dachboden war eine Abbruchfirma tätig und entfernte Einbauten aus dem vergangenen Jahrhundert und Elektriker haben die alten Stromleitungen abgeklemmt, Lichtanlagen abgebaut und den Baustrom angeschlossen. Im Goldenen Saal war ein Restaurator der Staatlichen Schlösser und Gärten aktiv und hat die beiden Renaissanceportale sowie die beiden Holzverkleidungen der Säulen in die Einzelteile zerlegt. Sie sind wie viele andere Dinge in Kisten verpackt.

Wenn alles gut geht, so die derzeitige Hoffnung, kann das Schloss frühestens im Herbst 2025 wiederbesucht werden sein. Angepeilt für eine Wiedereröffnung war ursprünglich das Frühjahr 2023, doch bei der Renovierung eines Schlosses verhält es sich nicht anders als bei einem alten Haus: Es gibt immer wieder Überraschungen, auf die man reagieren muss. Im Fall des Residenzschlosses, das vor allem aus brandschutztechnischen Gründen saniert werden muss, stoßen die Handwerker immer wieder auf Unvorhergesehenes. Immerhin wurde das Gebäude in seiner Geschichte mehrfach umgebaut, verändert und so manches dabei unwiederbringlich zerstört. Manchmal tauche laut Johanna Kugele aber auch Überraschendes wieder auf: Als im ehemaligen Schlittensaal der Putz aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgeschlagen wurde, kamen dabei Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert zum Vorschein.

Schlitten kommen nicht alle wieder zurück

Die zeitliche Verzögerung ist vor allem in umfangreichen, aber notwendigen statischen Untersuchungen begründet. Seit der Schließung des Schlosses wurden auch die beweglichen historischen Objekte wie das Epitaph Graf Heinrichs oder die beiden Blumenleuchter aus dem Weißen Saal verpackt und abtransportiert. Eine besondere Herausforderung war der Umzug der prächtigen Schlitten, die bis auf wenige Ausnahmen nicht in den Aufzug passten. Deshalb musste jeder für sich über die Treppe nach unten gebracht werden: Mehr gebremst als geschoben ging es vom Obergeschoss in die Dürnitz. Dort wurden sie in maßgeschneiderte Kisten verpack, die stehen in einem klimatisierten Depot.

Eine Schlittenausstellung wie gehabt wird es künftig nicht mehr, das ein oder andere Exemplar werde laut Johanna Kugele wieder zurück kommen – aber eben nicht alle. Denn parallel zu den umfangreichen Bauarbeiten erarbeiten die Staatlichen Schlösser und Gärten mit dem Planungsbüro space4 ein neues Ausstellungskonzept. Das soll zeitgemäß und modern gestaltet sein, der Erlebnisfaktor wird wichtig sein und das Erleben mit allen Sinnen ebenfalls. Zum einen soll die Baugeschichte thematisiert werden und liegt ein Focus der Ausstellung auf die Bewohner des Schlosses – von den Bediensteten in der Dürnitz bis zu den Herrschaften in den oberen Stockwerken. Ein weiteres spannendes Thema stellt die Wechselwirkung zwischen dem Residenzschloss und der Stadt Urach dar. Eine wesentliche Veränderung wird viele Besucher aus nah und fern tangieren: Die Dürnitz wird nicht mehr für Veranstaltungen wie den Ostermarkt zur Verfügung stehen, sie wird Ausstellungsraum. Nicht verzichten müssen die Besucher trotz des neuen Konzepts auf die Wildsau, die wird nach der Eröffnung im renovierten Residenzschloss - der Landesbetrieb Vermögen und Bau investiert 11,8 Millionen Euro – wieder einen Platz haben wird. (GEA)