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Teurer Kakao: So gehen Schoko-Hersteller aus der Region damit um

Schoko-Osterhasen sind spürbar teurer geworden. Das liegt daran, dass der Kakaopreis seit Monaten Rekordwerte erreicht. Das stellt Schokoladen- und Pralinen-Produzenten in der Region Neckar-Alb vor echte Herausforderungen. Was das für Schoko-Fans bedeutet.

Schoko-Osterhasen sind teurer geworden. Und nicht nur die.
Schoko-Osterhasen sind teurer geworden. Und nicht nur die. Foto: Monika Skolimowska/dpa/dpa
Schoko-Osterhasen sind teurer geworden. Und nicht nur die.
Foto: Monika Skolimowska/dpa/dpa

NEHREN/HECHINGEN. In den Supermarktregalen und die Verkaufstheken der Konditoreien in der Region wird es deutlich: Schoko-Osterhasen, und nicht nur die, sind deutlich teurer geworden. Woran liegt das? Am Kakao, oder vielmehr der Kakaokrise, von der in den Medien bereits die Rede ist. Doch ohne Kakao als wichtigste Zutat für Schokoprodukte aller Art keine Schoko-Osterhasen, Tafelschokolade oder Pralinen. Eben genau am Anfang der Produktionskette für die beliebten Schoko-Produkte gibt's gewaltige Probleme. Mit Auswirkungen, die zunächst die Hersteller zu spüren bekommen.

Zu den größten Schokoladen-Produzenten der Region Neckar-Alb gehört die Firma Klett in Nehren. Hier wird übrigens einer der wahrscheinlich größten Schoko-Osterhasen verkauft: Mit 63 Zentimetern Höhe und einem Gewicht von zweieinhalb Kilo, steht er im Werksverkauf. Nach Angaben von Firmenchef Christopher Klett verarbeitet sein Betrieb etwa 2.500 Tonnen Kakao im Jahr. Natürlich auch für die unzähligen Osterhasen und Weihnachtsmänner aus Schokolade. »Die Produktion der Osterprodukte ist abgeschlossen und kurz nach den Osterfeiertagen beginnen wir schon mit den ersten Weihnachtsmännern«, sagt Klett.

Er weiß genau, warum sein wichtigstes Ausgangsmaterial, der Kakao, sich so verteuert hat: »In den Ursprungsländern in Westafrika kämpfen die Kakaolieferanten mit gleich mehreren Problemen.« Das wohl gravierendste seien die Auswirkungen des Klimawandels. »In Ghana und der Elfenbeinküste gab es zuletzt Trockenperioden, Wetterextreme und verheerende Dürren. Das hat die Kakaoernten geradezu einbrechen lassen«, weiß er. Außerdem hätten Schädlinge den Pflanzen massiv geschadet und zu Missernten geführt. Hinzu käme Misswirtschaft vor Ort und Spekulanten, die die Preise für Kakao an den Börsen nach oben getrieben hätten. Christopher Klett hat dies so arg beschäftigt, dass er vor ein paar Monaten selbst an die Elfenbeinküste gereist ist, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Illusionsmalerei am Firmengebäude von Klett-Schokolade in Nehren. Künstlerin Ute Worschischek mit Firmenchef Christopher Klett (
Illusionsmalerei am Firmengebäude von Klett-Schokolade in Nehren. Künstlerin Ute Worschischek mit Firmenchef Christopher Klett (rechts) und Team-Kollege Ralf Schmied. Foto: Jürgen Meyer
Illusionsmalerei am Firmengebäude von Klett-Schokolade in Nehren. Künstlerin Ute Worschischek mit Firmenchef Christopher Klett (rechts) und Team-Kollege Ralf Schmied.
Foto: Jürgen Meyer

All diese Probleme hätten dazu geführt, dass der Preis für Kakao kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres regelrecht explodiert sei. »Der hat sich in dieser Zeit verfünffacht. Mittlerweile sind die Preise etwas gefallen, liegen aber immer noch sehr weit über dem Niveau, dass wir vor etwa zwei Jahren kannten«, weiß Klett, denn er beobachtet die Preisentwicklung genau.

»Wir strecken nicht, wir verkleinern nicht, wir verwenden keine billigen Zutaten«

»Natürlich haben die extrem hohen Rohstoffpreise Auswirkungen auf unsere Kalkulation, ebenso wie die Strompreise oder gestiegene Kosten für Verpackungsmaterial und noch so einige andere Faktoren«, berichtet der Firmenchef. Was er allerdings nicht machen wird, ist, beim Endprodukt zu sparen: »Unsere Schokohasen sind nicht kleiner geworden und sie haben die gleichbleibende Qualität.« Klett hat auch davon gehört, dass einige Platzhirsche auf dem Schokoladenmarkt ihre Tafeln kleiner gemacht, dafür aber den Preis erhöht hätten. Auch sind Überlegungen bekannt geworden, Kakaobutter durch Baumwollsamenöl zu ersetzen oder die Rezeptur anderweitig zu ändern. Er mache das nicht, so Klett: »Wir strecken nicht, wir verkleinern nicht, wir verwenden keine billigen Zutaten.« Er bleibe zudem bei seiner hundertprozentig zertifizierten Schokolade, auch Bio-Schokolade spiele im Unternehmen eine immer größere Rolle.

Die sogenannte Schokohasenschleuder in der Produktion von Klett Meyer
Die sogenannte Schokohasenschleuder in der Produktion von Klett Meyer Foto: Jürgen Meyer
Die sogenannte Schokohasenschleuder in der Produktion von Klett Meyer
Foto: Jürgen Meyer

Ebenso äußert sich Konditormeister Thomas Röcker, Inhaber der gleichnamigen Hofkonditorei. Er stellt selbst eine große Auswahl an Pralinen, Tafel- sowie sogenannte Bruchschokoladen für seine beiden Filialen in Tübingen und Hechingen her. »Natürlich benötige ich nicht so viel Kakao, wie die großen Hersteller, aber die enorm hohen Preise treffen uns sehr«, resümiert er mit Blick auf die Entwicklungen beim Kakao. Er ist sich sicher, die Kakaopreise werden nicht mehr auf das frühere Niveau sinken. »Die Probleme in den Herstellerländern sind nicht so schnell zu beheben. Eine Kakaopflanze benötigt mindestens fünf Jahre, bis sie Früchte trägt. Und das bei guten Bedingungen.« Da könne man sich ausmalen, dass die Lage in den Anbaugebieten schwierig bleibe. Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Kakaoanbau seien nicht mehr abzuwenden.

Röcker verspricht, nicht an der Qualität oder seinen Rezepturen sparen zu wollen. Gleichzeitig könne er die Preissteigerungen nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben. Er und auch Christopher Klett sprechen davon, dass ihre Kunden zwischen zehn und 40 Prozent mehr für die Schoko-Produkte zahlen müssten. Röcker verweist darauf, dass nicht nur Kakao teurer geworden sei, sondern unter anderem auch Nüsse und Kaffee. »Bei der Preiskalkulation sind wir echt an unserer Schmerzgrenze«, umschreibt der Konditor die Lage. Er versuche durch sogenannte Kontrakte mit seinen Kakaolieferanten etwas günstigere Preise zu vereinbaren. »Das bedeutet, ich kaufe eine etwas größere Menge zu einem festen Preis. Das Material lagert so lange beim Lieferanten, bis ich es benötige.« Er verarbeitet nach eigenen Angaben etwas mehr als eine halbe Tonne Kakao im Jahr.

»Bei der Preiskalkulation sind wir echt an unserer Schmerzgrenze«

Gleichzeitig haben beide bemerkt, dass sich das Kaufverhalten ihrer Kunden zuletzt etwas geändert hat. »Die Kundschaft kauft jetzt häufiger die kleineren Osterhasen. Außerdem wird weniger, und dann jeweils kleinere Mengen gekauft«, weiß Klett aus seinem Nehrener Werksverkauf. Er spricht von einem Absatzrückgang von etwa zehn Prozent. Auch Thomas Röcker spürt eine entsprechende Kaufzurückhaltung.

Beide sind sich allerdings sicher, dass die Menschen in der Region und damit ihre Kundschaft auch in Zukunft nicht auf Schokolade verzichten wollen. »Sie werden weiter Schokolade und Pralinen essen und auch Schokohasen und Weihnachtsmänner kaufen, aber voraussichtlich etwas weniger«, sind sich beide sicher. (GEA)