TROCHTELFINGEN. Das Thema Windkraft spaltet die Gemüter. Die Energiewende ist gewollt, auch die Alb wird ihren Beitrag dazu leisten müssen. Und Projektierer planen bereits, wo Windräder gebaut werden können und sollen. Die Stadt Trochtelfingen treibt das Thema nicht voran, will aber zumindest mitsteuern, wo Anlagen, wenn sie denn entstehen, gebaut werden. Das ist der enge Rahmen, in dem sie handeln kann. In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung Anfang Juli wurde über den Stand bei der Windenergiegewinnung gesprochen, mehrere Hundert Bürger wollten sich informieren. Für die Bürgerinitiative Gegenwind Steinhilben allerdings scheint das eine Alibi-Veranstaltung gewesen zu sein, und sie reagierte mit einem Flugblatt darauf. Die darin erhobenen Vorwürfe, wie sie die Windkraft-Gegner bereits in einer ganzseitigen Anzeige im Amtsblatt erhoben hatte, erregte die Gemüter einiger Gemeinderäte und führte in der jüngsten Sitzung zu weiteren Diskussionen.
Thema Windkraft stark diskutiert
Der Ton wird rauer, wenn es um das Thema Windkraft geht. Eine Anfrage von Jürgen Klingenstein am Ende der Sitzung brachte das Fass zum Überlaufen. Er wollte wissen, wer die Kartierung der Greifvogelhorste übernimmt. Das sind zumindest nicht die Firmen, die die Anlagen bauen. Dies sei Teil des Planverfahrens, das die Stadt betreibt. So weit die Frage und die Antwort von Bürgermeister Christoph Niesler. Doch von dem Flugblatt, das die Bürgerinitiative Gegenwind Steinhilben nach der Gemeinderatssitzung in die Briefkästen der Trochtelfinger steckte, fühlen sich so einige Gemeinderäte diffamiert. Darin werde auch mit Unwahrheiten operiert, sagt Walter Rist. Dass dem Gemeinderat vorgeworfen werde, alles sei bereits geplant und durchgewunken, basiere nicht auf der Wahrheit. Dass es – wie in dem zweiseitigen Schreiben behauptet – keine Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden gebe, stimme einfach nicht.
Vorwurf: Information einseitig
Es sei der Eindruck entstanden, dass »wir zu spät an dem Thema dran sind«, so Klingenstein. Die Information in der Gemeinderatssitzung, in der Projektierer und Planer zu Wort kamen, so ein weiterer Vorwurf der Gegner, sei tatsächlich einseitig gewesen. Auch wenn der Ton des Schreibens aggressiv sei, den Unmut könne er verstehen. »Die Gegenseite muss gehört werden.«
»Mit mir diskutiert man objektiv, aber nicht so«, lehnte es der Bürgermeister ab, eine Podiumsdiskussion – wie Klingenstein vorschlug – mit den Windkraft-Gegnern zu führen. Ein Dialog bedinge auch von der Gegenseite, dass man eine andere Meinung als deren eigene zulasse. Herbert Stelz sagt: »Das Flugblatt führt nicht eben zu einem gesunden Dialog.« Die Fronten scheinen verhärtet. »Ich finde den Tonfall in dem Flugblatt auch nicht gut, aber die Leute sind frustriert, weil man ihnen keine Möglichkeit bietet, ihre Meinung öffentlich publik zu machen«, sagt Jochen Wittner.
Vorschlag zum Dialog
Das Klima sei vergiftet, meint auch Bernd Hummel, der aber wie Ellen Schoser einen Vorschlag in Richtung Austausch beider Seiten macht: »Wir müssen bei einem solchen Thema die Bürger mitnehmen.« Manchen Vorwurf, der sich gegen den Gemeinderat als Ganzes richtet, weist aber auch er zurück. »Wir begleiten den Prozess, haben ihn aber nicht erfunden.« Ein Instrument, die beiden Parteien an einen Tisch zu bringen, könnte sein, das Forum Energiedialog zu nutzen, das Gemeinden der Mittleren Schwäbischen Alb beim Thema Windenergie begleitet. In einer virtuellen Veranstaltung, wie sie zuletzt in Gomadingen stattfand, haben auch Bürger die Möglichkeit, sich aktiv mit Fragen zu beteiligen – anders als in der Gemeinderatssitzung in Trochtelfingen. Nur mit Fakten und Austausch könne man Emotionen flach halten, Falschaussagen vorbeugen. (cofi)

