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St. Johann bekommt gleich zwei neue Mountainbike-Parks

Technik-Training mit Spaß: Am Samstag werden gleich zwei Bike-Parks in St. Johann eingeweiht - einer im Ortsteil Bleichstetten, einer in Upfingen.

Spaß haben und dabei ihre Fahrtechnik verbessern können  Mountainbiker auf der reaktivierten Trainingsstrecke am Upfinger Ortsra
Spaß haben und dabei ihre Fahrtechnik verbessern können Mountainbiker auf der reaktivierten Trainingsstrecke am Upfinger Ortsrand. Foto: Marion Schrade
Spaß haben und dabei ihre Fahrtechnik verbessern können Mountainbiker auf der reaktivierten Trainingsstrecke am Upfinger Ortsrand.
Foto: Marion Schrade

ST. JOHANN. Steilkurven, Sprünge und Spitzkehren: Wer mit dem Mountainbike sicher im Gelände unterwegs sein will, sollte sein Rad beherrschen. Abgesehen davon macht es einfach auch Spaß, die eine oder andere fahrtechnische Herausforderung zu meistern und immer sicherer im Sattel zu sitzen. Einer, der das weiß, ist Peter Dangel: Hauptberuflich ist er im Garten- und Landschaftsbau unterwegs, in seiner Freizeit am liebsten auf dem Mountainbike. Er ist Mitglied der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB), geprüfter Fahrtechnik-Trainer und Trailbauer - klar, dass er der erste Ansprechpartner für ein paar Jugendliche war, die einen Wunsch äußerten, in dessen Erfüllung Peter Dangel und eine Handvoll Mitstreiter viel Zeit und Muskelkraft investierten: Sie reaktivierten die Mountainbike-Strecke auf Eichenhardt bei der Sängerruh, die vor rund 30 Jahren angelegt worden und dann beinahe völlig in Vergessenheit geraten war. Nach fast vierjähriger Arbeit wird die Wiedereröffnung des kleinen Rundkurses am Samstag gefeiert.

Darüber, dass es nun soweit ist, freut sich auch Wolfgang Schiller, der das Projekt - damals und bis noch vor Kurzem - als Ortsvorsteher begleitet hat. Nicht nur ideell, sondern auch finanziell gab's Schützenhilfe vom Ortschaftsrat, damit wenigstens der Sprit für die Baumaschinen bezahlt war. »Das Gelände war völlig zugewachsen«, erinnert sich Peter Dangel. Nachdem es erstmal gerodet war, war der ursprüngliche Streckenverlauf aber zumindest so gut zu erkennen, dass man sich an ihm orientieren und größtenteils in seiner alten Form wiederherstellen konnte.

Peter Dangel, Stefan Schewe, Elke Ross, Stefan Failenschmid und Joris Schreiner (von links) haben sich federführend um die beide
Peter Dangel, Stefan Schewe, Elke Ross, Stefan Failenschmid und Joris Schreiner (von links) haben sich federführend um die beiden Bike-Park-Projekte gekümmert. Foto: Marion Schrade
Peter Dangel, Stefan Schewe, Elke Ross, Stefan Failenschmid und Joris Schreiner (von links) haben sich federführend um die beiden Bike-Park-Projekte gekümmert.
Foto: Marion Schrade

Ein glücklicher Zufall hat dafür gesorgt, dass fast zeitgleich in einem anderen St. Johanner Ortsteil ein ganz ähnliches Projekt realisiert wurde. Auch in Bleichstetten stand ein Mountainbike-Parcours ganz oben auf dem Wunschzettel einiger Jugendlicher. Hier war es, anders als in Upfingen, keine private Initiative, die die Umsetzung in die Hand nahm, sondern ein Verein: der SVE Bleichstetten. »Wir waren damals sowieso am Überlegen, was aus unserem Gelände werden soll«, berichtet Elke Ross, »denn eine Fußballmannschaft gibt's nicht mehr.«

Für Hip-Hop, Turnen, Gymnastik und Judo braucht der SVE jedenfalls kein riesiges Außengelände. Elke Ross und ihre Mitstreiter gingen deshalb auf die Gemeinde zu und stellten einen Teil ihres Grundstücks für den Bike-Park zur Verfügung. Einen Zuschuss für die Bauarbeiten gab's aus dem Förderprogramm Leader Mittlere Alb. In den vergangenen drei Jahren ist so am Rande des Fußballplatzes aus einer flachen Wiese ein hügeliges Gelände geworden, für dessen Modellierung sogar eine Baugenehmigung beim Landratsamt nötig war. Mountainbike-Experte Peter Dangel bezeichnet es als »Dirtline mit Sprüngen und Steilkurven«.

Beide Parks sind nun etwa zeitgleich fertig geworden und werden am Samstag eröffnet (siehe Info-Box). Die Initiatoren haben sich nicht nur untereinander vernetzt, sondern auch ihre Anlagen: Stefan Failenschmid, einer von Peter Dangels engagiertesten Mitstreitern, hat eine Verbindungsstrecke geplant und ausgeschildert. Wenn's nach den Mountainbike-Enthusiasten geht, darf aus dieser Keimzelle gerne noch viel mehr werden. Sie träumen von einem Mountainbike-Konzept für ganz St. Johann. Dass sich ortsteilübergreifend über die beiden Parks Kontakte und Strukturen ergeben haben, ist eine Basis, auf der sich aufbauen lässt.

»Das ist ein leichter Kurs, wo man sich an alles rantasten kann. Jeder kann hier Spaß haben«

»Das geht, wenn man keine Schranken im Denken hat, legale Trails ausweisen darf und die Behörden mitmachen«, ist sich Peter Dangel sicher. Die breite, geschotterte »Waldautobahn« ist ihm definitiv zu wenig. Das Problem: Wege, die weniger als zwei Meter breit sind, sind für Radfahrer tabu. So steht's im Landeswaldgesetz für Baden-Württemberg. Beispiele für Projekte, die über Ausnahmeregelungen trotzdem realisiert werden, kennt er inzwischen aber einige - und hofft deshalb, dass auch der Landkreis Reutlingen bald die Grundlagen für legale Trail-Konzepte schafft.

Vorerst bleiben Bikern aus St. Johann und der Umgebung die beiden Parks als Fahrtechnik-Spielwiese. Hier kann man eine ganze Menge lernen, findet Stefan Schewe. Wie Peter Dangel kommt er aus Gächingen und ist ambitionierter Mountainbiker. Über den Bleichstetter Park sagt er: »Das ist ein leichter Kurs, wo man sich an alles rantasten kann, es sind keine schwierigen Dinge drin. Jeder kann hier Spaß haben - egal ob mit dem Dirtbike, mit dem Hardtail oder mit dem Fully.« Balance und Blickführung, das sind zwei wichtige Basics beim Mountainbiken. »Das lernt man am besten, wenn man es immer und immer wieder wiederholt - hier im Park kann man einfach 100 Mal die gleiche Kurve fahren«, ergänzt Stefan Failenschmid, der sich vor allem im Bleichstetter Projekt engagiert hat.

Ehrenamtliche haben eine flache Wiese beim Bleichstetter Sportgelände in eine hügelige Landschaft mit Steilkurven, Abfahrten und
Ehrenamtliche haben eine flache Wiese beim Bleichstetter Sportgelände in eine hügelige Landschaft mit Steilkurven, Abfahrten und kleinen Jumps verwandelt. Foto: Marion Schrade
Ehrenamtliche haben eine flache Wiese beim Bleichstetter Sportgelände in eine hügelige Landschaft mit Steilkurven, Abfahrten und kleinen Jumps verwandelt.
Foto: Marion Schrade

In Upfingen finden Bike-Fans ein ähnlich großes Gelände vor. »Es ist ein kleiner Rundkurs mit Pumptrack und Jumpline«, erklärt Peter Dangel. Der Pumptrack hat ein welliges Profil, das gezielt ausgenutzt wird: Ziel ist es, ohne zu pedalieren und nur durch »Pumpen«, also gezielte Auf Abwärtsbewegungen Geschwindigkeit aufzubauen. Wer das hinkriegt, beherrscht seinen Körper und sein Rad schon ganz gut. Die Jumpline ist was für Mutige, die Sprünge haben es in sich. Ein weiterer kleiner Streckenabschnitt ist in Serpentinenform angelegt, hier kann man üben, wie man Spitzkehren fährt.

Befahren werden dürfen beide Strecken grundsätzlich jederzeit, eines aber gilt für alle: Benutzung auf eigene Gefahr - jeder ist für sich selbst verantwortlich, das gilt auch für die passende Schutzausrüstung. Betreutes Training gibt es nicht - zumindest noch nicht. »Wir können uns das alles vorstellen«, sagt Elke Ross. Von Schnupperkurs bis Radabteilung im SVE Bleichstetten ist aus ihrer Sicht alles möglich, auch Peter Dangel wäre bereit, seine Qualifikation als Fahrtechnik-Trainer einzubringen - vorausgesetzt, es besteht Interesse.

Denn darüber, dass die Jugendlichen, die sich die Parks damals gewünscht hatten, nun wie vom Erdboden verschwunden scheinen, sind Peter Dangel, Elke Ross und ihre Mitstreiter zumindest irritiert, wenn nicht gar enttäuscht. Sie hoffen nun, dass sich über die Aktion am Samstag neue Interessenten finden - oder die alten von damals wieder zurückkommen. Mit seinen 16 Jahren ist Joris Schreiner aus Upfingen derzeit der Jüngste im Bunde. Er hat auf der Baustelle oft mitgeholfen und findet es schade, dass seine Altersgenossen so wenig Engagement zeigen. Ihm macht beides Spaß, Biken und Bauen. »Ich helfe gerne mit - man darf nicht immer nur jammern, dass es nichts gibt, man muss auch selbst was dafür tun«, findet er. »Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem, was hier entstanden ist.« (GEA)

Zwei Feste am Samstag

Die Upfinger feiern ihre wiedereröffnete Mountainbike-Strecke auf Eichenhardt bei der Sängerruh am Samstag, 3. August. Das »Pumptrack-Feschd« beginnt um 13 Uhr, es gibt Gegrilltes und Getränke. Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) wird mit einem Info-Stand vertreten sein. Das Wichtigste: Die Strecke kann natürlich ausgiebig getestet werden - bei Bedarf auch mit einem Leihbike. Ausdrücklich zum Fahren eingeladen sind Mountainbiker auch in Bleichstetten. Der Bike-Park befindet sich auf dem Sportgelände in nächster Nähe zur Waldgaststätte, wo am Samstag und Sonntag beim Waldhock gefeiert wird. Fassanstich ist am Samstag um 16 Uhr, abends steht ab 20 Uhr die Bad Uracher Folkgruppe Booghk de Doo auf der Bühne. Später lädt die Cocktail-Lounge zum gemütlichen Verweilen ein. Der Frühschoppen am Sonntag wird von 11 bis 14 Uhr musikalisch vom Musikverein Upfingen umrahmt. Nachmittags bietet eine Spielstraße Unterhaltung für die jüngeren Gäste. Für Biker, die beide Parks testen wollen, ist eine etwa drei Kilometer lange Verbindungsstrecke zwischen Bleichstetten und Upfingen ausgeschildert. (ma)