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Mit Schwirrspiel und Gingkofant beim Schwäbischen Kunstmarkt in Metzingen

Bei Wechselwetter schlendern mehr als 10.000 Fans von Schönem über den Kelternplatz.

Glasbläser Detlef Greiner-Perth zeigt sein Können.  FOTO: SANDER
Glasbläser Detlef Greiner-Perth zeigt sein Können. FOTO: SANDER
Glasbläser Detlef Greiner-Perth zeigt sein Können. FOTO: SANDER

METZINGEN. Auch der 37. Schwäbische Kunstmarkt in Metzingen war am Pfingstwochenende wieder farbenprächtig und vielfältig auf hohem Niveau, denn auf das kunsthandwerkliche Können wird bei der Auswahl der Aussteller viel Wert gelegt.

»Ich habe mich schon oft beworben, jetzt hat es endlich geklappt«, so Anna Osiadly, deren handbemalte Seidenvariationen von Tüchern über Bänder bis zu Kleidung ein bunter Hingucker auf dem Kelternplatz waren. Sie flatterten im Wind am Pfingstsonntag, an dem das Wetter sehr »abwechslungsreich« war und von Regenschauern und Windböen pünktlich zur Eröffnung bis zu Sonnenschein zwischendurch reichte. »Unmöglich, heute draußen zu arbeiten«, musste nicht nur Besen-Paule feststellen, der mit seinen humorvollen Vorführungen des Besenbinderhandwerks seit vielen Jahren er-heblich zum Unterhaltungswert des Marktes beiträgt. »Die Stammkunden sind trotzdem gekommen und haben ge-kauft.«

»Unmöglich, heute draußen zu arbeiten«

Glasbläser Detlef Greiner-Perth zeigte seine Kunst zwar wettergeschützt in der offenen Marktkelter, hat ebenfalls viele Stammkunden, die auch bei Wind und Wetter kommen. Er hat über die Jahrzehnte eine Änderung im Käuferverhalten festgestellt. »Als ich 1987 das erste Mal dabei war, hat noch Herr Schnitzer den Markt organisiert. Die hohe Qualität der Aussteller ist geblieben, aber die Besucher bleiben bei den Verführungen nicht mehr so lange stehen wie damals. Sie wollen schnelle Ergebnisse sehen, nicht warten, bis etwas fertig ist, dass viel Zeit zur Herstellung benötigt.«

Noch kann Greiner-Perth vorführen, aber jünger wird auch er nicht, und ein Nachfolger für seine Glasbläserkunst ist nicht vorhanden. Sein Glastierzoo wird immer größer, wie überhaupt tierisch was los war auf dem Markt, sinnbildlich und wörtlich.

Was aus Baumscheiben so alles werden kann.  FOTO: PFISTERER
Was aus Baumscheiben so alles werden kann. FOTO: PFISTERER
Was aus Baumscheiben so alles werden kann. FOTO: PFISTERER

Die Glasschildkröten hatten gehäkelte »Verwandte«, gut zu verwenden als Nadelkissen außer zum Kuscheln, bei »Schwabenkrabbe« Melanie Pillkahn. Tiere aus Metall wie die großen Schmetterlinge als Gartendeko bei Jörg Lomprich oder der hölzerne Gingkofant von Michael und Andrea Pfaff waren besondere Hingucker und Beispiele für die tierische Materialvielfalt in allen Bereichen. »Das sollte ein Gingkoblatt werden«, erklärt der Künstler diese neue Tierart. Aber dann wurde aus dem Blatt ein Elefantenkopf und aus dem Stiel ein Rüssel.

Echte (unverkäufliche) Tiere gab es auf dem durch Betonbarrieren, riesige Baumpflanztöpfe und Security gesicherten Markt auch: bei den Ausstellern, wie Basset Chou-Chou vor der Mitmachwerkstatt von Michael Uhlig. Wichtig für den Kunstmarkt, wenn auch tagsüber nicht sichtbar, sind die vierbeinigen »Nachtwächter« der Hundefreunde Metzingen, die mögliche Einbrecher stellen würden.

»Die Besucher wollen schnell Ergebnisse sehen«

Dass die kreativen Ideen nur so schwirrten und aus einfachem Kunst werden kann, demonstrierte Buchbinderin Ulrike Wiesner mit ihrem "Schwirrspiel", das sogar als Fitnessgerät Verwendung finden kann. "Ich kenne das als Knopfspiel aus Erzählungen von Verwandten. Damals gab man Kinder zur Beschäftigungen Knopf und Faden, der gedreht wurde. Beim Loslassen schwirrte der Knopf, und die Kinder waren begeistert. Diese Grundidee für ihr "Schwirrspiel", das es auf dem Markt mit Anleitung gab, kann spielerisch den Schulterbereich dehnen und zur Entspannung beitragen.

Die »Verwandlungskünstlerin« hatte viele Ideen zu textilen Unikaten: So kann etwa aus einem Cape ein Rock werden. Über die Entstehungsgeschichten der Werke und über die künstlerisch tätigen Menschen auf dem Kunstmarkt könnte man ein Buch schreiben. Das würde Susanne Jarsch zwar nicht zu einem »Faltenbuch aus Waldenbuch«, faltet aber sonst aus alten Büchern kreative Geschenke.

Es war wieder ein Kunstmarkt der Vielseitigkeit, mit mehr als 10.000 Besuchern auf dem Kelternplatz. Entspannt bummelten sie zu den 94 Ausstellern, schauten bei der Bonbon- oder Seifenherstellung zu oder auch nur die Kunstwerke an – und kauften in reicher Zahl. (GEA)