GOMADINGEN. Seit 2021 ist es ruhiger geworden um Karl-Wilhelm Röhm. Langeweile kennt er dennoch nicht. Der Gomadinger ist auch im Unruhestand noch umtriebig.
Ein aufmerksamer Blick und man weiß Bescheid, was zwischenzeitlich den eigentlichen Lebensinhalt von Karl-Wilhelm Röhm, der von 2001 bis 2021 Abgeordneter (CDU) des Landtages von Baden Württemberg und bis 2015 Rektor am Münsinger Gymnasium war, zwischenzeitlich ausmacht. Ein Kindersportwagen im Flur, die Enkelkinder Lotta und Carl-Luis auf dem Kalenderblatt wie auch auf seiner Smartphonehülle. Lotta (5) war’s, die den umtriebigen Politiker, wenn auch nicht bewusst, 2021 dazu bewog, nicht mehr als Abgeordneter zu kandidieren. »Ich wollte einfach mehr Zeit mit meiner Enkeltochter verbringen«, erinnert sich der 73-Jährige.
»Die körperliche Arbeit im Freien macht mir richtig Spaß«
Lottas Brüderchen Carl-Luis (3) komplettierte zunächst das Opaglück, welches in den nächsten Tagen um ein weiteres Enkelkind bereichert wird. Opas Aufgaben sind vielfältig. Ob mit der Kindertrage auf dem Rücken in den Südtiroler Bergen, als Zuhörer oder auf dem Wohnzimmerboden als menschliches Turngerät: Auf Opa Karl-Wilhelm ist einfach Verlass. Nicht nur am offiziellen Opatag!
Verlässlich zeigt sich Röhm auch als Jagaufseher im Jagdrevier seines Sohnes Johannes, das direkt vor seiner Haustür liegt. »Die körperliche Arbeit im Freien macht mir richtig Spaß. Egal ob beim Ausschneiden der Hochsitze, bei der Kirrung im Winter oder der Pflege der Waldflächen«, berichtet Röhm mit dem bekannten Funkeln in den Augen, welches sich bei ihm immer dann zeigt, wenn er mit Leib und Seele bei einer Sache dabei ist.
Die Arbeit im Wald ist unter anderem Teil seines körperlichen Fitnessprogramms, das er möglichst bis ins hohe Alter absolvieren will. Dazu gehört aber auch die freiwillige Schinderei im kleinen, hauseigenen Fitnessstudio, wo Röhm auf dem Ergometer an seiner Ausdauer arbeitet und sich für die Muckis zwei- bis dreimal wöchentlich unters Eisen legt.
Haus und Hof müssen in Schuss gehalten werden, wobei er seine Frau Uschi, die ihm über all seine »offiziell aktiven Jahren« hinweg den Rücken freigehalten hat, unterstützt. Blickt Röhm auf seinen Ruhestand, der in Wirklichkeit eher einem freiwilligen Unruhestand entspricht, sagt er: »Ich bin dankbar und demütig für alles, was mir geschenkt wurde«.
Das politische Zeitgeschehen interessiert ihn natürlich nach wie vor. Mit dem wird er auch nahezu täglich im Gespräch mit Freunden, Nachbarn und Menschen, die ihn einfach als Politiker kennen, konfrontiert. »Insbesondere die Themen Asyl und Migration brennen der Bevölkerung unter den Nägeln«, weiß Röhm. Auch dass mehr als 70 Prozent der Bevölkerung sich nicht vorschreiben lassen wollen, wie sie zu reden haben. Mit Aussagen wie »Migranten, die trotz Schutzstatus in ihren Heimatländern Urlaub machen, sollten wie auch Messerstecher in Deutschland kein Aufenthaltsrecht haben«, spricht er wohl vielen von seinen Weggefährten, die ihn um politischen Rat fragen, aus der Seele.
Im Umgang mit der AfD würde sich Röhm wünschen, dass hier nicht mit pauschaler Ausgrenzung, sondern mit Blick auf die Inhalte der Partei gearbeitet wird. Er ist sich sicher, dass nicht alle AfD-Wähler rechts sind, noch erreicht werden können.
»Ich bin dankbar und demütig für alles, was mir geschenkt wurde«
Zahlreiche Ehrenämter fordern nach wie vor seine Kompetenz, er ist nach wie vor Mitglied im Vorstand einiger Organisationen und Vereine. Alles in allem kommt da einiges an Sitzungsstunden im Jahr zusammen, unter anderem bei der Landessynode, der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke BW (AWK), dem Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Volksbund Deutscher Kriegsgräber oder dem Förderverein Handball Württemberg. »Da ist nichts dabei, was ich lästigerweise loshaben will«, blickt Röhm auf seinen ehrenamtlichen Einsatz.
Trotz allem Engagement gibt’s bei Röhm zwischenzeitlich auch öfter einen Feierabend. Den »würzt« er sich ganz gern – nach getaner Arbeit mit Blick auf sein »Rentnerbänkle«, das er von seinen Kollegen am Gymnasium zum Abschied bekam – mit Schwarzwurst und einem kühlen Weizenbier. (GEA)