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»Aqua« rockt die Metzinger Stadthalle: 450 Zuschauer begeistert vom Großprojekt

Ob Jung oder Alt, ob Musiker, Sänger, Darsteller oder Bühnenbildner: Rund 200 Beteiligte vom Grundschüler bis zum Profi tragen zum Erfolg des Gemeinschaftsprojekts unter der Führung des musikalischen Leiters Bruno Seitz bei.

Noch sind die Bewohner von Aquapolis  traurig, weil die Meerhexe  keine Freude zulässt. Doch bald werden sie von der Tyrannin be
Noch sind die Bewohner von Aquapolis traurig, weil die Meerhexe keine Freude zulässt. Doch bald werden sie von der Tyrannin befreit Foto: Kirsten Oechsner
Noch sind die Bewohner von Aquapolis traurig, weil die Meerhexe keine Freude zulässt. Doch bald werden sie von der Tyrannin befreit
Foto: Kirsten Oechsner

METZINGEN. Was für ein visuelles und akustisches Feuerwerk wurde da am Freitag mit »Aqua« in der ausverkauften Metzinger Stadthalle gezündet: Zweieinhalb Stunden lang wurden mehr als 450 Zuschauer mit Musik und Tanz, Gesang und Vorgelesenem in eine andere Welt mitgenommen. Das Publikum durfte beim musikalischen-darstellerischen Gang durch die Genres träumen und staunen, erlebte aber auch spannende und lustige Momente; ein bisschen kommunalpolitischer Lokalkolorit durfte ebenso wenig fehlen wie ein kritischer Blick auf den Ist-Zustand der Welt. Von der Erms in Neuhausen ging’s mit Undine über den Neckar und den Rhein raus aufs Meer. Dort tauchten die Besucher in die Unterwasser-Sagenwelt Aquapolis ein und fanden sich am Ende der ungewöhnlichen (Traum)Reise in Hofbühl-City wieder.

Das Projekt ist mehr als ein Musical, es vereint klassische Musik und Rock, Rap und viele andere Genres. Alt und Jung, (Musik)Schüler und Profis haben ein Jahr lang daran gearbeitet, den Zuschauern ein ganz besonderes Spektakel zu präsentieren, das alle Grenzen sprengt und für eines steht: Gemeinsam ist man stark, kann etwas bewegen.

Aus Fächern werden Wellen

Wie heißt es in der Geschichte, vorgelesen von Mitinitiatorin Bettina Scharping: Wichtig für ein friedliches Zusammenleben in einer bunten Welt ist vor allem Freundschaft. Und die wird auf der Bühne gelebt: Undine hat den Geflüchteten Raffi als Freund, mit ihm bricht sie zu einer abenteuerlichen Reise auf und er überwindet dabei die Angst vor dem Wasser. Die extrem böse Meerhexe verbietet alles, was Freude macht und für Vielfalt steht, hat nichts mehr zu sagen und verliert an Macht. Dafür sorgen Pazifika, Tochter des Meeresgottes und engagierte Emanze, sowie die vielen Meeresbewohner wie der queere, vegan lebende Hai und die Sardinen, die sich eng an eng auf Demos drängen.

Flüsse und das Meer darstellen, wenn man weit weg von Gewässer ist? Für Bettina Scharping, unter anderem verantwortlich für die Konzeption, Text und die Kunstprojekte sowie Bühnengestaltung, und Christina Reges-Manz (Choreografie und Kostüme) kein Problem: Aus weiß-blauen Fächern werden tosende Wellen, aus einem riesengroßen weißen durchsichtigen Tuch Nebel.

An einem bewegenden Abend sorgten sie mit »Over the rainbow« für  Gänsehautmomente: Sängerin Friederike Stocker und Gitarristin
An einem bewegenden Abend sorgten sie mit »Over the rainbow« für Gänsehautmomente: Sängerin Friederike Stocker und Gitarristin Florentine Anderson Foto: Kirsten Oechsner
An einem bewegenden Abend sorgten sie mit »Over the rainbow« für Gänsehautmomente: Sängerin Friederike Stocker und Gitarristin Florentine Anderson
Foto: Kirsten Oechsner

In Szene gesetzt werden sie von der Klasse 4a der Sieben-Keltern-Schule, die als Elfen und Nymphen, Muscheln oder Schwertfische und vieles mehr visuell begleiten, was von den Musikern zu hören ist: Wenn der Price-Klassiker »Purple Rain« erklingt, tanzen sie mit lila Lampions auf der Bühne; und ist die Filmmusik aus »Fluch der Karibik« zu hören, kämpfen sie als Piraten mit ihren Schwertern um ein Piratenschiff. Klar, dass bei so viel Liebe zum Detail auch ein knallgelbes U-Boot mitten in den Zuschauerreihen auftaucht – passend zu »Yellow Submarine«. In diese kreative Arbeit mit eingebunden waren Schüler aller Metzinger Grundschulen.

Neben dem traditionellen »Fischlied«, dargeboten von der Klassenstufe 2 der Uhlandschule Neuhausen, über den Shanty »Wellermann«, interpretiert von dem Inklusionsensemble »Flauto Granate and Friends« bis hin zu Bedrich Smetanas »Die Moldau«, mit dem das Orchester für Gänsehautmomente sorgte, folgte ein musikalischer Höhepunkt auf den anderen. Beteiligt waren alle Ensembles der Musikschule sowie die Rockband, das Schulorchester »Uhlandkids«, das Jugendsinfonieorchester Metzingen, eine Kooperation der Musikschule Metzingen und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, sowie das Gemeinschaftsjugendblasorchester »Mixed Music« der Musikvereine und der Musikschule.

Mutige Solisten bewegen

Bewegend auch der Mut der Solisten, sich diesem großen Publikum zu stellen: David Dominkovic mit »Smoke on the water«, Sängerin Friederike Stocker und Gitarristin Florentine Anderson interpretierten »Over the Rainbow.« Das Herz berührten Leon Hornstein mit »Trust in me« und Xenia Müller mit »Part of your world«, später überzeugte Lena M. Brodatsch und Friederike Stocker mit »It’s raining men«. Noah Dogan und Pascal boten sich ein eindrucksvolles Rap-Battle.

Und wenn Musik rund ums Wasser erklingt, darf ein Song nicht fehlen: »Aquarius«, aus dem Musical »Hair«. Nach diesem fulminanten Abschluss zeigte sich nicht nur das Publikum begeistert vom Projekt mit insgesamt rund 200 Beteiligten, sondern auch der musikalische Leiter Bruno Seitz: »Der schönste Beruf auf der Welt ist, Musikschulleiter zu sein, wenn so etwas wie ‚Aqua‘ dabei herauskommt.« (GEA)