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AfD-Abgeordneter spricht in Nehren - 500 Menschen demonstrieren

Über 500 Menschen demonstrieren vor dem Nehrener Hof. Dort sprach AfD-Bundestagsabgeordneter Malte Kaufmann vor rund 90 Anhängern über Wirtschaft.

Hunderte Menschen demonstrierten gegen die AfD in Nehren
Hunderte Menschen demonstrierten gegen die AfD in Nehren Foto: Irmgard Walderich
Hunderte Menschen demonstrierten gegen die AfD in Nehren
Foto: Irmgard Walderich

NEHREN. Draußen vor dem Nehrener Hof war der Protest unüberhörbar. Über 500 Menschen hatten sich gestern Abend in Nehren versammelt, um gegen die AfD zu protestieren. Drinnen in der Gaststätte war davon nichts mehr zu spüren. Fast 90 AfD-Anhänger waren gekommen, um den Bundestagsabgeordneten Malte Kaufmann zu hören. Die Polizei war mit 28 Einsatzkräften vor Ort.

Zur Protestkundgebung aufgerufen hatte ein breites Bündnis an Organisationen und Parteien, darunter unter anderen die SPD-Ortsvereine Nehren, Ofterdingen, Gomaringen und Dußlingen. Die Linke im Steinlachtal war ebenso mit dabei wie die Alternative Liste Nehren und die Initiative für Demokratie und Vielfalt Steinlachtal. Sie wollten die anreisenden AfD-Unterstützer mit Protest empfangen. Viel Platz hatten sie dafür allerdings nicht. Auf dem Privatgrundstück des Nehrener Hofs war die Demonstration untersagt. So drängten sie sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf dem Parkplatz vor dem Jugendhaus.Aufruf zu friedlichem Protest»Wer diese Partei wählt, spricht sich für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aus«, sagte Heike Sinner von der Initiative Demokratie und Vielfalt Steinlachtal. Die AfD sei eine »rassistische und unsoziale Partei«. Sie hatte die Versammlung organisiert und rief die Teilnehmer dazu auf, friedlich zu demonstrieren und sich nicht provozieren zu lassen.

»Sie sind kein Volkswirt. Sie sind ein Witzbold - Jürgen Jonas aus Nehren«

Jürgen Jonas erinnerte in seinem Redebeitrag an die Nehrener Antifaschisten, die 1933 in die Nachbarstadt Mössingen marschierten, um ihre Kollegen beim Generalstreik gegen das Hitler-Regime zu unterstützen. 19 Nehrener seien damals wegen Landesfriedensbruch verurteilt worden. Die AfD wolle nun »dauerhaft ihre Knobelbecher in Nehren in die Tür stellen«. Das müsse verhindert werden. Den Abgeordneten Malte Kaufmann griff er scharf an: »Sie sind kein Volkswirt, sie sind ein Witzbold.«

Die AfD verfolge verfassungs- und menschenfeindliche Ziele, sagte Aron Hagemann vom Bündnis gegen rechts. »Es ist eine Partei, die nichts anderes kann als hetzen.« Am Bürgerdialog im Nehrener Hof habe man teilnehmen wollen, um im Gespräch gegenzuhalten. »Wir wurden explizit ausgeladen. Uns wurde mit der Polizei gedroht.« Es reiche aber nicht aus, nur gegen rechts zu sein. Man müsse solidarisch für demokratische Werte einstehen. Der dritte Redner der Kundgebung vom offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus aus Tübingen forderte dazu auf, Antifaschismus von unten zu organisieren. Auch sollte der AfD keine Räume für Treffen zur Verfügung gestellt werden.

AfD-Bundestagsabgeordneter Malte Kaufmann im Nehrener Hof
AfD-Bundestagsabgeordneter Malte Kaufmann im Nehrener Hof Foto: Irmgard Walderich
AfD-Bundestagsabgeordneter Malte Kaufmann im Nehrener Hof
Foto: Irmgard Walderich

Während draußen in der Kälte die Demonstrierenden ausharrten, reagierten die Teilnehmer des Bürgerdialogs im Nehrener Hof betont gelassen. »Jeder darf seine Meinung äußern«, sagte der Sprecher des AfD-Kreisverbandes Wolfram Schilling. Auch habe man keine Anmeldungen aus inhaltlichen Gründen abgelehnt. »Wir waren im Prinzip schon voll«. Allerdings habe sich jemand mit falschen Namen versucht, anzumelden. Die Anwesenden begrüßte er mit den Worten »schön, dass Sie es durch die Meute geschafft haben«.

»Schön, dass Sie es durch die Meute geschafft haben - Wolfram Schilling, AfD-Kreisverband«

Den Vorwurf der Demonstranten, dass die AfD eine Nachfolgepartei der Nationalsozialisten sei, wies der Bundestagsabgeordnete Kaufmann weit von sich. Das sei eine »Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus«. Mit »erfundenen und erdachten Lügenmärchen« werde versucht, den Bürgern Angst zu machen. Die meisten Journalisten kämen dabei aus dem links-grünen Spektrum. »Entsprechend gefärbt« sei die Berichterstattung. »Wir werden Demokratie wieder herstellten. Wir holen uns unser Land zurück«.

Ausweisung von Straftätern, Rücknahme des Lieferkettensorgfaltsgesetzes, Abbau der Bürokratie – das nannte Kaufmann als Ziele der AfD. Um die Energiekosten zu senken setzt der Abgeordnete auf Kernenergie. Sollte die AfD an die Macht kommen, »werden wir sofort versuchen, die Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen«. Auch werde die CO2-Abgabe abgeschafft. Deutschland müsse sich wieder auch die Industriezweige besinnen, die das Land stark gemacht hätten. Nur Hohn und Spott hatte er dabei für den grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck übrig. Das kam im Saal besonders gut an. (GEA)