DETTINGEN/ERMS. Mit dem Kostenreduzierungsprogramm namens »Streamline« will der Automobilzulieferer Elring Klinger, Dettingen/Erms, ab 2026 die Personalkosten des Konzerns um mindestens 30 Millionen Euro pro Jahr verringern. Dies teilte das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag anlässlich der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal mit. Ein Sprecher von Elring Klinger sagte auf Nachfrage des GEA, dass nicht festgelegt sei, wie viele Beschäftigte das Unternehmen verlassen sollen.
Wie in unserer Donnerstagausgabe bereits gemeldet, hat das Unternehmen am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung ein Freiwilligenprogramm vorgestellt. In der Pressemitteilung heißt es nun, bestimmendes Prinzip für Beschäftigte der deutschen Standorte sei die beidseitige Freiwilligkeit, also von Unternehmen und Arbeitnehmern.
Der Unternehmenssprecher widersprach nicht der Darstellung von Beschäftigten gegenüber dem GEA, dass sich Beschäftigte zwischen 12. Mai und 30. Juni dieses Jahres entscheiden können, Elring Klinger gegen Zahlung einer Abfindung zu verlassen. Die Abfindungshöhe errechnet sich demnach nach der Formel 1,2 mal Monatsentgelt mal Beschäftigungsjahre, wobei die Abfindung pro Kopf auf 250.000 Euro begrenzt ist.
Über 4.200 Beschäftigte in Deutschland
Das Freiwilligenprogramm richte sich vor allem an Personen, die dem Ruhestand nahe oder für neue Wege offen seien, erläuterte der Firmensprecher. Zum Programm »Streamline« gehört gemäß Pressemitteilung auch ein konzerninterner Arbeitsmarkt, »um Beschäftigte in andere Bereiche zu übernehmen«. Zum 31. März arbeiteten 9.083 Personen weltweit für Elring Klinger, davon 46,6 Prozent oder 4.233 in Deutschland, und davon wiederum knapp 3.000 an den Standorten Dettingen/Erms, Lenningen, Neuffen und Rottenburg.
Thomas Jessulat, Vorstandsvorsitzender der Elring Klinger AG, wird wie folgt zitiert: »Im Zuge des Wandels unserer Branche haben wir bereits strategische Entscheidungen zur Fokussierung getroffen und konzentrieren uns künftig auf profitable Bereiche. Mit unserem Programm ›Streamline‹ passen wir nun auch unsere internen Strukturen an die neuen Gegebenheiten an, um für den weiteren Weg der Transformation schlagkräftig aufgestellt zu sein.«
Im ersten Quartal 2025 erzielte Elring Klinger einen Umsatz von 423,1 Millionen Euro – nach 465,3 Millionen Euro im ersten Quartal 2024. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass zwei inzwischen veräußerte Gesellschaften in der Schweiz und in den USA im ersten Quartal 2024 noch einen Umsatz von 44,7 Millionen Euro beigesteuert hatten. Um Verkaufs- und auch um Währungseffekte bereinigt, ist der Umsatz um 10,4 Millionen Euro oder um 2,2 Prozent gestiegen.
Zahlen zur Ertragslage
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug im ersten Quartal 20,5 Millionen Euro – nach 24 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die bereinigte Ebit-Marge, also bereinigtes Ebit geteilt durch Umsatz, liegt folglich bei 4,9 (Vorjahr: 5,2 Prozent). Elring Klinger bestätigte den Ende März vorgestellten Ausblick für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz auf Vorjahresniveau liegen – wobei die Basis des Umsatzes ohne die beiden veräußerten Gesellschaften bei 1,644 Milliarden Euro liegt. Die bereinigte Ebit-Marge soll bei 5 Prozent liegen. "Insgesamt sind wir auf Kurs, unsere Jahresziele 2025 zu erfüllen, stellte Jessulat fest.
Unterm Strich steht fürs erste Quartal ein Konzern-Periodenergebnis von 1,6 (Vorjahr: 9,8) Millionen Euro und ein (nach Minderheiten) auf die Elring-Klinger-Aktionäre entfallender Quartalsgewinn von 3,5 (Vorjahr: 13,3) Millionen Euro. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 6 (Vorjahr: 21) Cent.
Für 2024 hatte Elring Klinger bei einem Umsatz von 1,803 Milliarden Euro einen Konzernverlust von 163,9 Millionen Euro bekannt gegeben. Der auf die Aktionäre entfallende Verlust beläuft sich auf 137,8 Millionen Euro. Dennoch soll den Aktionären bei der Hauptversammlung am 16. Mai trotz eines Ergebnisses von minus 2,18 Euro je Aktie wie im Vorjahr die Ausschüttung einer Dividende von 15 Cent je Aktie vorgeschlagen werden.
Elring Klinger hatte im März berichtet, sich bei sieben Banken einen neuen Konsortialkredit von insgesamt 450 Millionen Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren für die mittel- und langfristige Finanzierung des Konzerns gesichert zu haben. Im April gab das Unternehmen zudem bekannt, dass zum 1. August Isabelle Damen als neue Finanzvorständin beginne und der Vorstand damit von drei auf vier Personen erweitert werde. (GEA)