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Was den Briten jetzt alles fehlt

Corona und Brexit haben Arbeitsmarkt und Lieferketten auf den Kopf gestellt. Liste des Mangels.

Teilweise leere Regalen in einem Londoner Supermarkt.
Teilweise leere Regalen in einem Londoner Supermarkt. Foto: Augstein/dpa
Teilweise leere Regalen in einem Londoner Supermarkt.
Foto: Augstein/dpa

LONDON. Kaum ein Wort kommt in britischen Medien derzeit wohl häufiger vor als »Shortages«, also auf Deutsch »Engpässe«. Es vergeht keine Woche, ohne dass eine Branche über mangelnde Bewerber oder fehlende Güter klagt. Zwar sind die Lieferketten nach dem wirtschaftlichen Aufschwung nach der Coronakrise weltweit gestört. Doch Großbritannien trifft es besonders hart, denn mit dem Brexit kommt ein weiterer herber Schock hinzu.

Lastwagenfahrer

»Alles, was wir in Großbritannien haben, kommt auf der Ladefläche eines Lkws zu uns«, betont Rod McKenzie von der Road Haulage Association immer wieder. Deshalb trifft der Mangel von geschätzt 100 000 Fernfahrern die Briten besonders hart. Tankstellen können nicht mit Kraftstoff beliefert werden, Supermärkte müssen auf regelmäßigen Nachschub verzichten, weshalb immer wieder Lücken in den Regalen entstehen. Viele EU-Fahrer sind während der Pandemie in ihre Heimatländer zurückgekehrt und können nach dem Brexit nicht einfach wieder in Großbritannien arbeiten.

Frisches Gemüse und Obst

Frisches Gemüse und Obst lässt sich nicht lange lagern, daher entstehen immer wieder Lücken in den Regalen, wenn Supermärkte vergeblich auf Lieferungen warten. Um frustrierte Fotos von Kunden in sozialen Medien zu vermeiden, sind einige britische Supermärkte kreativ geworden. So hat etwa die Kette Tesco auf Karton gedruckte Bilder von Lebensmitteln in einige Regale gestellt, wie der Guardian berichtete.

Busfahrer

Weil Logistikbetriebe alle umwerben, die einen Lastwagen steuern können, sind die Löhne in der Branche gestiegen. Das Nachsehen haben die britischen Busfahrer, obwohl auch sie unter langen Schichten und fehlenden Toiletten leiden. »Daher denken sich die Leute jetzt, wenn wir weiter unter diesen viktorianischen Bedingungen arbeiten müssen, dann können wir auch für 20 Pfund die Stunde einen Lastwagen fahren, statt für zehn Pfund die Stunde einen Bus«, erklärte Gewerkschafter Bobby Morton. »Daher gehen die Busfahrer gerade in Scharen in die andere Branche.« Der Confederation of Passenger Transport UK zufolge fehlen derzeit rund 4 000 Busfahrer.

Türsteher

Der britischen Club-Branche fehlen die Türsteher. Während der Pandemie, als Clubs und Bars für viele Monate geschlossen blieben, hätten viele die Branche verlassen und sich Jobs mit angenehmeren Arbeitszeiten gesucht, sagte der Chef der Night Time Industries Association, Michael Kill, dem Sender Sky News.

Schlachter

Schweinefleisch essen viele Briten nach wie vor gern – aber es gibt immer weniger Menschen im Land, die bereit sind, Schweine auch zu schlachten. Britische Schweinebauern warnten in den vergangenen Wochen, dass rund 120 000 gesunde Tiere auf den Höfen getötet und in den Müll geworfen werden müssten, wenn sich die Situation nicht entspanne. Auch der größte britische Geflügelproduzent hat gewarnt, dass Truthähne zu Weihnachten knapp werden könnten.

Pflegekräfte

Vor allem Menschen mit Behinderungen, die Hilfe brauchen, haben nach dem Brexit Probleme, Pflegekräfte zu finden, wie der Observer berichtete. Mittlerweile müsse man regelmäßig Anträge zurückweisen, so Peter Henry von der Organisation Origin, die Pflegekräfte für Menschen mit Wirbelsäulenleiden vermittelt. (dpa)